Geisterstadt auf Zypern: Wanderung nach Foinikas
Wer auf Zypern Urlaub macht, aber mal etwas anderes will als Strand oder Ausgrabungen, kann sich in Foinikas, einer Geisterstadt auf Zypern, auf Spurensuche nach den Tempelrittern machen. Was es mit dem verlassenen Dorf auf sich hat und wie man dorthin kommt, verrate ich dir in diesem Artikel.
Die Geschichte von Foinikas
Die Geschichte dieser Geisterstadt auf Zypern, die im Südwesten der Insel unweit von Paphos liegt, beginnt nachweislich im Mittelalter so um das Jahr 1191. Da entstand es als sogenannte Komturei, das heißt, ein Ritterorden erhielt ein Kloster, das aber nicht nur zu geistlichen Zwecken genutzt wurde, sondern auch als Verwaltungseinheit (quasi als Gemeinde). Im Falle von Foinikas war dies der Templerorden.
Während der Kreuzzüge von Richard Löwenherz kam ihm Zypern “dazwischen”. Er nahm die Insel ein, wollte sie aber nicht. Daher verkaufte er sie an den christlichen Orden der Tempelritter, die in der Levante ihr Herrschaftsgebiet hatten. Diese allerdings hatten so ihre Probleme mit Aufständischen, gaben die Insel wieder zurück, behielten allerdings einige Klöster wie jenes im Dorf Foinikas. Die Insel selbst wurde von da an ein paar hundert Jahre vom fränkischen Haus Lusignan regiert.
Zwischen dem Fluss Xeropotamos und einem Hang gelegen, bot die Lage der Komturei Foinikas den nötigen Schutz, die großen Städte Paphos und Limassol waren nicht weit. Die Festung, die hier aus lokalem Stein erbaut wurde, galt als schwer einnehmbar. Drei Wirtschaftszweige verhalfen Foinikas – auch dank den Franken – zum Aufstieg: Zuckeranbau, Seidenproduktion und Pilgertum. Letzteres war einst das Kerngeschäft der Templer, schließlich gründeten sie sich auf dem Vorhaben, Christen ein sicheres Pilgern ins Heilige Land zu ermöglichen – so auch durch die Festung in Foinikas.
Nach dem Niedergang des Ordens der Tempelritter kam Foinikas im Jahr 1313 in die Hände des Johanniterordens. Nachdem es ca. 90 Jahre der Republik Venedig gehörte, übernahm 1570 die Türkei nach der Übernahme Zyperns die Herrschaft über das Dorf. Es siedelten sich türkische Beamte an. Zu dieser Zeit war aber die Bedeutung von Foinikas bereits gering und es verkam vom wichtigen Knotenpunkt zu einem unbekannten Nest. Die Osmanen zerstörten auch das Archiv in der Festung, so gibt es bis heute nur wenige schriftliche Quellen zur Geschichte von Foinikas.
1975 schließlich, als Zypern geteilt wurde und es zur Vertreibung der Zyperntürken aus dem griechischen Teil der Insel kam, wurde Foinikas für immer verlassen. Es gab noch einen Besiedelungsversuch mit Zyperngriechen, diese mussten aber auch gehen, da der Asprokremmos-Staudamm gebaut wurde.
Wanderung zur Geisterstadt
Seit gut 50 Jahren also ist Foinikas nun eine Geisterstadt auf Zypern. Die einstige prächtige Festung liegt bereits in Trümmern und die im 20. Jahrhundert erbauten Häuser sind von Vandalismus gezeichnet. So ein Lost Place ist doch perfekt für einen halbtägigen Abenteuerausflug, oder?
Auch wenn Google Maps meint, man könne bis zum Dorf zufahren, lass dir gesagt sein: Nein, kann man nicht! Also ja, vielleicht mit einem Pinzgauer oder einem Quad, aber bestimmt nicht mit einem normalen Auto. Schon gar nicht bitte mit einem Mietwagen! Wenn du Foinikas besuchen willst, musst du zumindest ein Stück wandern. Der Wanderweg dorthin ist nicht schwierig, ein wenig Kondition sollte man aber mitbringen.
Wir waren übrigens ganz alleine hier unterwegs – und das, obwohl Mitte Oktober Hochsaison auf der Insel ist. Man kann daher vermutlich von einem Geheimtipp auf Zypern sprechen 🙂 .
Parken in Foinikas
Nachdem man nicht mit dem Auto direkt nach Foinikas fahren kann, muss man oben am Hang stehen bleiben und hinunter zum Dorf wandern – und später wieder retour hinauf. Einen guten Parkplatz findest du, wenn du auf Google Maps nach “Foinikas Templar Knights Trail Parking” suchst. Streng genommen ist das dort kein richtiger Parkplatz, sondern man bleibt einfach am Straßenrand stehen. Da sich dort auch die Wasseraufbereitungsanlage befindet, ist die Straße ausreichend breit.
Die Zufahrt erfolgt über das Dorf Anarita, der Staudamm und Foinikas liegen rechts davon. Was einen nicht abschrecken darf: Sobald man die Hauptstraße verlässt, ist man auf einer Schotterstraße unterwegs. Von Paphos bis hierher beträgt die Fahrzeit ca. 20-25 Minuten, von Limassol ca. 45 Minuten.
Wandern zur Geisterstadt Foinikas
Das Tolle an dem oben genannten Parkplatz: Dort startet direkt der Weg hinab in Richtung Stausee. Man muss also nicht lange nach einer Route suchen – beschriftet ist hier nämlich nichts. Von dem sehr steilen, holprig aussehenden Weg darf man sich aber nicht abschrecken lassen, das wird nach einigen Metern und zwei Kurven dann besser 🙂 .
Nachdem man über ein paar Serpentinen den Hang hinunter gewandert ist, geht die Wanderung nach Foinikas relativ flach weiter. Zunächst passiert man eine Art Oase, also ein Feuchtgebiet, wo das Gras grün und hoch wächst und man auch einen Tümpel sieht. Hier ist auch der einzige nennenswerte Schatten zu finden.
Nun befindet man sich auch schon auf der Zielgeraden zu dieser Geisterstadt auf Zypern. Das Herrenhaus der Komturei, das heute nur noch eine Ruine ist, kann man nach der großen Kurve bereits erkennen. Gut 10-15 Minuten später steht man auch schon davor. Doch noch bevor wir uns in die bedeutendsten Trümmer dieses Dorfes gewagt haben, hat der Brunnen meine Aufmerksamkeit erregt. Eine Aufschrift verrät, dass er erst 1952 erbaut wurde – und somit gerade mal 23 Jahre vor der Vertreibung der damals 70-80 Familien.
Auch die Häuser an der Bergseite sind neueren Datums und wurden sicher erst im 20. Jahrhundert erbaut. Diese sind zwar mittlerweile auch ‘lost’, aber die Grundmauern intakt, sodass man einen Blick hinein werfen kann. Drinnen sieht man Spuren von Vandalismus, tote Ziegenskelette und etwas, das wie Blutspritzer aussieht, aber meiner fachkundigen Analyse nach Farbe ist.
Die Ruinen des alten Tempelritter-Herrenhauses sind dagegen historisch richtig spannend, immerhin sind diese Mauern gut 800 Jahre alt. Den besonderen Stil sieht man dem Gebäude übrigens am noch vorhandenen Torbogen an. Man sagt, nirgends auf Zypern fand man jemals eine Architektur wie die von diesem Haus. Das haben wir nicht überprüft und müssen wir wohl so glauben, beeindruckend sind die Ruinen allemal.
Falls sich jemand fragt, wie die damals ca. 250 Einwohnerinnen und Einwohner hier im Dorf Platz gehabt haben: Es gab noch einige Häuser mehr, diese lagen aber tiefer als das, was heute von Foinikas übrig ist und sind damit dem Wasser des Staudamms zum Opfer gefallen.
Hat man genügend Zeit hier verbracht und die Kulisse und die Stimmung auf sich wirken lassen, kann man denselben Weg, den man gekommen ist, auch wieder zurücknehmen. Alternative Rückwege aus dieser Geisterstadt beschreibe ich etwas weiter unten.
Bei meiner Recherche zu der Wanderung bin ich auf die Information gestoßen, dass diese im Frühling besonders schön sein soll, da dann alles blüht. Wir waren allerdings im Oktober auf Zypern – da war die Landschaft extrem trocken und direkt verdorrt. Auch den Stausee findet man je nach Jahreszeit unterschiedlich vor: Im Frühling sollte er gut gefüllt sein, wer aber wie wir im Herbst auf Zypern ist, sieht ihn vielleicht schon teilweise ausgetrocknet. Für den Sommer möchte ich den Hinweis da lassen: Es gibt so gut wie keinen Schatten auf dem Weg nach Foinikas. Wenn die Wanderung zu der Geisterstadt angedacht ist, dann am besten sehr früh morgens!
Gehzeit: 1 Stunde
Höhenmeter: 195m
Verpflegung: keine
Alternative Routen
Wir waren auf dem Hin- und Rückweg auf demselben Weg unterwegs. Nachdem mit dem Kind in der Trage keine allzu weiten Wanderungen möglich sind, haben wir allfällige Umwege vermieden. Es gibt aber auch noch alternative Routen zu dieser Geisterstadt auf Zypern, und die möchte ich dir jetzt kurz vorstellen.
Rückweg über venezianische Brücke
Am Weg retour hinauf zur Wasseraufbereitungsanlage kann man eine kleine Schleife machen und dabei über die venezianische Brücke gehen. Dabei hält man sich immer entlang des Ufers des Stausees, anstatt rechts den Weg bergauf zu nehmen. Bei der Brücke dürfte es sich nicht wirklich um eine historische venezianische Brücke handeln, sondern eine aus dem 20. Jahrhundert, die aber ein wenig antik aussieht. Man kann dann die Runde fortsetzen, indem man links beim Wasserwerk vorbei geht und oben dann entlang zurück zum Auto. Ist man im Winter oder Frühling hier unterwegs, sieht man mit etwas Glück einen Wasserfall.
Weg über Norden
Man kann auch eine ähnlich kurze Route vom Norden aus gehen. Dabei parkt man entlang des Flusses Xerapotamos (der dann in den Staudamm fließt) in der Nähe der Ortschaft Choletria. Ein flacher Feldweg führt dann direkt nach Foinikas. Im Sommer und Herbst ist der Fluss natürlich ausgetrocknet, aber gerade im Frühjahr ist diese Strecke entlang des Wassers sicher schön.
Gibt es noch weitere Geisterstädte auf Zypern?
Foinikas ist keineswegs die einzige Geisterstadt auf Zypern. Es gibt noch weitere, mehr oder weniger alte Dörfer und Städte, die nun verlassen sind. Was sie teilen ist das Schicksal der Vertreibung, die nach der Teilung eingesetzt hat.
Varosha bzw. Varosia liegt ganz im Osten der Insel, im türkischen Teil, aber unweit der Grenze und des beliebten Ferienorts Agia Napa. Es entstand als christlicher Vorort von Famagusta und war in den 60ern und 70ern eine beliebte Urlaubsdestination. Dies änderte sich schlagartig nach der Teilung Zyperns. Das türkische Militär besetzte Varosha und sperrte es – bis heute wurde keine Einigung in der Rückgabe an die Zyperngriechen erreicht. Und so sind die damaligen großen Hotelbunker nun stille Ruinen. Erst seit 2020 ist der Ort für Besuche geöffnet – zumindest der Sandstrand. Bevor du einen Weg hierher auf dich nimmst, informiere dich bitte zum aktuellen Stand der Besuchserlaubnis (ein Besuch war lange nur türkischen Staatsangehörigen erlaubt).
Souskiou liegt unweit von Foinikas in westlicher Richtung am Berg. Auch dieser verlassene Ort ist nur über eine kurze Wanderung zu erreichen, auch hier sind die Ruinen verlassener Häuse Zeugen der Vertreibung nach der Teilung.
Noch ein wenig abgelegener, aber auch nicht weit von Foinikas und Souskiou entfernt liegt Maronas. Hier steht sogar noch ein Minarett. Die Aussicht von Maronas wirkt auf den Fotos, die ich gesehen habe, sensationell. Wie genau die Anfahrt ist, kann ich nicht sagen, aber auch hier wäre ich vorsichtig mit einer direkten Zufahrt – es sieht alles recht holprig aus und ist vermutlich besser zu Fuß oder mit einem Geländewagen zu erkunden.
Überhaupt ist der Distrikt Paphos voll mit solchen verlassenen Dörfern. Eine Sammlung findet man auf dieser Seite (englisch).
Foinikas – Geisterstadt auf Zypern mit Tempelrittergeschichte
Zurück zu Foinikas: Obwohl es nämlich zahlreiche verlassene Dörfer auf Zypern gibt, sticht Foinikas durch die Geschichte mit den Tempelrittern heraus. Hier kann man kurz einmal in diese Mystik des Ordens eintauchen und sich vorstellen, wie das Leben in dem Haus vor mehr als 800 Jahren wohl gewesen sein muss. Es ist legitim anzunehmen, dass hier viele Pilger beherbergt wurden, die auf dem Weg nach Jerusalem waren. Welche Schätze die Templer hier aufbewahrten, weiß aber niemand – man darf aber ruhig ein bisschen Phantasie aufbringen, wenn man zwischen den alten Mauern dieser Geisterstadt auf Zypern steht.
Hier findest du meine anderen Blogbeiträge über Zypern
Zypern Reisetipps | Was du über deinen Urlaub auf Zypern wissen solltest
Paphos auf Zypern | Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele und Wanderungen
Marike von Reisefrequenzen war ebenfalls auf Zypern unterwegs und hat dabei die schönsten Dörfer im Süden, darunter auch die verlassenen Orte Souskiou und Androlikou besucht.
Hast du Lust auf weitere Lost Places und historische Orte? Dann schau mal in diese Artikel von mir rein:
Agrigent und das Tal der Tempel – auf Zeitreise in Sizilien
Valle di Santa Lucia in Torbole – historisch wandern am Gardasee
9 Azoren Reisetipps – Erlebnisse und Aktivitäten
PIN IT!
Das ist wirklich ein toller Tipp, liebe Barbara. Nach Zypern wollen wir schon lange mal, irgendwie will aus diesen Plänen aber einfach nichts werden. Irgendwann müssen wir das aber mal in Angriff nehmen, zumal wir als Lost-Place-Fans dort scheinbar gut fündig werden. Von Varosha haben wir schon einmal gehört, von Foinikas hingegen noch nie. Ein schöner Beitrag, vielen Dank. Herzliche Grüße von Gabi und Michael
Vielen lieben Dank! Ja, ich glaube, euch würde Zypern richtig gut gefallen. Gerade im Landesinneren gibt es so viel Unbekanntes zu entdecken! LG
Hallo,
wow, das ist ein super informativer Blogbeitrag über die Geisterstadt auf Zypern. alle notwendigen Infos zur Anreise und Geschichte sind vorhanden. ich werde mir diesen Ort auf jeden Fall speichern um bei einer Reise nach Zypern diesen Ort ebenfalls zu besuchen. vielen herzlichen Dank und liebe Grüße Jenny
Danke dir vielmals!
Liebe Barbara
Was für ein faszinierender Einblick! Du hast die besondere Mystik dieses Ortes wunderbar eingefangen. Auch die Fotos transportieren die melancholische Atmosphäre dieser Geisterstadt perfektUnd mit der detaillierten Wegbeschreibung samt Parkhinweisen kann man diesen Geheimtipp selbst zu erkunden.
Sollte es mich wieder einmal nach Zypern verschlagen, möchte ich solche verlassenen Orte besuchen. Die kurze Übersicht am Ende macht neugierig auf weitere Entdeckungen! Danke für diesen wunderbaren Abstecher abseits der üblichen Touristenpfade!
Liebe Grüße
Carola
Ich danke dir für deine lobenden Worte!
Ich war ja letztes Jahr viel zu kurz auf Zypern und eine Wanderung ist sich leider nicht ausgegangen, von daher danke für deinen Einblick. Die Geschichte Zyperns ist eigentlich megatraurig (auch von diesem Dorf) und bis zu meinem Besuch wusste ich fast gar nichts davon.
Das stimmt, die Geschichte bedrückt schon sehr. Mir war das auch gar nicht so bewusst vor dieser Reise. Daher find ich das Erleben von Geschichte direkt vor Ort so wichtig!
Hallo Barbara,
sehr spannend. Vor Jahren haben ich einmal in der Türkei quasi das Gegenstück besucht: Eine Geisterstadt, die fliehende Griechen zurückgelassen haben. Das war allerdings einiges früher, wenn ich mich richtig erinnere. Aber ebenfalls absolut faszinierend und auch mehr oder weniger menschenleer obwohl es direkt neben einem touristischen Gebiet lag. Auf Zypern hab ich es noch nie geschafft, aber falls es doch einmal klappt, ist dieser Ort vorgemarkt.
Ich denke, gerade in dem Gebiet des heutigen Griechenlands, Zypern und der Türkei findet man dieses Phänomen immer wieder. Es ist ein trauriges Spiegelbild eigentlich, obwohl es uns so spannende Orte hinterlässt. Aber das ist halt Menschheitsgeschichte…