Südburgenland Urlaub – 10 Tipps für die Gemütlichkeit
Das Südburgenland darf sich zurecht als Geheimtipp für einen Urlaub in Österreich bezeichnen. Vielleicht, weil der klassische Österreichreisende hohe Berge, große Seen und Action sucht? Das gibt es im Südburgenland nicht. Dafür aber sanfte Hügel, die zum Radfahren und Spazierengehen einladen, hervorragenden Wein und Gemütlichkeit, wie sie im Buche steht. In diesem Artikel gebe ich dir Tipps für deinen Südburgenland Urlaub aus erster Hand – denn diese Region ist meine Heimat.
Wer an Österreich denkt, denkt an Gipfel und Bergseen, an Habsburger, Mozart und Kaiserschmarrn auf Almhütten. All das sucht man im Südburgenland vergeblich. Hier gibt es Weinberge und Flüsse zum Paddeln, die Batthyánys, Grammelpogatscherl und alternative Festivals. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler haben hier ihre Wurzeln oder sind hierhergezogen, weil sie hier die Ruhe finden, die sie brauchen.
Ich bin eine geborene Südburgenländerin. Auch wenn ich meine Heimat mit 19 Jahren in Richtung Steiermark verlassen habe, so bin ich doch immer noch dort daheim. Für meinen Südburgenland-Reiseführer, der bald erscheinen soll endlich erschienen ist (hier geht’s zum Buch), habe ich meine eigene Heimat ganz neu entdeckt und ganz viele Tipps für Ausflüge und Urlaube gesammelt.
Ein paar Fakten übers Südburgenland
Bevor wir loslegen mit den Südburgenland Urlaubstipps, lass mich dir ein paar wesentliche Infos geben. Vielleicht weißt du einiges ohnehin schon, vielleicht hilft es aber auch bei der Urlaubsplanung oder einfach beim Verstehen der Region.
Das Südburgenland besteht aus den drei Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf und zählt knapp 100.000 Einwohner:innen. Es erstreckt sich über fast 1500km2 und wird im Norden vom Günser Gebirge und im Osten vom Oststeirischen Hügelland begrenzt. Auch das Wechselgebirge spielt für das Südburgenland eine Rolle, hauptsächlich als Wetterscheide.
Wenn man vom südlichsten Punkt des Burgenlandes (Kalch) in den nördlichsten Teil des Bezirks Oberwart fährt (bei Bernstein), legt man gut 85 Kilometer zurück, die man schnellstens in 100 Minuten schafft. Dabei startet man an der slowenischen Grenze. Das Dreiländereck Slowenien-Ungarn-Österreich befindet sich nämlich ein paar Kilometer weiter nördlich von Kalch – und nicht, wie viele annehmen, weiter unten in der Steiermark.
Die Landschaft des Südburgenlandes ist viel hügeliger als jene im Norden. Der Geschriebenstein, mit 884m seines Zeichens höchster Berg des Burgenlandes, liegt zum Beispiel genau an der Grenze zwischen Süd- und Mittelburgenland. Diese hügelige Beschaffenheit der Landschaft sorgt dafür, dass man hier wunderschöne Weinberge findet und auch das Radfahren zu einem spannenden und auch durchaus anstrengenden Unterfangen wird.
Wichtige Infos für deinen Südburgenland Urlaub: Auch das Wetter unterscheidet sich zwischen dem Nord- und dem Südburgenland! Während im Norden pannonisches Klima herrscht, ist es im Süden illyrisches. Somit ist es nicht ganz so heiß und etwas feuchter als im Norden. Das merkt man hauptsächlich an den Wiesen: im Norden spaziert man durch trockene Steppenwiesen, im Süden findet man noch Feuchtwiesen vor (die leider durch Entwässerung, Klimawandel und Co. ebenfalls bedroht sind). Hier befindet sich damit auch noch einer von zwei Plätzen in Österreich, an dem sie Schachblume wild wächst.
Es gäbe noch sehr viel mehr zu erzählen! Doch nun will ich dir endlich meine Reisetipps fürs Südburgenland verraten! Als Einstimmung auf deinen Südburgenland Urlaub lege ich dir auch meinen Artikel “Fakten und Vorurteile übers Burgenland” ans Herz, dort gibt’s noch mehr spannende Infos.
10 Tipps für deinen Südburgenland Urlaub
Ich habe es oben kurz erwähnt: Das Südburgenland ist tatsächlich sowas wie ein Geheimtipp unter Reisenden. Die deutschen Massen im Sommer finden sich eher in Tirol und Kärnten, gefühlt ganz Wien fällt im Nordburgenland am Neusiedlersee ein und vom Salzkammergut brauchen wir gar nicht erst reden. Doch es ist nicht so, als gäbe es im Südburgenland keinen Tourismus. Ganz im Gegenteil, es gibt ihn: Radfahrer kommen hierher, Thermenfans und Menschen, die Genuss und Ruhe suchen. Auch Weinliebhaber finden hier ihren place to be!
Das Südburgenland ist die Hängematte Österreichs. Hier kommt man zu sich, hier genießt man, hier findet man zur Ruhe. Und lässt sich dabei die Sonne auf den Bauch scheinen.
Willst du diese abgelegene Region im südöstlichsten Winkel Österreichs entdecken? Dann sind meine ‚Urlaub im Südburgenland‘-Tipps vielleicht genau das Richtige für dich. Ich verrate dir, wo du gut schläfst, welche Sehenswürdigkeiten du nicht verpassen darfst und auch, was du unbedingt kosten solltest.
Tipp 1: Das Südburgenland verstehen lernen
Bevor du dich auf Entdeckungsreise der kleinen Region im Südosten Österreichs machst, tust du gut daran, dich ein wenig mit der Geschichte des Landes auseinander zu setzen. Sonst bist du vielleicht von den kroatischen Ortstafeln und den komisch redenden Menschen überrascht.
Ganz kurz: Das Burgenland war immer schon ein Grenzland. Hin- und hergeschoben zwischen Österreich und Ungarn, besiedelt von fränkischen Handwerkern, Kroaten und ungarischen Söldnern, hat es eine eigene Identität entwickelt. Und auch eine eigene Sprache.
Das Hianzische ist den bairischen Ui-Dialekten zuzuordnen und wird noch von vielen Menschen im Südburgenland gesprochen (wenngleich richtig starker Dialekt nur mehr bei den älteren Semestern vorkommt). Der Hianzenverein in Oberschützen nimmt sich der Wahrung dieser südburgenländischen Redensart an. Im Grenzgebiet zur Steiermark und im Bezirk Jennersdorf ist der Dialekt aber eher steirisch gefärbt. Und aufgrund der anerkannten kroatischen und ungarischen Minderheiten sind auch diese Sprachen im Burgenland (sogar als Amtssprachen) vertreten.
Hier ein Beispiel für den Hianzischen Dialekt:
Grenze ist ein ständiges Thema hier. Lange am Eisernen Vorhang gelegen, versteht sich das Burgenland heute als grenzübergreifender Vermittler des Begriffs “Grenze”. Dabei ist nicht nur die Grenze zu Ungarn und Slowenien Thema, sondern auch die alte Staatsgrenze, also jene zur Steiermark. 2021 feierte das Burgenland 100jähriges Bestehen (in seiner jetzigen Form), was die weitere Beschäftigung mit der eigenen Geschichte förderte.
Ein paar spannende Orte, um Geschichte und Kultur des Südburgenlandes zu verstehen und zu begreifen:
- Geschichte(n)haus Bildein
- Kreuzstadl Rechnitz
- Freilichtmuseen in Bad Tatzmannsdorf, Gerersdorf und Stinatz (letzteres kroatisch)
- Ausstellung auf der Burg Schlaining
- Schlösslberg Mogersdorf
- Hianzenverein Tuitsnatuits in Oberschützen
Tipp 2: Die perfekte Reisezeit
Ich versprach dir einen Tipp, und muss dich zugleich enttäuschen: Ich kann dir keine perfekte Reisezeit für deinen Südburgenland Urlaub nennen! Warum? Weil es ein ideales Reiseziel fürs ganze Jahr ist!
Der Frühling eignet sich wunderbar zum Radfahren. Während du mit deinem eigenen Rad oder einem geliehenen E-Bike durch die Gegend düst, kannst du der Natur beim Erwachsen und Wachsen zusehen. Die Temperaturen sind im Frühling schon sehr mild und du kriegst schon ordentlich südburgenländische Sonne ab! Falls du auch Museen anschauen willst: die meisten öffnen erst mit Ostern bzw. Mai!
Im Sommer laden natürlich verschiedene Bäder und Seen zum Plantschen ein, wie etwa jene in Rechnitz, Königsdorf oder Burg. Es ist auch die perfekte Zeit, um im üppig wachsenden Weingarten zu sitzen und es ist kulturell richtig viel los! Bei den vielen Festen wird der Kalender schnell voll.
Meine persönliche Lieblingsjahreszeit ist ja der Herbst, dieser ist im Südburgenland auch besonders schön: man kann bei der Weinlese helfen oder zusehen, Trauben naschen, sich an der bunten Landschaft erfreuen. Kanutouren muten jetzt ein bisschen kanadisch an und die Speisekammern sind mit vielen köstlichen Lebensmitteln gefüllt.
Und dann der Winter: der ist sehr ruhig hier im Südburgenland. Viele Museen und Burgen haben geschlossen und bis auf die Adventmärkte im Dezember gibt es auch wenige Festivitäten. Gerade das macht aber auch den Reiz aus, wenn man durch die ruhige, karge Landschaft spaziert. Und: jetzt die perfekte Reisezeit, um in den südburgenländischen Thermen und Wellnesshotels zu entspannen!
Wenn du einen Überblick über die Veranstaltungen rund ums Jahr im Südburgenland brauchst, dann schau mal hier rein.
Tipp 3: Anreise und Fortbewegung
Bevor du dich festlegst, mit welchem Fahrzeug du ins Südburgenland anreisen willst, ist es ratsam zu überlegen, was du vorhast. Willst du viele verschiedene Plätze sehen? Dann nimm das Auto. Bleibst du im Umkreis einer der beiden Thermen? Dann ist der Bus eine gute Wahl. Bist du sportlich und erkundest gern? Dann lohnt es sich, aufs Fahrrad zu setzen.
Der Vorteil einer Anreise mit dem Zug ist, dass du dein Rad bequem mitnehmen kannst. Allerdings gibt es damit nur zwei Ausgangspunkte: Friedberg bzw. Hartberg in der Steiermark (an der Grenze zum Bezirk Oberwart) oder aber Jennersdorf. Im Bezirk Güssing liegt leider kein einziger Schienenkilometer und die Strecke von Friedberg nach Oberwart wird nur mehr von Güterzügen befahren. Du kannst aber an beiden Punkten in Radwege (zum Beispiel die Paradiesroute rund ums Südburgenland) einsteigen.
Sowohl von Wien als auch von Graz kommend fahren Busse. Die Strecke ins Südburgenland wird vom landeseigenen Betrieb Südburgenland Bus befahren. Wo kein Bus hinfährt, gibt es ein Ruftaxi zum normalen Öffi-Tarif (auch das Klimaticket ist gültig), das BAST. Infos zu Fahrplänen findest du auf der Homepage der VOR.
Die Anreise mit dem Auto führt dich zunächst über die Südautobahn A2. Je nachdem, wo du genau hin willst, nutzt du entweder die beiden burgenländischen Abfahren Pinkafeld oder Lafnitztal oder fährst über Bad Waltersdorf bzw. Fürstenfeld ins Burgenland rein.
Da sich das Südburgenland als E-Bike-Paradies versteht, bieten viele Betriebe mittlerweile einen E-Bike-Verleih an. Damit kannst du dann unabhängig und autofrei unterwegs sein. Außerdem entdeckst du die Gegend ganz anders, langsamer und bewusster. Hier kannst du die Radkarte fürs Südburgenland bestellen bzw. downloaden.
Tipp 4: Übernachten im Südburgenland
Es gibt im Südburgenland laut der Plattform Booking an die 230 Möglichkeiten*, zu übernachten. Dabei ist von der einfachen Pension bis zum Luxushotel alles dabei.
Eine der beliebtesten Arten, im Südburgenland Urlaub zu machen, ist die Übernachtung in einem Kellerstöckl. Diese kleinen Häuschen in den Weingärten waren einst Lagerraum und Schlafmöglichkeit für die Weinbauern. Als man sie für ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr brauchte, wurden sie umfunktioniert: zu hübschen Ferienhäuschen. Heutzutage verfügen sie über Strom- und Wasseranschluss und bieten ein entzückendes Zuhause auf Zeit.
Ein hübsches Kellerstöckl am Rechnitzer Weinberg* wird betrieben von der Familie Koch, die auch Weinbauern sind und im Buschenschank gute Speisen servieren
Bleiben wir bei Weinbergen: viele Weinbauern bieten auch die Möglichkeit, am Weingut zu übernachten. Meist sind diese Unterkünfte als Frühstückspensionen geführt. Den abendlichen Wein gibt’s dann natürlich direkt vom Hof.
Familie Zieger macht nicht nur sensationell guten Wein, sondern auch wunderschöne Ferienunterkünfte: Das Wein Domizil Zieger*
Rund um die Thermen Bad Tatzmannsdorf und Stegersbach findet man auch luxuriöse Thermenhotels, die keine Wellnesswünsche offen lassen. Viele haben auch hoteleigene Bademöglichkeiten dabei, bieten einen E-Bike-Verleih an oder bestechen mit hervorragender Küche.
Keine Wünsche offen lässt das Thermenhotel Avita* in Bad Tatzmannsdorf
Ein ganz besonderes Erlebnis ist die Übernachtung in einer Burg. Hier darf man sich dann einmal wie ein Burgfräulein oder Burgherr fühlen und erlebt das Flair vergangener Tage, als das Südburgenland noch den Batthyanys gehörte.
Die Burg Bernstein* bietet in der warmen Jahreszeit komfortable Zimmer in wunderschönem Ambiente an
Wer es gerne klassischer und einfacher mag, kann auf eine Vielzahl von familiär geführten Pensionen zurückgreifen. Wenn sich diese in der Nähe von Thermen befinden, gibt’s oft auch Bademäntel und Handtücher obendrauf.
Hausgemachte Marmeladen, einen Fahrradraum und unweit von der Therme Loipersdorf: die Pension Thermensonne*
Und selbst Campingfreunde finden im Südburgenland ein Plätzchen, wenn auch nicht in riesiger Auswahl. Offizielle Campingplätze habe ich nur drei entdeckt – je einen pro Bezirk. Stellplätze für die Nacht finden sich natürlich mehrere. Der größte Platz liegt direkt am Rauchwarter Badesee.
Wer gern am See wäre, aber nicht campen will, kann sich auch in die Seechalets in Rauchwart* einmieten
Tipp 5: Sehenswürdigkeiten – so viel zu sehen
Wenn ich über die Tipps für Sehenswürdigkeiten im Südburgenland spreche, könnte ich eigentlich auch gleich einen eigenen Artikel schreiben – oder ein ganzes Buch 😉 . Denn auch wenn sich landläufig die Meinung hält, dass es hier nicht viel gibt: das stimmt nicht! Ich will dir nur mal einen kurzen Überblick über die wichtigsten Top-Attraktionen geben, sonst artet dieser Blogbeitrag hier aus.
Burgen und Schlösser
Dass das Burgenland nicht wegen der Burgen so heißt, wissen die meisten mittlerweile. Trotzdem haben wir einige ganz tolle alte Burgen und Schlösser zu bieten. Die drei großen solltest du dabei unbedingt besuchen: Burg Schlaining mit seiner Burgenland-Ausstellung, Burg Bernstein bei einer Führung und Burg Güssing, von wo aus du beinahe das gesamte Südburgenland überblickst.
Viele ehemalige Batthyany-Schlösser sind heute Schulen (wie etwa in Pinkafeld) oder verfallen. Zwei wirklich schöne Schlösser befinden sich aber in Kohfidisch, wo es immer wieder tolle Veranstaltungen gibt (zum Beispiel die Gartentage oder das Kramuri) und in Neuhaus mit dem Schloss Tabor, einem Museums- und Veranstaltungszentrum. Ebenfalls in Neuhaus befindet sich auch eine Burgruine als Relikt aus vergangenen Tagen.
Museen im Südburgenland
Wirklich große Museen und Ausstellungen gibt es im Südburgenland nur wenige. Jene zu 100 Jahre Burgenland auf Burg Schlaining wäre hierbei zu nennen oder auch das Felsenmuseum in Bernstein. Ansonsten sind es kleine und kleinste Museen, die den Menschen hier Informationen näherbringen.
Zu nennen wären etwa das Stadtmuseum Pinkafeld, in dem man viel zum Tuchmacherhandwerk und zur Geschichte der Stadt erfährt. Oder eines meiner Lieblingsmuseen: Das Geschichte(n)haus in Bildein, das über die vergangene Zeit mit dem Leben am Eisernen Vorhang erzählt. Auch das Landtechnikmuseum in St. Michael mit seinen alten Traktoren und Geräten ist einen Abstecher wert. Oder das Freilichtmuseum Gerersdorf, in dem man vom alten, bäuerlichen Burgenland lernt.
Gute Aussichten
Das Südburgenland verfügt ja bekanntermaßen nicht über hohe Berge. Dennoch muss man auf Aussichten ins Land nicht verzichten. So sieht man etwa von der höchsten Erhebung des Burgenlands – dem Geschriebenstein mit 884 Metern – dank des Grenzturms sowohl den Neusiedlersee als auch die Riegersburg.
Auch der Vogelturm in Rechnitz lässt Weitblicke zu, ebenso wie die Plattform am Eisenberg. Der Aussichtsturm am Burgauberg bietet einen Blick bis hin zum Schöckl nahe Graz. Auch in Wörtherberg und Aschau findet man Aussichtstürme und manche Orte liegen etwas erhöht, sodass man vom Kirchplatz aus in die Landschaft blicken kann, etwa St. Martin an der Raab.
Sakrales
Im Südburgenland gibt es keine bombastischen Klöster zu besichtigen. Jedoch aber einige spannende Wallfahrtskirchen, einige versteckte Kleinode und seltsame sakrale Begebenheiten.
So zum Beispiel die spätgotische Wallfahrtskirche in Mariasdorf. Sie wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist in der Tat die markanteste Kirche im Südburgenland. Auf Wunsch kann man hier auch Führungen buchen. Auch Maria Bild im südlichsten Bezirk ist ein beliebter Wallfahrtsort. Das Gnadenbild, welches namensgebend für den Ort war und um das sich so manches Wunder rankt, zieht eine Vielzahl von Pilgern an. Für mich die schönste Wallfahrtskirche ist aber Maria Weinberg in Gaas, aber vermutlich nur deswegen, weil sie sich – wie der Name schon sagt – in den Weinbergen befindet 😉 .
Eine der historisch interessantesten Kirchen steht im klitzekleinen Ort Zahling bei Eltendorf. Diese ist nämlich eine der wenig erhaltenen romanischen Gebäude im Burgenland und bietet eine kleine kunsthistorische Sensation: romanische Fresken. Solche sieht man nur selten, vor allem in dieser Gegend. Sehr spannend wird es in Eisenberg an der Raab. Dort nämlich gibt es das sogenannte Rasenkreuz. Dieses ist auf wundersame Marienerscheinungen zurückzuführen, welche rund um die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts stattgefunden haben sollen.
Tipp 6: Das Essen im Südburgenland
Gerade weil das Südburgenland für Genussreisende ein beliebtes Urlaubsziel ist, kommt dem Essen hier eine besondere Bedeutung zu. Dabei findet man natürlich beliebte österreichische Allzeitklassiker wie Schnitzel ebenso wie Spezialitäten der ungarischen Küche. Aber es ist auch eine kulinarisch eigenständige Region mit lokalen Schmankerln, die ich dir jetzt gern kurz präsentieren will.
Beginnen wir beim Frühstück! Während in vielen Regionen die Bäcker aussterben, wird die Tradition des Brotbackens hier hochgehalten. Tatsächlich findet man in fast jeden Ort einen Laden, in dem das klassische Bauernbrot oder auch Dinkelsauerteigbrot gebacken wird. Gebacken werden übrigens auch die berühmten Grammelpogatscherl, ein pikantes Fingerfood aus Teig und Grammeln. Und selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben dürfen die Burgenländerkipferl.
Fleischtiger kommen ebenfalls auf ihre Rechnung im Südburgenland. Bekannt sind natürlich die Gänse, die klassischerweise im November zu Martini verspeist werden. Aber wusstest du, dass es hier auch Moorochsen gibt? Der Zickentaler Moorochse, der auf den kargen Wiesen im Rohrer Moor tatsächlich ein schönes Leben hat, gilt als regionale Spezialität und dient auch der Erhaltung der Moore. Und auch die Schafhaltung ist im Südburgenland angekommen, auf dem Hof Elpons von Julia und Alex in Bildein etwa. Ihre Bioschafte „mähen“ zum Beispiel die Weingärten und werden später direkt am Hof geschlachtet.
Berühmt ist das Burgenland auch für seine Hochzeitsmehlspeisen. Immer wieder erzählen Personen aus dem Westen Österreichs, wie gut die Kekse damals auf der Hochzeit, die sie im Burgenland besucht haben, waren. Wer nicht die Gelegenheit hat, auf eine burgenländische Hochzeit eingeladen worden zu sein, sollte bei Aloisia in Badersdorf vorbeischauen. Die rüstige Dame bäckt hier mit ihren Mitarbeiterinnen fast täglich hunderte Kilo an Süßspeisen und verkauft die zum Glück auch, sodass Naschkatzen jederzeit in den Genuss der burgenländischen Hochzeitsbäckerei kommen können.
Traditionell isst man im Südburgenland eher einfach und bäuerlich: Jause beim Buschenschank, Bohnensterz, Krautstrudel. Im Laufe der letzten Jahre haben aber fantastische Köche die Gastronomie hier auf eine neue Stufe gehoben und servieren auch moderne Gerichte, die zum Teil an die alten Traditionen angelegt sind – wie etwa die fabelhafte Fischsuppe im Koi in Rotenturm.
Tipp 7: Wo der Wein wächst
Das Südburgenland hat sich weintechnisch ordentlich gemausert in den letzten Jahrzehnten. Wurde in den 80ern noch saurer Wein, der bloß für Essig und Füßewaschen taugte, erzeugt (Zitat Papa), so sind es heute prämierte Spitzenweine und durchwegs eine hohe Qualität. Aus dem Glykolskandal hat man gelernt, mittlerweile werden sogar die Bioweinbauern immer mehr.
Bei deinem Urlaub im Südburgenland wirst du feststellen: nicht überall wächst der Wein. Daher beschränkt sich der Anbau hauptsächlich auf den Hügelkamm an der ungarischen Grenze. Aber auch an der steirischen Grenze auf den westseitigen Hügeln wächst er gut. Die schönsten und größten Weinberge findet man in Deutsch Schützen/Eisenberg, am Csaterberg, in Rechnitz, am Wintner Berg, in Gaas, rund um Heiligenbrunn, aber auch in Burgauberg und Eltendorf.
Eine absolute Besonderheit im Südburgenland ist der Uhudler. Dieser lokale Wein wird aus speziellen, robusten Trauben gewonnen. Als die Reblaus in den 1870er Jahren beinahe alle Weingärten vernichtete, waren es die Uhudlertrauben, die den Rebensaft sicherten. Als es Bestrebungen von Seiten der EU gab, den Uhudler zu verbieten, liefen die Südburgenländer Sturm: immerhin handelt es sich beim Uhudler um eine lokale, weithin geschätzte Spezialität. Vorerst ist sein Bestand gesichert und du kannst ihm rund um Eltendorf, Heiligenbrunn und Burgauberg beim Wachsen zusehen – und verkosten natürlich!
Tipp 8: Südburgenland Urlaub – Naturerlebnisse
Neben zahlreichen Sehenswürdigkeiten hat das Südburgenland auch einiges an Naturerlebnissen zu bieten. Wenngleich man hier keine tosenden Wasserfälle oder steilen Felsen findet, denn dafür ist das Burgenland einfach zu flach. Dafür besticht es mit herrlichen Aulandschaften, sanften Wiesen und schattigen Wäldern.
Eines der beeindruckendsten Naturerlebnisse im Südburgenland ist meiner Meinung nach das Moor in Rohr. Diese Moorlandschaft steht unter strengem Naturschutz, darf aber auf ausgewiesenen Wegen betreten werden. Es ist das größte Moor im pannonischen Raum, ca. 13 Meter tief und somit an die 12.000 Jahre alt! Hier kannst du auf eigene Faust Moortreten, die Moorochsen bestaunen und die Pflanzen des Moors kennenlernen.
Das Südburgenland ist auch ein Wildparadies. Was uns im Wald immer wieder zu schaffen macht, ist für Spaziergänger natürlich ein Erlebnis: Rehe, Hirsche, Wildschweine und Hasen gibt es hier zuhauf. Und es ist fast unmöglich, die Bundesstraßen entlangzufahren und keinen Mäusebussard zu entdecken! Auch Fasane kreuzen immer wieder den Weg.
Im Südburgenland gibt es unzählige landwirtschaftliche Felder. Und daneben Wald. Zwischen den Ortschaften: Wald. Auf den sanften Hügelkuppen: Wald (wenn es nicht gerade ein Weinberg ist). Wald ist hier überall. Viele Wanderwege führen durch den Wald, was im Sommer eine schattige Freude bereitet. Im Gegensatz zu den alpinen Regionen Österreichs dominieren hier Laubwälder mit Eichen und Buchen.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen beim Thema Natur die vier Hauptflüsse des Südburgenlands: Pinka, Lafnitz, Strem und Raab. Von der Steiermark her kommend, fließen sie in Richtung Ungarn ab. Die Pinka fungiert dabei streckenweise als Grenzfluss zu Ungarn, während die Lafnitz der Grenzfluss zur Steiermark darstellt. Die Raab ist der touristisch am besten nutzbare Fluss und liegt im äußersten Süden. Hier kann man beim Paddeln die Seele baumeln lassen und auch den ein oder anderen Biber, Eisvogel und Fischreiher beobachten.
Tipp 9: Lerne die Menschen hier kennen
Wenn du im Südburgenland Urlaub machst, kommst du kaum drum herum, mit Einheimischen hier zu plaudern, zu essen und zu trinken. Außer natürlich, du verbarrikadierst dich in deiner Ferienwohnung, aber dafür fährst du doch sicher nicht fort. Die Südburgenländer:innen sind sehr gesellige und hilfsbereite Menschen, bei denen es sehr einfach fällt, ins Gespräch zu kommen.
Schon allein, wenn dich Einheimische in ihrem Zuhause – sei es auf einem Weingut, einem Kellerstöckl oder ihrer Pension – willkommen heißen, wirst du sehen, dass sie mehr sind als nur Unterkunftsgeber. Nachher beim Einkauf kommt man dann mit weiteren Leuten ins Plaudern. Und spätestens beim Buschenschank lernst du die Menschen hier kennen und du siehst, wie schnell man sich hier Freunde machen kann. Hauptsache, du gehst mit ebenso offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt wie das die Leute hier machen.
Tipp 10: Ab in die Fluten
Ein Grund, warum es Tourismus im Südburgenland gibt, ist Wasser. Aber nicht Seewasser, sondern das Thermalwasser, das aus den Quellen in Bad Tatzmannsdorf und Stegersbach sprudelt. Beide Thermen laden Erholungssuchende aus Nah und Fern ein, um im warmen Nass zu plantschen und sich rundum verwöhnen zu lassen. Der Aufenthalt in den Badeorten lässt sich auch mit einem Golfspiel verbinden oder man leiht sich ein E-Bike aus und düst durch die Gegend.
Ein zweites Wasser, dass Leute ins Südburgenland zieht, ist die Raab. Auf ihr finden traumhafte Kanutouren statt, sogar bis über die ungarische Grenze gehen so manche Abenteuer. Mit etwas Glück erblickt man die hier lebenden Biber – ich habe auf meiner Paddeltour sogar drei davon gesehen. Leider sind sie nur immer schneller weg als ich an der Kamera. Und auch den Eisvogel, der an meinem Kopf vorbeigesegelt ist, habe ich nicht mehr erwischt. Das kommt von der vielen Ruhe, die man hier findet! Wer sich nicht in Boot setzen will, findet auch immer wieder nette Buchten zum Plantschen. du siehst, man kann eigentlich nicht im Südburgenland Urlaub machen und nicht nass werden dabei!
Wer im Sommer gerne Abkühlung hätte, dem seien ein paar der südburgenländischen Badeseen ans Herz zu legen (von Nord nach Süd):
- Naturschwimmbad Bernstein
- Badesee Rechnitz
- Neustifter Badesee
- Natur-Badeparadies Burg
- Badesee Rauchwart
- Natur- und Wassererlebniswelt in Moschendorf
- Naturbadesee Königsdorf
Auch dutzende Freibäder laden im Sommer zum Baden ein, zum Beispiel in Pinkafeld, Güssing oder Neuhaus am Klausenbach. Nur in Stinatz, dort gibt es leider immer noch keines.
Buchtipps fürs Südburgenland
Abschließend möchte ich dir noch ein paar Buchtipps* für diese Region ans Herz legen. Allen voran natürlich meins 🙂
Nur net hudln! – Viel Spaß im Südburgenland
Du siehst also, fad wird es hier nicht. Aber Stress muss man sich auch keinen machen. Man darf es gemütlich angehen. Mehrere Stunden im Buschenschank zu sitzen, ist keine Zeitverschwendung, sondern Lebensgefühl. Beim Weinbauern hängen zu bleiben, ist kein Hoppala, sondern der Sinn der Sache.
Wie gern wir unser Leben gemütlich und genüsslich leben, erfährst du bei einem Gespräch mit den Südburgenländern höchst persönlich. Und wenn dann ein wenig Zeit ist, radelst oder wanderst du durch die Gegend, erfreust dich an den Tieren, den kleinen Museen und den historischen Plätzen.
Mit dem letzten meiner Südburgenland Tipps wünsche ich dir nun frohes Entdecken und Genießen: Pfeif mal auf die groß angepriesenen Orte und leg dich in die Hängematte!
Noch mehr konkrete Südburgenland Tipps findest du in meinen Blogartikeln:
- Pinkafeld – die bürgerliche Kleinstadt im Südburgenland
- Bildein – das Dorf ohne Grenzen
- Der Eisenberg – ein südburgenländisches Weinidyll
- Schachblume in Österreich – einzigartig und selten
- Burgenland-Fakten und Mythen: Vorurteile am Prüfstand
und natürlich in meinem Buch Südburgenland – 75 Ausflugsziele zum Entdecken und Erleben.
Auch bei meinen Bloggerkolleginnen und -kollegen gibt’s noch mehr Infos zu der Region:
- Janine von Gepackt & Los hat 3 herbstliche Tage im Südburgenland verbracht und einige der Highlights der Region besucht
- Gerfried und Olya von Womoguide waren mit dem Wohnmobil im Günser Gebirge unterwegs und verrraten, was das Südburgenland mit albanischen Dörfern gemeinsam hat
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PIN IT!
Liebe Barbara,
ein sehr schöner Bericht mit vielen Dingen, die ich noch nicht kannte.
Weißt du noch wo in etwa das Foto mit dem Bach oberhalb vom Inhaltsverzeichnis (https://reisepsycho.com/wp-content/uploads/2022/07/Suedburgenland-40-600×400.jpg) entstanden ist?
LG,
Andreas
Hallo Andreas! Freut mich, dass dir der Artikel gefällt!
Das Foto hab ich in der Willersdorfer Schlucht gemacht. Auf welchen Metern genau weiß ich nicht mehr, aber es war eher im unteren Teil.
Liebe Grüße
Barbara