Facebook ist kein Reisebüro – oder: wie buche ich eine Reise?
Aufgrund der steigenden Anzahl von Fragen auf Facebook, die mir immer wieder ein lautes Schnaufen und Augenrollen entlocken, habe ich das Gefühl, es braucht einen kleinen Leitfaden wie auch ein klares Statement. Und zwar dahingehend, wie man erfolgreich seine Reise buchen kann, ohne mehrmals anzuecken. Eines gleich einmal vorweg: Facebook ist kein Reisebüro. Diese Aussage möchte ich mithilfe dieses Artikels unterstreichen, denn immer öfter kommt mir vor, dass Leute diese Dinge verwechseln.
Eventuell liest man in diesem Artikel durch meine spitz formulierten Sätze eine gewisse Art von Ärger heraus. Das ist sicher zutreffend und auch bewussst gewollt. Denn es nervt mich schon etwas, in den verschiedensten Reisegruppen auf Facebook immer dieselben Anfragen lesen zu müssen. Leider verharre ich dann immer fassungslos davor, und der Algorithmus glaubt dann vermutlich, mich interessieren solche Postings, sodass gefühlt jeder dritte Post mittlerweile aus Fragen besteht wie:
- „Wo ist es denn schön für einen Sommerurlaub“
- „Ich habe von 08.08 bis 15.08 frei – wo soll ich hinfahren“
- „Welches Hotel in Italien könnt ihr empfehlen“
- „Ich habe das Hotel XY in Rovinj gebucht. Kennt das wer? Ist das gut?“
- „Wir sind eine 4 köpfige Familie (2 EW, 2 KI) und möchten an den Gardasee. Wir suchen eine Unterkunft vom 02.09 – 10.09. Welche sollen wir buchen?“
- „Gibt es günstige Flüge nach Barcelona?“
- „Wie komme ich von Prag nach Berlin?“
- etc. etc.
Es verwundert mich nicht, dass viele Leute nur mehr Sätze wie „Hast du Facebook, hast du Goolge“ oder den Booking-Link (ja, das ist auch einer 😉 ) in die Kommentare reinwerfen. Ich habe eine Hypothese, warum das so ist: die Frage ist einfach zu unspezifisch und gehört in der Art und Weise nicht dahin.
Es gibt keine dummen Fragen …
Eh nicht. Aber es gibt die richtigen, berechtigten Fragen am falschen Ort. Falls du also mit du also mit dem Gedanken spielst, die Mitglieder der sozialen Plattform mit so offenen Fragen wie oben zu bemühen, lies dir zunächst einmal meine Hinweise zum erfolgreichen Buchen einer Reise durch!
Tipps zum Buchen einer Reise auf eigene Faust
Google ist dein Freund
Das ist der Obertipp schlechthin! Egal was du wissen willst: Dr. Google weiß Bescheid! Ich habe mir selbst schon die detailliertesten Fragen mithilfe gezielter Suche beantwortet. Man findet wirklich (fast) alles, was man sucht, wenn man nur die richtigen Begriffe eingibt. Du möchtest Ideen, wo es in Italien tolle Strände gibt? Dann probier es mal mit „schönste Strände Italien“. Oder willst du wissen, wie andere Reisende das Hotel XY fanden? „Hotel XY Erfahrungsbericht“ könnte weiter helfen. Du willst Infos zu Orten und was es dort alles gibt? Nichts leichter als das! Einfach „>Ortsname< Tipps“ eingeben – zack, alles da! Google hat übrigens mehr als nur eine Seite, da darf man sich auch durchklicken.
Probier´s mal aus: gibt „Matera Tipps“ bei Google ein – siehst du, welcher Artikel da erscheint 😉 ? Richtig, dieser hier! Du findest also ganz viele Hotelseiten, Fluginfos und Reiseberichte von Blogs oder in Foren online – und musst dazu nicht mal einen ganzen Satz schreiben!
Nutze Vergleichsportale
Spätestens seit der furchtbar nervigen TV – Werbung mit dem nuschelnden Mann kennt jeder Trivago. Und auch wenn du den Spot vielleicht ebenfalls nicht magst: du darfst die Plattform benutzen. Sie tut nämlich wirklich genau das, was sie soll – sie vergleicht Preise von Hotels. Das heißt, du kannst „Costa Brava“ eingeben, deinen Reisezeitraum und bekommst eine Menge Hotels inkl. Preis vorgeschlagen. solche Portale gibt es für alle möglichen Unterkünfte: Hostels, Campingplätze, Ferienwohnungen, Mietwägen, etc.
Und natürlich auch für Flüge. Plattformen wie z.B. Skyscanner, Checkfelix, Momondo, Google Flights suchen und vergleichen verschiedene Fluglinien und Verbindungen. Bei vielen muss man nicht mal einen Zielflughafen eingeben, sondern nur Datum und Abflughafen – so bekommt ein gutes Bild dafür, wohin es günstige Flüge gibt. Einfacher geht´s kaum!
Verwende Suchfilter
Ebenfalls praktisch ist die Verwendung von Suchfiltern. Auf Booking etwa kann ich ganz genau eingeben, was ich möchte. Du willst in deinem Hotel Frühstück, ein Pool und nicht mehr als 5 km zum Strand? Ja perfekt, dann gib das einfach ein! Soll der Hund mitkommen? Auch das kannst du als Filter setzen.
Bei Flügen das gleiche Spiel: wenn du gern direkt wohin fliegen würdest, dann klick doch einfach „nur Direktflug“ an. Die verschiedenen Portale machen es einem heutzutage wirklich schon sehr leicht, das Richtige zu finden.
Bewertungen bieten Orientierung
Auf so gut wie allen Buchungsportalen werden die Unterkünfte, Aktivitäten oder Fluglinien bewertet. Daran kannst du dich schon mal orientieren. Natürlich ist das nicht immer 1:1 zu nehmen (zum Beispiel ist es mir egal, ob es nur 3 Sorten Käse beim Frühstück gibt – während sich andere darüber beschweren und Sterne abziehen), aber man kriegt beim Lesen von Bewertungen schon einen ganz guten Blick dafür, wie es dort so ist.
Der große Vorteil? Wenn ein Hotel 100 Bewertungen hat, dann liest du dort sicher mehr Infos über diese Unterkunft raus als wenn du bei Facebook nachfragst. Denn überleg mal, wie viele Menschen in einer Gruppe von vll. 2000 Leuten denn genau in diesem Hotel gewesen sind? Richtig, vermutlich nicht so viele. Und wer sagt dir dann, ob die Erfahrungsberichte in den Kommentaren passender für dich sind als in den öffentlichen Bewertungen? Detailliertere Infos hast du eher bei zweiterem.
Verwende nützliche Apps
Noch ein riesengroßer Vorteil des Internets: es gibt Apps. Und zwar für so ziemlich alles. Ob ich nun zu Weihnachten wichteln möchte, meine Haushaltskasse führe oder eine Reise buchen will: glaub mir, es gibt eine App dafür!
Ich zum Beispiel habe Booking.com zum Buchen von Hotels, Rome2Rio zum Suchen von Öffi – Verbindungen und die Zugapps der ÖBB und Trenitalia dauerhaft auf meinem Handy. Warum? Weil sie praktisch sind. Ich weiß in wenigen Augenblicken, wie lange ein Zug von Wien nach Bratislava braucht und welchen ich nehmen muss. Ich sehe, wenn es einen Bus vom Flughafen in Lissabon ins Stadtzentrum gibt und auch, wieviel er kostet.
Das lustige an der Sache ist: meistens, wenn Fragen auf Facebook auftauchen, setzen sich hilfsbereite Menschen nicht mal eine Minute hin, öffnen ihre App, suchen das raus was DU wissen willst und kopieren dir einen Screenshot rein. Hey, du bist erwachsen, oder? Das schaffst du selbst auch!
Facebook – Gruppen haben auch eine Suchfunktion
Du darfst mir eines glauben: es gibt in manchen Gruppen beinahe täglich dieselbe Frage. Und irgendwann ist selbst der freundlichste Mensch nicht mehr bereit, zum fünfzigsten Mal seine Antwort hinzuschreiben.
Und es ist ja auch nicht notwendig, denn Facebook – Gruppen haben eine Suchfunktion. Das ist das kleine Feld mit der Lupe drin. Da kann man ein Wort eingeben (z.B. „Venedig“) und erhält sogleich alle Beiträge, die es dazu schon gab. Und vermutlich gibt es schon zumindest einen Beitrag, in dem ausführlich beantwortet wurde, welche Dinge man in Venedig unbedingt sehen sollte.
Es gibt auch Pauschalreisen zum Buchen im Internet
Falls es dir zu anstrengend ist, Flug+Hotel+Mietwagen extra zu buchen, dann sei beruhigt: die meisten Reiseveranstalter verkaufen ihre Pauschalreisen auch online. Dabei buchst du dann gleich das gesamte Paket und muss dich nicht mit verschiedenen Plattformen herumquälen. Und auch für diese Pauschalreisen gibt es eigene Vergleichsplattformen, bei denen du Preise & Leistung vergleichen kannst. Wo wir wieder bei Punkt 1 wären: google mal 😉 .
Zum Reise buchen ins Reisebüro
Falls dich das Selberbuchen überfordert, du Angst hast etwas falsch zu machen oder du nach einiger Recherche immer noch keinen Plan hast, wo du hinwillst, dann bist du in einem Reisebüro ganz bestimmt gut aufgehoben! Dort sitzen MitarbeiterInnen, die dich umfassend beraten können, dir Kataloge zum Schmökern mitgeben und den Buchungsvorgang für dich erledigen.
Gerade für die Frage „Ich will weg, weiß aber nicht wohin“ stellt das Reisebüro die ideale Anlaufstelle dar. Geschulte Menschen fragen hier danach, was du denn gern hättest (Sonne, Meer, Berge, Kultur,… ) und können sich einen Blick davon machen, was passen könnte. Das kann dir auf FB niemand abnehmen, weil wechselseitige Kommunikation hier relativ langsam und schwierig ist (erst recht, wenn 20 Leute mitreden). Außerdem haben Reisebüros eine Auswahl an Hotels, die sie kennen und sehr gerne und mit gutem Gewissen weiterempfehlen – das hilft dir vermutlich mehr als 20 verschiedene Meinungen auf Facebook!
Auch für Reisen, die etwas mehr Organisation erfordern als dir lieb ist, ist das Reisebüro ein guter Ansprechpartner. Du möchtest eine Safari in Namibia machen, aber traust dich nicht alleine? Da gibt es genügend Angebote, die du im Reisebüro deines Vertrauens buchen kannst.
Fragen, mit denen man auf Facebook gut arbeiten kann
Als letzten Hinweis möchte ich noch einen kleinen Tipp anbringen: Wenn man die richtigen Fragen stellt, bekommt man meist auch eine zufriedenstellende Antwort. Ich hab oben schon angemerkt, dass auf sehr vage Fragen entweder eine abschätzige Floskel, ein Link oder ein Suchergebnis, das du selbst auch gefunden hättest, kommt. Wenn du eine Reise buchen willst, hilft dir das allein aber oft nicht weiter.
Entsteht aber der Eindruck, dass du dich selbst schon gut mit deiner Frage auseinander gesetzt hast, aber dir vielleicht noch die ein oder anderen kleinen Infos fehlen, werden sehr viele bereit sein, diese Frage zu beantworten. Beispiele für Fragen, auf die ich selbst gern antworte, wären etwa:
- „Ich habe gelesen, dass im Hotel XY die Badezimmer recht alt ausschauen sollen. War von euch schon mal jemand da und kann mir etwas dazu sagen?“
- „Wir möchten gerne mit unserem Hund auf den Campingplatz XY. Offiziell geht das, ich wollte jetzt nur noch wissen ob da jemand schon Erfahrungen damit hat, da ich leider keine Berichte dazu gefunden hab“
- „War von euch schon mal jemand am Berg XY und kann mir sagen, ob es von der Seilbahn rauf noch sehr weit bis zum Gipfel ist? Auf der Karte schaut es ja nicht so weit aus, aber das muss auf dem Berg ja nichts heißen.“
- „Es gibt im Ort XY ja viele nette Weingüter. Welches ist denn euer Favorit und warum?“
Du siehst, es gibt Fragen, die jemand beantworten KANN! Die Sache mit den unspezifischen Fragen ala „Welches Hotel ist gut?“ kann nämlich niemand zufriedenstellend klären, weil viel zu viele Hintergrundinfos fehlen. Es ist so wie im psychologischen Setting: wenn mich jemand fragt „Was soll ich denn machen?“, KANN ich keine Antwort geben, weil die Antwort nur für mich stimmig wäre und nicht für jemand anderen. Daher würde meine Gegenfrage lauten „Was wäre denn möglich, nur mal so theoretisch?“.
Und so verhält es sich auf Facebook auch: wenn man keine genauen Umstände kennt (Vorlieben, Budget, liebste Aktivitäten, …) ist es nicht möglich, eine passende Antwort zu geben. Und ebenfalls gleich wie in therapeutischen Sitzungen: Dinge, die jemand alleine kann, soll man ihm/ihr nicht abnehmen. Erstens würden Helfer so nie fertig werden mit dem Helfen, andererseits Menschen nie soweit bringen, ihr Leben und ihre Entscheidungen selbst in die Hand zu nehmen.
Facebook und Reisetipps – es geht
Von daher hoffe ich, dass meine provokanten Aussagen verständlich gemacht haben, wie sehr Leute von Fragen, die eigentlich ins Reisebüro gehören aber auf Facebook stehen, genervt sind. Und welche Schritte du unternehmen kannst, wenn du eine Reise buchen willst, aber keinen genauen Plan im Kopf hast. Wenn du diese Tipps beherzigst, bekommst du wahrscheinlich die Infos, Antworten und Lösungen, die du suchst, und auf der anderen Seite entsteht viel Unterstützungsbereitschaft.
Viel Spaß also beim Recherchieren, Buchen und Reisen!
Ach, und falls jemand in die USA reisen will, und ihm/ihr so richtig doofe Fragen unter der Zunge brennen: Andreas von Reisewut hat einen sehr coolen “USA für Dummies“ – Artikel für genau solche Fälle 😉
Das ist Barbara, eine reisesüchtige Psychologin. Sie liebt Sonne, Italien, gutes Essen und Wein. Und denkt gern über sich selbst und andere nach. Meistens mag sie sich ganz gern und plant ständig irgendwelche Reisen.