Fotografieren bei Regen – Reisefotos mal anders
Fotografieren bei Regen klingt erstmal nicht sonderlich verlockend. Wenn man irgendwo hin reist, wünscht man sich schließlich vor allem eines: schönes Wetter. Egal ob am Strand oder beim Sightseeing in einer Stadt, mit ein bisschen Sonnenschein ist einfach alles angenehmer. Nun kann man sich gutes Wetter leider nicht auf Knopfdruck bestellen, und so kommt es, dass so mancher Urlaubstag ins Wasser fällt. Aber das macht gar nicht. Ich zeige dir, wie du einen Regentag auf Reisen zumindest für spannende Bilder nutzen kannst.
Die Idee zu diesem Artikel stammt von Ilona von Wandernd, die in ihrer Blogparade „Fotografieren bei schlechtem Wetter“ dazu aufgerufen hat, auch mal solche Bilder zu zeigen. Eine tolle Idee, wie ich finde 🙂 .
Warum soll man auch im Regen fotografieren?
„Ich freue mich wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch“
Zugegeben, dieser Spruch klingt erstmal wenig tröstlich. Der Ottonormalurlauber hat fünf Wochen frei im Jahr, und die verbringt man dann gern ungern nass. Das ist absolut verständlich. Ich mag trockenes Wetter auch lieber, denn nur dann kann ich Klettern gehen oder gemütlich draußen im Gastgarten sitzen.
Doch Regenwetter ist kein Grund, sich drinnen zu verstecken. Sofern es nicht wie aus Kübeln gießt, kann man mit der richtigen Ausrüstung Regenspaziergänge machen und dabei einmal etwas andere Fotos schießen. Viele Motive wirken bei Regen ganz anders, und manche kommen dadurch ja auch erst so richtig zur Geltung.
Auch die Zeit nach dem Regen verspricht für (Hobby)Fotografen spannende Blickwinkel. Wenn sich die Regentropfen hier und dort absetzen, der Nebel aufsteigt oder sich Pfützen gebildet haben, kann man Bilder machen, die bei andauerndem Sonnenschein nicht möglich sind.
Wenn du also Lust darauf hast, Orte und Sehenswürdigkeiten einmal aus einer anderen Perspektive zu zeigen, dann freu dich über Regen. Ich habe in dem Artikel ein paar Tipps für Motive bei schlechtem Wetter zusammen gestellt. Also Regenjacke an und los geht’s!
Fotografieren bei Regen: Ideen für Motive
Regentropfen auf Pflanzen
Ich gestehe: das ist mein absoluter Favorit wenn es darum geht, Fotos im Regen zu machen. Kaum etwas wirkt reizvoller auf mich, als wenn sich Tröpfchen an Blüten, Blättern oder Halmen bilden.
Wer sehr gute Makroaufnahmen machen kann, findet so natürlich die perfekte Spielwiese (haha, Wortspiel 😉 ). Aber selbst wenn man wie ich kein Makroexperte ist und noch nicht mal ein Makroobjektiv hat: Regentropfen auf Pflanzen lassen sich immer super in Szene setzen.
Manchmal sind sie nur ganz fein, manchmal wirken sie wie Glaskugeln. An verschiedenen Blättern wie etwa Efeu perlen sie auch ganz hübsch ab.
Regenschirme
Ein weiteres reizvolles Motiv sind Regenschirme. Wenn man Menschen fotografiert, die mit Schirmen durch die Gassen schlendern, fängt man eine ganz besondere Stimmung ein. Zum einen sieht man natürlich sofort, dass es offenbar Regenwetter gibt. Zum anderen ist es auch immer ein Zeichen von Trotz und Schutz. Während wir auf Reisen den Regentag oft im Zimmer verbringen, müssen Einheimische dennoch ihren Alltag bewältigen. Und so sieht man sie eben mit Regenschirmen ihre Einkäufe erledigen oder von der Arbeit nach Hause spazieren.
Gewaschene Straßen
In einer von Feinstaub geplagten Stadt wie Graz hat der Regen einen wunderbaren Effekt: er wäscht die Luft rein. Gerade in den Wintermonaten freuen wir uns oft darüber, dass die Werte für ein paar Tage mal wieder ein wenig sinken.
Aber nicht nur die Luft wird reiner, wenn es regnet. Auch die Straßen wirken wie poliert. Der Regen nimmt allen Staub am Boden mit und versenkt ihn in der Kanalisation. Durch die Feuchtigkeit glänzt das Pflaster und dies verleiht den Straßen einen neuen Anstrich.
Nebel und Wolken
Nebel und Wolken sind eine ganz tolle Begleiterscheinung des Regens – zumindest fotografisch. Ich fotografiere sehr gerne im Nebel und verwende die Bilder dann, um mystische Situationen zu unterstreichen. Durch den Dunst, der besondern nach dem Regen aufsteigt, bekommt so manche Kulisse ein neues Gesicht.
Wolken wirken vor einem Regenguss immer besonders bedrohlich. Oft sind sie richtig dunkel und legen sich wie ein Teppich über eine Landschaft. Das ist der Moment, den man unbedingt festhalten sollte. Speziell Gewitterwolken üben auf mich eine einzigartige Faszination aus.
Blitze
Schon mal einen Blitz fotografiert? Glückwunsch! Das ist nämlich alles andere als einfach. Harry und ich hatten bisher erst dreimal das Glück, einen Blitz einzufangen. Und das war nur teilweise unserer Geduld zu verdanken, denn wir haben ihn immer am Anfang unseres Versuchs erwischt.
Vielmehr hatten wir einfach Glück, im richtigen Moment abzudrücken. Wenn man ein Gewitter beobachtet, kann man die Sekunden zwischen den Blitzen zählen und sich dann ungefähr danach richten, wann der nächste kommen wird. In dem Zeitraum drückt man einfach oft den Auslöser der Kamera – und wenn es der Zufall will, hat man ihn danach auf einem der vielen Fotos oben. Was natürlich bedeutet, dass man einen sehr großen Ausschuss produzieren muss. Aber es lohnt sich!
Pfützen
Pfützen sind ebenfalls ein sehr beliebtes Motiv nach einem Regenschauer. Sie haben nämlich mehrere Wirkungen an sich. Zum einen zeigen sie oftmals die Spiegelungen der sie umgebenden Bauwerke oder Berge. Zum anderen können sie an Bächen und Seen als Verlängerung dieser gesehen werden. Manchmal haben sie auch den Effekt eines Wasserbeckens – fast so, als würden sie schon immer dorthin gehören.
Bevor du also mit Anlauf in eine Pfütze springst – was bei einem Regenspaziergang übrigens mega Laune macht – achte darauf, ob du sie nicht noch für ein Fotomotiv verwenden kannst.
Wald
Für mich gibt es auf diesem Planeten kaum etwas schöneres als eine Wanderung durch Wälder. Ich liebe Bäume, sie haben etwas so kraftvolles an sich. Vielleicht ist auch die Tatsache, dass ich viele Stunden meiner Kindheit in Wäldern verbracht habe, hier mit verantwortlich dafür. Jedenfalls ist ein Wald für mich ein magischer Ort.
Und noch magischer wird er bei Regen. Nicht nur, dass seine Baumkronen vor den heftigsten Regengüssen schützen. Auch die Stimmung im Wald bei Regenwetter ist mystisch und zauberhaft. Wenn der Dunst in Richtung Himmel aufzieht, während der Waldboden dunkel schimmert, geht mir mein Herz auf. Und der Geruch! Den kann man zwar auf Fotos nicht einfangen, aber wenigstens das Bild, das sich einem bietet.
Leere Plätze
Wenn es dir so geht wie mir, dass dich Menschenmassen extrem nerven und aggressiv machen, dann freu dich über Regenwetter! Denn dann kann es sein, dass du sonst brechend volle Städte und Plätze für dich alleine hast.
Und das tut nicht nur dem eigenen Wohlbefinden gut, sondern auch den Fotos. Du kannst die Motive in Ruhe in Szene setzen, ohne dass dir ständig wer ins Bild rennt. Und wenn, dann meistens mit Regenschirm 😉 . Ich habe mich deshalb in Venedig ganz bewusst bei Regen hinaus gewagt, um die Straßen und den Lido für mich zu haben. Herrlich, sag ich dir 🙂 .
Aber die Kamera!?
Die größte Hürde, bei Regen raus zu gehen und zu fotografieren ist natürlich die Gefahr, dass die Kamera nass wird. Das ist absolut verständlich, denn niemand setzt sein Equipment gern den Elementen aus. Ich habe aber drei Tipps für dich, wie das mit Schlechtwetterfotos und Kamera trotzdem funktioniert.
Kamerahüllen
Es gibt für diverse Kameras Schutzhüllen zu kaufen. Auf Amazon* findest du eine riesengroße Auswahl. Wenn du öfters im Regen fotografierst, zahlt sich der Kauf eines Kameraschutzes auf alle Fälle aus. Für kleinere Kameras kannst du auch eigene Unterwasserhüllen nehmen. Der einzige Nachteil derer ist, dass die Bedienung etwas unhandlich wird.
Ein Trick, den ich auch immer wieder beobachten kann: ein selbstgebastelter Kameraschutz. Mittels Müllsäcken, Klebeband und Gummiringen kann so ein preisgünstiger Schutz selbst hergestellt werden.
Nur unter Schutz rausnehmen
Ich hab mit meiner Canon G7X II* das große Glück, dass sie super handlich ist. Das heißt, ich kann sie einfach in die Jacken- oder Handtasche bzw. den Rucksack einstecken und bei Bedarf in zwei Sekunden hervor kramen. Das macht dich besonders bei Regen bezahlt. Denn so ist sie selbst bei anhaltendem Schnürlregen sicher verwahrt, ich kann sie aber, wenn ich irgendwo ein schönes Motiv entdecke, sofort rausholen.
Aber auch mit der großen Spiegelreflex machen wir es so. Sie kommt in die Kameratasche, die dann unter der Regenjacke verstaut wird. Wenn es nicht allzu heftig schüttet oder man geschützt irgendwo drunter steht, packt man sie aus.
Allgemein ist es sehr ratsam, sich Unterstände zum Fotografieren zu suchen. Das können Arkaden sein oder Bäume, vielleicht auch Vordächer.
Und keine Angst: ein paar Tropfen hält eine Kamera schon aus. Über die Linse halte ich zwar meistens schützend meine Hand, wenn ich im Freien stehe. Aber die fünf Tropfen, die sich am Gehäuse befinden, werden einfach weggewischt. Obwohl ich recht häufig im Regen fotografiere, lebt die Kamera immer noch 😉 .
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Sich auf danach freuen
Aber klar: wenn es schüttet wie aus Eimern bleibt auch meine Kamera drin. Einem heftigen Regenguss setzte ich sie nicht aus. In dem Fall bleibt nur mehr eines übrig: Auf später warten.
Nach dem Regen hat man ja die Gelegenheit, Pfützen, Nebel und vielleicht sogar einen Regenbogen zu fotografieren. Also: eine Tasse Tee trinken und sich darüber freuen, dass die Natur einem gerade die Kulisse für später herrichtet (ja ich weiß, das ist Refraiming on its best 😉 ).
Regenwetter Bilder als interessante Alternative
Du siehst also, einmal nicht nur Sonnenscheinfotos mit nach Hause zu nehmen, kann durchaus reizvoll sein. Im Regen Fotos zu schließen, klingt für viele zwar erstmal ungewöhnlich, doch es zahlt sich aus. Ich persönlich finde ja, das solche Bilder viel mehr Stimmung transportieren als die immer gleichen Schönwettermotive. Vielleicht liegt das an meiner Vorliebe für Dramatik 😉 .
Bevor du also nächstes Mal total frustriert auf Reisen im Hotelzimmer sitzt, weil es draußen regnet, denk daran: spätestens nach dem Regen hast du Gelegenheit, einzigartige Aufnahmen zu machen. Und bis dahin gönnst du dir einfach ein bisschen Wellness, ein gutes Buch oder eine zusätzliche Mütze Schlaf. Oder du ziehst dir deine wetterfesten Schuhe und deine Regenjacke an und marschierst gleich los.
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Das ist Barbara, eine reisesüchtige Psychologin. Sie liebt Sonne, Italien, gutes Essen und Wein. Und denkt gern über sich selbst und andere nach. Meistens mag sie sich ganz gern und plant ständig irgendwelche Reisen.
Liebe Barbara,
das sind ja tolle Tipps! Wir mögen den Regen sehr gerne, vor allem wenn es warm 🙂 Manche Orte sehen ja bei Regen richtig speziell aus. Der Kameraschutz nervt zwar ein wenig, aber man selbst zieht ja auch eine Regenjacke an. Friedensreich Hundertwasser hat gesagt „An einem Regentag beginnen die Farben zu leuchten“ und damit hat er es wohl ziemlich treffend formuliert.
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Hi Babsi,
ich muss sagen, ich fotografiere total gerne bei Regen. Wobei, vielleicht sollte ich mich etwas besser ausdrücken: Ich mag die Bilder, dieses Mystische, dieses Dramatische, wenn der Nebel über dem Tal hängt. Das Fotografieren an sich, … meh. Ich bin dann meist überfordert mit Regenjacke, Schirm, etc. und verliere da relativ schnell die Geduld. Aber ich habe in England wahnsinnig coole Bilder geschossen – da ging’s mit diesem feinen Sprühregen, den es bei uns ja leider so selten gibt, relativ gut. Mein absoluter Favorit (ich nehme an, von den Azoren) von dir ist übrigens dieser Weg, der sich im Nebel verliert. Würde ich mir sofort ins Wohnzimmer hängen! 🙂
Liebe Grüße,
Sigrid
Danke dir! Ja genau, das Fotografieren selbst ist weniger spannend als die Bilder, die dann enstehen 🙂 Ja, der Weg im Nebel ist von den Azoren, am Pico da Vara. LG
Liebe Barbara,
das sind wirklich ein paar tolle Tipps und ich glaube beim nächsten Regen bzw. danach werd ich mal los marschieren und Fotos machen. Besonders Pfützen findet man ja überall und gerade für Städte sind sie perfekt.
Lg Miriam
Hallo Barbara,
das sind richtig tolle Bilder!
Ich ärgere mich leider meist schon, wenn mein Equipment nass wird und packe die Kamera wieder ein.
Liebe Grüße
Isabel
Liebe Barbara,
hier regnet es mittlerweile so selten, dass ich mich wirklich öfter mal über schlechtes Wetter freue. Besonders gern bin ich dann im Park oder im Wald. Allerdings fotografiere ich in dieser Situation eher selten. Es ist aber eine gute Idee. Deine Fotos sind wirklich toll geworden. Besonders schön finde ich deine Pfützen- und Waldbilder!
Viele Grüße aus Paris
Feli
Die tolle Blogparade beweist eines ganz deutlich, es gibt kein schlechtes Wetter 🙂
Denn schöne Fotomotive gibt es immer, man muss nur die Augen aufmachen und sich manchmal ein bisschen aus der Normperspektive heraus bewegen.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Barbara,
ich selber bin ehrlich gesagt auch bei Wind und Wetter unterwegs mit der Kamera und finde einfach, jedes Wetter hat seine ganz eigene Besonderheit und seinen Reiz. Das sind superschöne Fotos und Ideen hier, die jetzt grad Lust auf Regen machen. 😉 Gerade bei der anhaltenden Hitze hier oben im Norden Deutschlands. 😉
Liebe Grüße
Tanja
Schön, dass du dabei bist bei meiner Blogparade – und gleich mit so vielen tollen Bildern. 🙂 Auf deine Blitzbilder bin ich immer noch etwas neidisch. Und deine Waldbilder sind auch besser als meine oft 😀
Sehr gerne und danke für die Blumen 🙂
Liebe Barbara,
wir sind gerade aus Südtirol zurück und haben ganz viele Regenfotos gemacht. Meine Tochter hat beim Fotografieren von Regentropfen, aufsteigendem Nebel und Blitzen experimentiert. Schönes Wetter kann jeder 🙂
Viele Grüße,
Sanne
Hi Barbara!
Danke für die tollen Fototipps. Unglaubliche Bilder, du hast es geschafft, die wunderbare Atmosphäre zu vermitteln.