Traumtour zu den Donauklöstern zwischen Pannonhalma und Beuron
Die Donau ist seit Jahrtausenden die Lebensader zahlloser Völker und Menschen. Dies gilt auch für Nonnen und Mönche, die entlang der Königin der Flüsse christliches Leben durch die Donauklöster mitprägen. Sie ziehen bis heute Reisende aus aller Welt an. Die Donauklöster sind Heimat des kulturellen Gedächtnisses in (Mittel-)Europa und somit eine Route zum Träumen.
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Stefan von Tourstory.de
Unsere Tour startet in Ungarn. Wir wollen Richtung Quelle fahren, was sich auch durchaus geistlich so formulieren lässt. Den Anfang machen wir in Pannonhalma bei Györ, wo wir das zugleich letzte katholische Kloster flussabwärts steht. Die Donauklöster ab Serbien gehören dann zu den orthodoxen Kirchen.
Kloster Martinsberg in Pannonhalma
Klöster werden naturgemäß im Mittelalter gegründet und in der Regel vom regierenden Adel gestiftet. Das ist in Pannonhalma nicht anders, wo Fürst Geza 996 bayerisch-böhmische Mönche ansiedelt, um in Pannonien ein Kloster zu Ehren des heiligen Martin (* 316/317, † 397) zu gründen.
Sankt Martin gehört zu den populären Heiligen, den die meisten als Mantel teilenden Soldaten, als Mönch mit Gans oder als Bischof von Tours kennen. In der Abteikirche befindet sich eine Reliquie des heiligen Martin, der aus Pannonien stammt. Vermutlich aus dem heutigen Szombately, vielleicht aber doch aus Pannonhalma.
Die monastisch-benediktinische Sesshaftigkeit, die „stabilitas loci“, wird Basis von Privilegien, die König Stephan I. dem Benediktinerkloster zugesteht. Es wird Territorialabtei und ist somit direkt dem Papst unterstellt. Der Erzabt verwaltet bischöfliche Insignien und Befugnisse. Im Gegenzug beten die Mönche täglich für den Erhalt Ungarns. Diese Regelung gilt bis heute.
Anlässlich des 1000jährigen Bestehens der Abtei wurde das Kloster Martinsberg in Pannonhalma zum Unesco-Welterbe erklärt. In einem Millenniums-Denkmal vor der Abtei sind die Dokumentationen dazu ausgestellt. Einladend sind auch die LIebfrauenkirche mit der Grablege der Mönche, die Winzerei und der botanische Garten mit seiner Vogelwelt.
Die Bibliothek verdient besondere Aufmerksamkeit, denn sie wurde nicht im barocken, sondern im klassizistischen Stil erbaut. Und vor allem, weil sich hier alte Buchbestände befinden, die nach der Säkularisation im westlichen Europa hierher kamen und so in kirchlichem Besitz bleiben konnten.
Auf dem Weg ins Klösterreich
Wenn man von Ungarn nach Österreich reist, verdichtet sich die Zahl der Donauklöster. Wir machen allerdings einen Sprung und passieren Wien mit dem Schottenkloster und auch die beeindruckende Ansicht des Stiftes Göttweig bewundern wir in der Ferne aus dem Wagen.
Stift St. Peter und Paul, Melk
Wie viele Klöster verfügt auch das Stift Melk über eine weltberühmte Bibliothek. Wer die Donauklöster mit dem Schiff besucht, kann hier anlegen und auf die Anhöhe steigen, um das imposante Barock-Kloster zu besichtigen. Wer hierher kommt, muss immer auch mit vielen Gästen rechnen, die nicht unbedingt viel mit dem Christentum am Hut haben.
Die weitläufige Anlage verfügt über eine imposante Hof-, Garten- und Brunnen-Anlage. Wegen des großen Besucherstroms sind Teile der Kirche weitläufig abgesperrt. Für das Gebet steht aber ein stiller Andachtsraum zur Verfügung, in dem stille Anbetung vor einem (Doppel-)Bildnis Christi als Baum des Lebens geübt werden kann.
Stift St. Florian
Vermutlich jede:r hat schon einmal vom heiligen Florian als Patron der Feuerwehren und auch den spöttischen Spruch gehört: „Heiliger Sankt Florian, schütz unser Haus, zünd andre an“. Weniger bekannt ist hingegen, dass seine Verehrung in einem der Donauklöster seinen Anfang nahm. Denn an seiner Grabstätte sind im 4. Jahrhundert das Stift und der Ort Sankt Florian entstanden. Dies ist zwar nicht zweifelfrei belegt, aber die architektonischen Reste und die Überlieferung der St. Florians-Verehrung sprechen dafür.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Donauklöstern leben hier nicht Benediktiner, sondern Augustiner-Chorherren. Allen gemein ist der Schwerpunkt auf der Betreuung umliegender Pfarreien. Neben der Seelsorge präsentiert sich das Stift St. Florian heute mit seiner barocken Stiftskirche, einer berühmten Bibliothek und einem offenen Gästehaus, das sowohl für Einzelne als Retreat wie auch für Gruppen mit Seminarräumen offen steht.
Stift Mariä Himmelfahrt, Wilhering
Das Stift Wilhering gehört zu den Donauklöstern in Österreich, durch die ein erheblicher Teil der pastoralen Betreuung der Gemeinden von Patres verantwortet wird. Hinzu kommt ein weiteres Typikum von Klöstern: die Unterrichtung und Bildung in klostereigenen Schulen. Im innerklösterlichen Leben wird das durch regelmäßige Lektüre gepflegt. So gehört die Lectio divina neben dem Stundengebet und der Arbeit zum täglichen Ablauf von Mönchen und Nonnen.
Stift Engelszell
Engelszell ist nicht nur eine der strengsten Stifte, denn hier leben Benediktiner der strengen Observanz, besser bekannt unter dem Namen Trappisten. Sie unterscheiden sich von den anderen benediktinischen Klöstern durch noch längere Gebetszeiten und eine stärkere kontemplative Ausrichtung. Eine genussfreie Zone trifft man hier dennoch nicht an. Die Mönche von Engelszell sind bekannt für ihre Liköre und ihre Biere, die sie kunstvoll nachdem Vorbild der belgischen Mitbrüder einbrauen.
Kloster Mariahilf, Passau
Das Kloster Mariahilf ist die Heimat von Paulinern, einem seltenen Orden im deutschsprachigen Raum. Er entstand Mitte des 13. Jahrhunderts im ungarischen und kroatischen Raum. Der Name rührt nicht vom Apostel Paulus her, sondern bezieht sich auf Paulus von Theben, auch der erste Einsiedler (und somit der erste Mönch) genannt. Marianische Ausrichtung spielt auch in Passau eine entscheidende Rolle, denn hier ist der Ursprung der Mariahilf-Tradition.
Ursprünglich befand sich hier das Original des Gnadenbildes Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren (heute in Innsbruck). Es wurde unzählige Male kopiert und war unter anderem eine wichtige Ikone für fränkische, bayerische und schwäbische Auswanderer in die heute ungarischen, rumänischen und serbischen Gebiete.
Mariahilf liegt in der Dreiflüssestadt oberhalb des Inns an der Grenze zu Österreich. Von der Innenstadt führt ein steiler, überdachter Kreuzweg hinauf zur Klosterkirche, der an vielen Stellen mit Votivtafeln behängt ist. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts fand durch diese Stiege eine bedeutende Wallfahrt zum Gnadenbild Mariahilf statt. Ende des 19. Jahrhunderts lebte diese bis dahin von franziskanischen Orden betreute Wallfahrt wieder auf. Als die Kapuziner 2002 das Kloster verließen, übernahmen die Pauliner die Wallfahrtsseelsorge.
Abtei zur Dreifaltigkeit auf dem Schweiklberg, Vilshofen
Mit dem Kloster auf dem Schweiklberg in Vilshofen gehört auch eine Abtei der Missionsbenediktiner zu den Donauklöstern. Diese Benediktinerkongregation widmet sich in vornehmlicher Weise der Ausbildung von Mönchen, die in die Völkermission entsandt werden. Die Missionsbenediktiner fanden den Sitz ihrer Erzabtei in St. Ottilien, wo sich bis heute die Missionsprokura befindet.
Wie alle Missionsbenediktiner sind auch die Schweiklberger Mönche in Asien, Afrika und Südamerika tätig. Neben der Verkündigung des Evangeliums gehören die Gründung von Klöstern und Pfarreien und der Bau von Schulen und Krankenhäusern zu den wesentlichen Aufgaben.
Abtei St. Mauritius, Niederalteich
Wie kein anderes Kloster steht die Abtei St. Mauritius in Niederalteich bei Deggendorf für den interkonfessionellen Dialog zwischen katholischen und orthodoxen Christen. Seinen äußerlichen Ausdruck findet dies in der Liturgie. In der römisch-katholischen Kirche sind mehrere Riten zulässig, wobei der byzantinische Ritus der Liturgie der orthodoxen Kirchen stark ähnelt.
Wenn ein Mönch in die Abtei Niederalteich eintritt, steht er auch vor der Entscheidung, ob er im römischen oder byzantinischen Ritus leben wird. Entsprechend ist sein liturgischer Tagesablauf.
Kloster St. Josef, Regensburg
In Regensburg gibt es mehrere Klöster. Der Karmel St. Josef ist ein kontemplativ geprägtes Kloster. Entsprechend hohen Stellenwert haben Gebetsformen wie die eucharistische Anbetung, die ausgedehnt angeboten wird und auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ein weiterer seelsorglicher Schwerpunkt liegt im Beichte hören.
Die Karmelitenkirche befindet sich mitten in der Stadt gegenüber des Domes am Alten Kornmarkt, wo manches mal auch der Markttag stattfindet. Dann kann man das geschäftige Treiben sehr kontrastreich verlassen. Der Eintritt in die Karmelitenkirche ist wie ein Übergang in eine andere Welt, wo Stille und Gebet Nahrung für die Seele bieten.
Abtei St. Georg, Weltenburg
Das Benediktinerkloster St. Georg ist in mehrfacher Hinsicht berühmt: das süffige Bier aus der ältesten bekannten Klosterbrauerei der Welt, als beliebtes Ausflugsziel mit dem Schiff von Kelheim oder als Wanderziel im Naturpark Altmühltal. Weltenburg macht auch immer wieder durch Hochwasser von sich reden, wenn die Donau über die Ufer tritt. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Schutzmauern errichtet, um Wassermassen im Notfall besser zu kanalisieren.
In diesem Wust weltlicher Bedingungen geht manchmal die Asamkirche des Donauklosters ein wenig unter. Die barocke Perle steht den ganzen Tag offen und man kann hier freilich auch an den Gottesdiensten teilnehmen. Darüber hinaus unterhält die Abtei ein Gästehaus für Seminargruppen und seelsorgliche Angebote.
Erzabtei St. Martin, Beuron
Wie das erste katholische Kloster in diesem Bericht ist auch das letzte der Donauklöster in Beuron dem heiligen Martin geweiht und derzeit der Donauquelle in Donaueschingen am nächsten. Es ist die Erzabtei der Beuroner Benediktinerkongregation, die ein eher stilles Apostolat umsetzt.
Es handelte sich ursprünglich um ein Augustiner Chorherrenstift, das während der Säkularisation aufgelöst wurde und an die Hohenzollern übereignet wurde. Die Erbprinzessin Katharina stiftete das Kloster in Beuron zur Neugründung durch Benediktiner im Jahr 1863. Um 1871 entstand hier auch die Beuroner Kunstschule, die dem Individualismus der Moderne einen strengen stilistischen Formenkanon entgegen stellte.
Fazit: Donauklöster erzählen das geistliche Europa
Es liegt ja auf der Hand, dass Klöster entlang der Donau Symbole für den ganzen Kontinent darstellen. Betrachtet man diese Tatsache im Spiegel der Patrozinien, so ist schon auffällig, dass die meisten Klöster den römischen Soldaten-Heiligen Martin, Mauritius, Georg, Florian oder urchristlichen Verehrten gewidmet sind, also dem dreifaltigen Gott, Maria, Josef, den Engeln oder den Apostelfürsten.