Burgenland-Fakten und Mythen: Vorurteile am Prüfstand

Burgenland-Fakten und Mythen: Vorurteile am Prüfstand

Als Mensch aus dem Burgenland hat man es nicht leicht  – das weiß ich als in die Steiermark Ausgewanderte ganz gut. Es gibt so viele Vorurteile übers Burgenland, mit denen man kämpft. Von Verniedlichungen über Beleidigungen ist da alles dabei. Und ja, manche Annahmen zum östlichsten Bundesland stimmen sogar. Ich hab einige Vorurteile zusammengetragen und unterziehe sie einem Check – Burgenland-Fakten und Mythen am Prüfstand, sozusagen.

Störche im Burgenland
Ein unumstößlicher Fakt: die Störche kommen jedes Jahr wieder hierher

Von der Bürde, aus dem Burgenland zu kommen

Auch wenn ich in diversen Foren und auf meiner Facebookseite nach Vorurteilen übers Burgenland gefragt habe, so fielen mir doch auf Anhieb selber auch gleich etliche ein. Man kennt das ja als sogenannter „Gelbfüßler“ (ein ungeliebter Spitzname für Burgenländer:innen) zur Genüge: Man traut sich ja kaum sagen, woher man kommt, denn kaum ist das Wort „Burgenland“ ausgesprochen, hagelt es vermeintlich lustige Burgenländerwitze oder herabwürdigende Zuschreibungen.

„Welcher Verein ist der größte im Burgenland? Jener der burgenländerwitzgeschädigten Burgenländer!“

Unnützes Wissen

Woher die Bezeichnung „Gelbfüssler“ stammt, ist nicht wirklich klar. Es gibt jedenfalls mehrere Erklärungen dafür, warum die Menschen aus dem Burgenland so genannt werden:

  1. der Boden hier sei so lehmig, dass die Leute immer gelbe Füße hätten
  2. das Gelb beziehe sich auf die Unmengen an Kukuruz (Mais), die hier angebaut werden
  3. weil sie so dumm wären und gegen den Wind pinkeln würden, was dann – ja eh schon wissen …

Immer noch sind die ersten Assoziationen, die jemand zu meiner Heimat hat, eher negativer Natur. Die Phrase „verarmter Grenzstreifen“ fällt immer wieder, und in den Köpfen so mancher Investoren sind wir immer noch die hinten gebliebene „Ziel 1“ – Region, die ja nur mithilfe von EU-Geldern überlebt. Auch das Wort „Glykolskandal“ haftet an unseren Flaggen, auch wenn sich das unerlaubte Panschen des Weines nicht allein im Burgenland abgespielt hat. Da aber zwei burgenländische Winzer zu Beginn des Skandals zu Haftstrafen verurteilt wurden, bringt man das nun mit uns in Verbindung. Wen interessieren schon Fakten?

Typisch Burgenland
Ich glaube, viele übersehen die schönen Seiten des Burgenlandes

Da mutet es schon direkt freundlich an, wenn jemand sagt: „Das Burgenland kenn‘ ich nur vom Bundesheer-Grenzeinsatz“. Diesen Satz hab ich mittlerweile schon so oft gehört, dass ich glaube, wir sind der Grenzübungsplatz der Nation. Die jüngere Generation der Zivildienstabsolventen kann da natürlich nicht mitreden, aber auch sie verbinden das jüngste Bundesland Österreichs bloß mit einem Event: Novarock. Außer Bier, Zelt und Rockmusik haben sie also nicht viel gesehen und gehört von diesem schönen Land. Willst du also übers Burgenland Fakten statt Mythen, musst du jemanden fragen, der sich dort auskennt – mich zum Beispiel 😉 !

Wegweiser Csaterberg
Ich weise dir den Weg durch Mythen, Vorurteile und Fakten übers Burgenland

Burgenland-Fakten und Vorurteile im Check

Nun, viele Sätze kriegt man als Burgenländer:in eben einfach so hingeknallt – man kennt das, man lernt damit zu leben. Viele davon enthalten Vorurteile, die man versucht, zu entkräften. Oder man muss zugeben, dass sie stimmen. Damit du dir als leidgeplagte:r Burgenländer:in dies in Zukunft sparen kannst, habe ich die gängigen Vorurteile und vermeintlichen Fakten übers Burgenland zusammengetragen und einer Prüfung des Wahrheitsgehalts unterzogen. Dann brauchst du in Zukunft nur mehr diesen Link verschicken und hast mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens und brauchst nicht diskutieren.

Neuhaus am Klausenbach bei Regen
Es ist hügelig und regnet: kann das im Burgenland sein?

Vorurteil 1: Im Burgenland ist alles flach

Klar, im Burgenland haben wir keine hohen Berge. Es stimmt aber nicht, dass wir gar keine haben. Und wir sind auch nicht – wie so oft behauptet – das flachste Bundesland Österreichs. Das ist nämlich Wien! Unser höchster Berg, der Geschriebenstein, misst immerhin 884m. Und das Günser Gebirge zieht sich in mehreren Hügeln dahin. Im Süden kriegen wir auch ganz viel vom Südoststeirischen Hügelland mit ab und auch das Rosaliengebirge im Norden bietet Höhenmeter und fantastische Aussichten.

Aussichtswarte Geschriebenstein
Die Aussichtswarte am 884m hohen Geschriebenstein

Der Grund, warum viele das Burgenland als gänzlich flach im Kopf haben, ist vermutlich der Neusiedlersee. Dort um die pannonische Seenplatte ist es tatsächlich sehr flach und hier befindet sich mit 114m Seehöhe auch der tiefste Punkt Österreichs. Deshalb aber zu glauben, dass es im ganzen Bundesland so aussieht, ist ein schwerer Fehler.

Spätestens, wenn du mit dem Rad die Südburgenländische Paradiesroute fährst, verwirfst du dieses Vorurteil. Denn man kommt hier ohne E-Bike ganz schön ins Schnaufen! Und eines darf man auch nicht vergessen: Die beste österreichische Snowboarderin – Julia Dujmovits – kommt aus dem Bezirk Güssing. Es ist auch das einzige Bundesland mit einem Berg und dem Adler im Wappen. Auch meine Bergliebe zeigt wohl: auch wir aus dem Burgenland können das mit den Bergen ganz gut 😉 .

Hügeliges Burgenland
Hier im Süden kommt man beim Radfahren ganz schön ins Schnaufen
Faktencheck
Ist im Burgenland alles flach?

Nein. Natürlich gibt es hier keine hohen Berge, aber der Großteil des Landes ist eine sanfte Hügellandschaft. Wie sonst könnte hier der Wein so gut gedeihen?

Vorurteil 2: Im Burgenland gibt’s ja nix

Was genau suchst du denn? Kultur? Dann bietet sich mit dem Schloss Eszterhazy, der Cselley-Mühle, dem Kulturzentrum Oberschützen, dem Liszt-Festival und vielen anderen Locations mehr ein breites Feld der Events und Ausstellungen. Oder willst du Museen? Allein im Südburgenland fallen mir auf Anhieb über 15 Museen ein, darunter etwa das Stadtmuseum Pinkafeld, das Geschichte(n)haus in Bildein oder das Museum zu den Türkenkriegen in Mogersdorf.

Schloss Tabor
Das Schloss Tabor ist Museum und Kulturbetrieb zugleich

Oder vielleicht bist du auf der Suche nach geschichtlichen Plätzen? Dann kannst du hier aus dem vollen Schöpfen! Etliche Burgen und Burgruinen wie Landsee, Lockenhaus oder Güssing warten ebenso auf deinen Besuch wie Schauplätze einstiger Auseinandersetzungen wie etwa der Kreuzstadl in Rechnitz oder die Kuruzzenschanze in Parndorf.

Vielleicht willst du auch Shopping-Vergnügen, entspannten Wellness-Urlaub oder fantastische Genusslocations erleben? Auch das gibt es zur Genüge hier. Du siehst, das Burgenland ist alles andere als ein fader Flecken. Klar, wir können nicht mit einem Naturhistorischen Museum oder einem Formel-1-Ring dienen. Dafür haben wir freundliche private Museumsbetreiber, die sich auch mehrere Stunden Zeit nehmen sowie lebhafte Festivals, die die Sommerluft mit Musik erfüllen.

Hügelgrab zum Durchspazieren
Ein römisches Hügelgrab zum Durchspazieren: auch das gibt es im Burgenland
Faktencheck
Gibt es im Burgenland nichts zu sehen und zu erleben?

Doch, und wie! Warum diese nicht so medienwirksam sind, liegt vermutlich an den fehlenden Hypes auf Social Media (den Leuchtturm in Podersdorf mal ausgenommen) sowie am fehlenden Werbebudget der Tourismusverbände. Aber langweilig wird es dir im Burgenland ganz bestimmt nicht!

Als kleinen Tipp, falls dir die Ideen fehlen: Brigitte von Ausgeflogen.at hat 50 Ausflugtipps fürs Burgenland für dich!

Vorurteil 3: Im Burgenland reden die so komisch

Die Tiroler krächzen, die Steirer bellen – und die Burgenländer? Die haben ihren ganz eigenen Slang. Dazu muss man geschichtlich ein bisschen ausholen.

Das Burgenland gehörte immer wieder zum deutschen Herrscherkreis: jenem der Karolinger und dem von Heinrich IV. Diese brachten jenen mittelbairischen Dialekt in die Region, der auch heute nach fast 1000 Jahren hier noch vorherrschend ist: das Hianzische. Durch die wirtschaftliche Isolation und die ländliche Struktur des Burgenlands konnte er sich tatsächlich sehr lange als Sprachinsel halten.

Hianzisch im Burgenland
Den Hianzen ihren Hianzensteig

Das Hianzische zählt zu den sogenannten Ui-Dialekten, was man angesichts der hier gesprochenen Wörter sofort erkennen kann: Muida für Mutter, guid für gut oder Bui für Bub. Aber natürlich findet auch das „Ea“ und „Oa“ und „Au“ viel Platz in der Sprache. Rein gesprochene Vokale haben wir kaum. Und wenn, dass ist das Wort für Außenstehende eh gänzlich unverständlich, etwa wenn wir behaupten „Oft e(i)ss ma hoit a Umurkn“ (Dann essen wir eben eine Gurke). Wir könnten den Satz noch ergänzen um „we(i)nn sist nix dahoam is“ (wenn sonst nichts zuhause ist).

Dieser Dialekt hat sich vor allem im mittleren Burgenland gehalten. Ganz im Süden hat er sich ans Steirische angeglichen, im Norden ans Niederösterreichische. Doch redet das ganze Nordburgenland jetzt „schön“? Nein – es gibt ein kleines gallisches Dorf, von dem selbst wir Burgenländer behaupten: Da leben die Franzosen des Burgenlandes. Nämlich Apetlon. Dort und in den Ortschaften drum herum (z.B. Illmitz) hat man selbst als gelernter Hianze seine Mühe, die Leute zu verstehen.

Faktencheck
Reden die Leute im Burgenland komisch?

Ja, wir haben unsere ganz eigene Art zu sprechen. Das reicht von der Aussprache hin zu anders verwendeten Artikeln bis zu gänzlich neuen Wortkreationen. Eine schöne Übersicht über das Hianzische gibt es hier und beim Hianzenverein Tuitsnatuits in Oberschützen. Auch das Mundartwörterbuch ist sehr zu empfehlen.

Vorurteil 4: Im Burgenland gibt es keine Arbeit

Einen Fakt über das Burgenland, den man immer wieder hört ist, dass es hier ja gar keine Arbeit gibt – in diesem armen, benachteiligten Ziel-1-Gebiet. Nun, um herauszufinden, ob das wirklich stimmt, muss man ein Blick in die Statistiken werfen:

Im Jahr 2018 gab es insgesamt 138.392 Beschäftigte insgesamt im Burgenland bei einer Bevölkerungszahl von ca. 293.000. Von den 138.392 arbeiteten 86.200 (62,3%) im Land, 52.192 (37,5%) in anderen Bundesländern und 0,2% im Ausland. Jene, die in anderen Bundesländern arbeiteten, taten das gut zur Hälfte in Wien. An Werktagen tummeln sich also etwa 25.000 tatkräftige Burgenländer:innen in der Bundeshauptstadt.

Altes Handwerk im Burgenland
Viele alte Handwerksberufe gibt es nicht mehr

Vergleicht man die Auspendler in andere Bundesländer österreichweit, so ist diese Rate mit 37,5% im Burgenland tatsächlich am höchsten. Der Durchschnitt beträgt über Österreich hinweg gerechnet 13,45% – außer in Niederösterreich und dem Burgenland ist dieser Betrag aber nirgends zweistellig, die heben den Schnitt also ordentlich an. Dennoch gibt es auch im Burgenland Gemeinden mit einem positiven Pendlersaldo: Güssing zum Beispiel hat mehr Einpendler pro 100 Einwohner:innen als Graz, Wien-Leopoldstadt oder Salzburg.

Die Arbeitslosenquote im Burgenland lag 2019 bei durchschnittlich 7,3% und lag unter dem Österreichschnitt. Das Bruttoregionalprodukt ist österreichweit nirgends so niedrig ist wie im Burgenland (31.600€ pro Einwohner:in). Das meiste Geld wird im Burgenland durch die Herstellung von Waren, den Handel, das Grundstücks- und Wohnungswesen und im Baugewerbe erwirtschaftet. Doch es zeigt sich ein Licht am Horizont: das Burgenland ist jenes Bundesland mit dem größten jährlichen Zuwachs der Wirtschaftsleistung – es holt also am schnellsten wirtschaftlich auf.

EO in Oberwart
Der Handel schafft auch im Burgenland viele Arbeitsplätze
Faktencheck
Gibt es im Burgenland überhaupt Arbeit?

Ja klar. Aber: Das Burgenland ist bei der erwirtschafteten Leistung das Schlusslicht Österreichs und weist die höchste Zahl an Pendlern im Vergleich zur Bevölkerungszahl auf. Gäbe es also die Busse, Züge und Autobahnen nach Wien nicht, würde es mager aussehen. Jedoch holt das Burgenland wirtschaftlich gerade ziemlich auf, womit sicher noch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Dennoch finden derzeit nur etwa zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Burgenland eine Stelle im eigenen Land.

Vorurteil 5: Im Burgenland gibt’s nur Wein

Es ist wohl unbestritten, dass das wichtigste Produkt des Burgenlands der Wein ist. Insgesamt sechs offizielle Regionsbezeichnungen gibt es hier, darunter etwa Neusiedlersee DAC, Rosalia DAC oder Eisenberg DAC. Einer der sechs Naturparks trägt sogar den Namen „Weinidylle“ und wenn man Burgenlandurlauber:innen danach fragt, was sie sich von hier am liebsten mit nach Hause nehmen, so werden gleich mal ein paar Flaschen Wein genannt.

Und dennoch: Es wäre falsch, das Burgenland nur auf den Weinbau zu reduzieren. Die Bäuerin Carina Laschober-Luif etwa meinte einmal zu mir: „Alle reden nur über den Wein, dabei stellen wir auch erstklassiges Brot und andere Produkte her.“ Recht hat sie. Vom Honig über den Paprika, von Knoblauch über Fruchtsäfte, von Nudeln über eingelegtes Gemüse – im östlichsten Bundesland werden unglaublich viele Lebensmittel geerntet, produziert und verarbeitet.

Burgenländische Produkte
Selbstgemachtes Brot, eigener Käse, Aufstriche und Bohnen aus der Region

Über alle Grenzen bekannt ist zum Beispiel die burgenländische Hochzeitsmehlspeise, welche man in Badersdorf bei Aloisia in Perfektion verkosten und kaufen kann. Backen ist sowieso so ein burgenländisches Spezialding: von den Germsalzstangerl über die Grammelpogatscherl hin zum Pinkataler Lebkuchen und der Eszterhazy-Schnitte, nicht zu vergessen die legendären Burgenländerkipferl.

Exklusives Fleisch kriegt man etwa beim Bioschafthof Elpons in Bildein oder vom Zickentaler Moorochsen. Natürlich muss man in diesem Zusammenhang auch die burgenländische Weidegans erwähnen und die verschiedenen Fischzuchten, wie etwa jene beim Koi in Rotenturm. Ganz im Süden des Landes wird auch original steirisches Kürbiskernöl hergestellt – die Grenzen der geschützten Lebensmittelbezeichnungen sind eben andere als die geografischen. Und es gab schon Jahre, in denen kam das beste steirische Kürbiskernöl aus dem Burgenland!

Wer mal die Nase voll vom fruchtigen, burgenländischen Wein hat: sowohl in Neustift an der Lafnitz als auch in Gols und im Zickental gibt es Privatbrauereien. Und dabei haben wir noch gar nicht über Kräuter, Getreide und Erdbeeren geredet …

Kürbiskerne aus dem Südburgenland
Auch das Burgenland kann das mit den Kürbiskernen
Faktencheck
Wird im Burgenland nur Wein produziert?

Nein. Das Burgenland ist mit seinen vielen Sonnenstunden und dem fruchtbaren Boden ein ideales Anbau- und Weidegebiet. So wachsen hier unzählige Getreide-, Gemüse- und Obstsorten ebenso wie aromatische Kräuter. Auch die Haltung von Rindern, Gänsen, Schafen und Fischen gelingt hier so gut, dass hochqualitative Produkte daraus entstehen. Einen guten Überblick gibt’s auf der Erlebnisparadies-Seite

Vorurteil 6: Die Öffis im Burgenland sind eine Katastrophe

So, nun zu meinen persönlichen Reizthema und die ganz unangenehmen Burgenland-Fakten: die öffentlichen Verkehrsmittel. Lass mich ausholen …

2014 standen im Burgenland 5813 km Straße nur 265,8 km Schiene gegenüber. Die Zugstrecke Friedberg-Oberwart wurde vor über 10 Jahren stillgelegt und wird offenbar nicht mehr reaktiviert. Auch die Wiederbelebung der Bahnstrecke nach Szombately ist vom Tisch. Der Bezirk Güssing ist der einzige Bezirk Österreichs, der keinen einzigen Bahnkilometer besitzt. Dafür haben wir mit 675 PKW pro 1000 Einwohnern den höchsten Motorisierungsgrad Österreichs. Von Oberwart braucht man mit den Öffis geschlagene 3 Stunden in die eigene Landeshauptstadt Eisenstadt – eine Strecke, die mit dem Auto in knapp über einer Stunde machbar ist.

Bushaltestelle Pinkafeld
Eine Bushaltestelle – von hier ist man im Nu in Wien

Dennoch wäre es falsch zu behaupten, dass es gar keine ordentlichen öffentlichen Verkehrsnetze im Burgenland gibt. Zwei Gruppen sind relativ gut versorgt: Schüler:innen und Wienpendler:innen. So nutzen etwa 43% der Pendler aus dem Bezirk Neusiedl den Zug zum Pendeln nach Wien, gar 50% aus dem Südburgenland pendeln mit dem Bus in die Bundeshauptstadt. Das ist wahrlich keine schlechte Quote.

Wer aber abseits der Schulbeginn und -endzeiten von A nach B will und nicht gerade an einer Bahnstrecke wohnt, hat schlechte Karten. Und auch, wer nach Graz will und nicht in Jennersdorf wohnt. Die Verbindung zwischen dem Südburgenland und Graz wurde erst 2020 (!) mit drei Bussen aktiviert. Weißt du, wie ich zuvor ohne Auto nach Pinkafeld gekommen bin? Gar nicht. Mit dem Bus fuhr ich nach Hartberg, von dort hat mich dann jemand abgeholt – mit dem PKW, versteht sich. Leider hat man beim Ausbau der Linie von und nach Graz nun den wichtigen Schul- und Studienort wieder nicht eingebunden – vielleicht ändern die derzeitigen Proteste darüber diesen Fakt ja noch.

Ich verstehe es auch nicht ganz, wieso man es nicht schafft, ein Rufbussystem zu installieren. Klar, das Burgenland ist über weite Teile sehr dörflich, da rentieren sich Linienverbindungen untereinander kaum. Aber viele ländliche Regionen haben es schön gezeigt, wie es klappen könnte: mittels einem günstigen, flächendeckenden Rufbusnetz. Alle Kilometer ist eine Haltestelle und man kann den kleinen Bus bis eine Stunde vor gewünschter Abfahrtszeit bestellen. Die Kosten berechnen sich meist nach den normalen Öffi-Tarifen. Diese Form der Anbindung muss aber natürlich subventioniert werden – und hier, liebe politische Verantwortliche, wärt ihr gefragt!

Radfahren im Burgenland
Zwischen den Orten bewegt man sich am besten mit dem Rad, solange es keine besseren Konzepte gibt

Übrigens: Die Ausrede, dass ein kleines, ländliches Bundesland eben stärker privat motorisiert ist als jene mit den großen Städte, lass ich nicht gelten. Vorarlberg, das ca. gleich klein und wenig bevölkert ist, weist einen Motorisierungsgrad von 544 PKW pro 1000 Personen auf – und ist damit fast Schlusslicht in Österreich.

Faktencheck
Sind die Öffis im Burgenland schlecht ausgebaut?

Jein. Vor allem nach Wien gibt es ganz gute Anbindungen, auch die Zugstrecke von Jennersdorf nach Graz ist praktisch. Man hat jetzt auch in Verbindungen zwischen dem Bezirk Güssing sowie Oberwart nach Graz investiert. Dennoch ist der Ausbaugrad besonders zwischen vielen burgenländischen Orten selber sehr schlecht und abseits von Schulzeiten gar nicht gegeben.

Vorurteil 7: Die Burgenländer sind hinterwäldlerisch und dumm

Oh je, was für ein Satz! Und tatsächlich musste ich ihn bei meiner Recherche immer wieder mal lesen. Offenbar denken viele, dass die zivilisierte Welt hinter dem Wechsel und dem Leithagebirge endet. Es liest sich fast so, als würden Leute annehmen, dass es hier weder Schulen noch Fernsehen, geschweige denn Fachhochschulen und Kultur gibt.

Altes Bauernhaus aus dem Burgenland
Solche Häuser gibt’s bei uns nur mehr im Freilichtmuseum – wir wohnen bereits modern 😉

Was soll ich sagen? Ach, bevor ich mich in emotionalen Tiraden verfange, lasse ich lieber mal wieder Burgenland-Fakten sprechen. Zunächst einmal: Das Burgenland hat den niedrigsten Anteil an Absolvent:innen von Hochschulstudien. Bäääähm. Dafür führt es bei den BHS und BMS Abschlüssen – was nicht wirklich wundert, denn wir haben wirklich viele tolle berufsbildende höhere Schulen. Bezüglich des Reifeprüfungsgrades liegen wir seit Jahren immer über dem Österreichdurchschnitt an erster oder zweiter Stelle. Mit Eisenstadt und Pinkafeld befinden sich auch zwei Fachhochschulstandorte im Land und gewährleisten höhere Ausbildungen sowie Forschung und Innovation. Und wir haben sogar eine Friedensuniversität wie auch Exposituren der Grazer Kunstuni.

Apropos Innovation: Gerade was erneuerbare Energien und Technologien angeht, ist das Burgenland absoluter Vorreiter. Das Europäisches Zentrum für erneuerbare Energien oder ÖkoEnergieland sind nur zwei Namen, die für eine ganz wichtige Sache stehen: Energieautarkheit. Güssing hat das mithilfe von Biomassekraftwerken geschafft (hier nachzulesen).

Machen wir weiter: Was gibt’s denn so an Kultur im Burgenland? Wer glaubt, dass sich diese auf Zeltfeste und Frühshoppen beschränkt, irrt gewaltig. Alleine die Kulturbetriebe Burgenland zählen 15 Standorte – ganz schön viel für so ein kleines Bundesland. Darunter fallen Kulturzentren, Museen und Festivalorte. Dazu kommen dann aber noch Gemeindemuseen sowie privat geführte Museen und unzählige andere Locations, an denen kulturell was los ist. Sucht man auf der Seite Burgenland-Tourismus nach Kultur, so findet man 68 Museen, 14 Burgen und Schlösser und 19 Festivals. Ganz schön viel für den angeblichen Hinterwald 😉 .

Güssing Blick auf die Burg
Die Stadt Güssing produziert ihre Energie bereits autark – Innovation statt Abhängigkeit!
Faktencheck
Ist das Burgenland ungebildet und „hinten nach“?

Nein. Die Burgenländerinnen und Burgenländer studieren zwar nicht so häufig wie Leute aus den anderen Bundesländern, haben dafür aber die höchste Rate an Maturanten in ganz Österreich. Unzählige höhere Schulen sorgen dafür. Im Burgenland wird außerdem an innovativer, nachhaltiger Technologie gearbeitet und kulturell ist einiges los dafür, dass es so ländlich ist.

Vorurteil 8: Das Burgenland gehört doch eigentlich zu Ungarn

Hmpf. Das nächste Vorurteil übers Burgenland, das ich nicht mehr hören kann. „Westungarn“ werden wir genannt, oder man sagt: „Wir nehmen Südtirol wieder zurück, dafür können die Ungarn ihr Burgenland wieder haben!“. Hey, nein, Stopp! Das Burgenland ist Teil Österreichs und nirgendwo anders als hier gehören wir hin. Alles andere sind alternative Burgenland-Fakten 😀 !

Achtung Staatsgrenze Schild zwischen Österreich und Ungarn
Die Grenze zu Ungarn

Dennoch: die Verbindungen zu Ungarn sind eng. Schon in der Römerzeit gehörte das Burgenland zur Region Pannonien, die im wesentlichen das heutige Ungarn umfasste. Als die Awaren zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert herrschten, gehörte auch das Burgenland zu ihrem Wirkungskreis, das sich über viele heutige osteuropäische Länder ausdehnte.

Und doch gab es auch recht früh schon den Einfluss aus dem Westen. Im 8. Jahrhundert etwa kamen die Franken und verleibten sich das Burgenland ein, sodass sich nun auch Germanen unter die Bevölkerung mischten. Die Grenzen zwischen Osten und Westen waren aber immer fließend, da das Burgenland eine Puffer- und Grenzwachzone war.

Richtig verwirrend wird es dann ohnehin im 10. Jahrhundert, als das Burgenland offiziell dem Königreich Ungarn von Stephan I. untersteht, aber von bayrischen Einwanderern besiedelt wird, die auch die Hianzische Sprache in die Gegend bringen. Der deutschsprachige Streifen auf ungarischem Gebiet blieb aber weiterhin umkämpftes Gebiet. Irgendwelche Adeligen auf österreichischem Boden wollten immer irgendein Stück vom Burgenland, die Ungarn aber wollten es nie hergeben. Dieser Zwist fand erst im 16. Jahrhundert ein vorläufiges Ende, als die ungarische Krone an die Habsburger vererbt wurde. Das Burgenland lag aber offiziell immer auf ungarischem Boden, jedoch weiter mit deutschsprachiger Bevölkerung.

Es rumpelte dann wieder gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Nationalistische Bestrebungen führten dazu, dass Ungarn eine strikte Magyarisierungspolitik verfolgte und Deutsch als Schul- und Amtssprache verbot. Nicht umsonst durch diese Spannungen folgte nach dem ersten Weltkrieg der Anschluss des Burgenlands an Österreich. Es kam eben, wie es kommen muss: Menschen arrangieren sich mit viel, die politischen Grenzen sind oft nicht das Problem. Aber will man ihnen die Sprache nehmen, so nimmt man ihnen die Identität. Die Deutschwestungarn kamen größtenteils mit Freuden zur neuen Republik Österreich, wenngleich die Ungarn natürlich wieder einmal um den Streifen kämpften.

Aus heutiger Sicht will wohl niemand aus dem Burgenland mehr zu Ungarn. Wir haben nicht dieselbe Sprache, was vermutlich der wichtigste Grund für einen Verbleibt bei Österreich ist. Außerdem trennen uns politische Bestrebungen von den Nachbarn im Osten.

Wachturm am Grenzerfahrungsweg Bildein
Der ungarische Wachturm erinnert daran, dass das Burgenland immer schon Grenzgebiet war
Faktencheck
Gehört das Burgenland nicht zu Ungarn?

Nein. Auch wenn sich die Geschichtsschreibung über 1000 Jahre auf ungarischem Boden abspielte, so sind wir doch in Österreich genau richtig. Aber: wir sind nach wie vor ein Grenzland. Es verläuft eine sprachliche Grenze wie auch eine geologische. Das Burgenland ist weder typisch ungarisch noch typisch österreichisch – es ist einzigartig.

Vorurteil 9: Im Burgenland ist alles voller Minderheiten

Bleiben wir gleich bei Grenzen und Zugehörigkeiten. Wer durchs Burgenland fährt, dem fallen vielleicht die zweisprachigen Ortstafeln auf, die hie und da stehen. Wer den regionalen Fernseh- oder Radiosender einschaltet, hört immer wieder kroatische oder ungarische Worte. Und auch in den Lokalzeitungen sind ein paar Seiten immer fremdsprachig. Wenn zu mir also jemand sagt: „Ah, du bist also a Krowodin“ (umgangssprachlich für: Kroatin), dann hat er schon ein bisschen Recht. Die vorherrschende Wahrnehmung muss ich trotzdem ein bisschen gerade rücken.

Zunächst einmal: Ja, ich bin tatsächlich eine halbe Burgenlandkroatin. Mein Nachname Horvatits (das Ende wird eigentlich als -ič gesprochen)verrät das 😉 . Daher bin ich auch durchaus stolz darauf, wie tolerant das Burgenland mit seinen Minderheiten umgeht. Seit dem Jahr 2000 ist das Volksgruppengesetz hier vollständig umgesetzt, das heißt: Ungarisch, Romani und Kroatisch sind in vielen Orten als Amtssprache gültig.

Parapatischberg Ortstafel
Zweisprachige Ortstafeln sind im Burgenland nichts Ungewöhnliches

Dies ist dann der Fall, wenn mehr als 25% der Einwohner:innen einer betreffenden Volksgruppe angehören. Dort haben diese dann auch Anspruch auf muttersprachlichen Unterricht in den Grundschulen. Außerdem gibt es eigene Sendungen im Regionalfernsehen und -rundfunk sowie eigene Seiten in den Lokalzeitungen. Und: welches Problem die Kärntner mit ihren zweisprachigen Ortstafeln haben, hat sich uns Burgenländern sowieso noch nie erschlossen.

Daher möchte man vielleicht meinen, dass das Burgenland ja bevölkert sein muss von Ungarn, Kroaten, Sinti und Roma. Doch es ist so, dass tatsächlich für Minderheiten so ein Aufwand betrieben wird (ich mein das durchaus positiv). Dabei ist Burgenlandkroatisch die am häufigsten gesprochene Muttersprache abgesehen von Deutsch – ca. 6% der Burgenländer:innen sprechen es in immerhin 52 Ortschaften, das sind ca. 18.000 Menschen. Ungarisch ist weit weniger häufig vertreten: ca. 4700 Personen in vier Ortschaften gehören dieser Volksgruppe an. Bezüglich der Roma ist die Faktenlage etwas undurchsichtig, da sich aus Angst vor Stigmatisierung nicht so viele offiziell zur Volksgruppe bekennen. Es dürften aber an die 2500-5000 sein.

Übrigens: alle Sprachen haben sich im Laufe der Jahrhunderte – denn so lange leben die Volksgruppen schon im Burgenland – eigenständig entwickelt. Die relativ isolierte Lage hat etliche Variationen hervorgebracht. Mein Lieblingswort aus dem Burgenlandkroatischen ist übrigens „vošmašin“ (Waschmaschine), weil es die Assimilierung an das Deutsche treffend zeigt.

Der Grenzwächter von Oberwart
Der Grenzwächter von Oberwart vor dem Rathaus – das in zwei Sprachen angepriesen wird
Faktencheck
Gibt es im Burgenland überzählig viele Leute, die einer Minderheit angehören?

Jein. Zwischen 7 und 8 Prozent der Bevölkerung im Burgenland gehören einer anerkannten Volksgruppe (Ungarn, Kroaten, Roma) an. Das ist bei weitem keine unglaublich hohe Zahl, aber doch die höchste in ganz Österreich. Vielleicht entsteht durch das Ausrollen der Volksgruppengesetze (zweisprachige Ortstafeln, fremdsprachige Sendungen) ein wenig der Eindruck, dass es viel mehr sind.

Hier gibt’s noch mehr Infos zu Burgenlandkroatisch, den Ungarn und den Burgenlandroma

 

Vorurteil 10: Im Burgenland scheint immer die Sonne

Die Klimatabelle zeigt: Im Burgenland scheint zuverlässig über 2000 Stunden im Jahr die Sonne, an mindestens 300 Tagen. Die Niederschlagsmenge ist dabei umgekehrt gering: nur 615mm regnete es im Jahr 2019 im Durchschnitt im Burgenland, die Jahresmitteltemperatur betrug warme 12,2°C (Österreichschnitt: 8,5°C)

Alter Kastanienbaum im Sommer
So herrlich präsentiert sich das Burgenland ganz oft

Dabei ist aber der Norden noch wesentlich trockener als der Süden. Dieses Nord-Süd-Gefälle liegt daran, dass sich nördlich bereits die pannonische Tiefebene erstreckt, während der Süden mit seinen Ausläufern der Alpen noch deutlich hügeliger ist. Auch bei den Temperaturen zeigt sich ein kleiner Unterschied zwischen dem Nord- und dem Südburgenland: oben ist es eine Spur heißer als unten. Generell kann man festhalten: im Nordburgenland herrscht pannonisches Klima vor, im Süden hingegen illyrisches Klima. Meistens gewinnt ein Ort im Norden des Sonnenstundenrekord, im Jahr 2019 allerdings ging der Sieg ins Südburgenland: in Güssing schien an 2241 Stunden im Jahr die Sonne.

Natürlich gibt es auch andere sehr sonnige Gebiete in Österreich, nicht nur das Burgenland. So etwa war es in Klagenfurt und Graz im Jahr 2020 etwas häufiger sonnig als in Eisenstadt. 2017 ging der erste Platz bei den Sonnenstundenrekorden auf Gemeindeebene in die Südsteiermark. Und auch Wien und das östliche Niederösterreich mischen regelmäßig in dieses Statistiken zum Sonnenreichtum mit. Doch bis auf Wien, dem kleinsten Bundesland Österreichs, ist es nirgends so flächendeckend sonnig wie im Burgenland.

Blick auf Bernstein
Im Hügelland regnet es etwas häufiger – hier Bernstein vor einem Gewitter
Faktencheck
Scheint im Burgenland immer die Sonne?

Eher ja. Natürlich gibt es auch im Burgenland mal Regentage und Nebel, aber es ist auf die Bundeslandfläche hin gesehen neben Wien die sonnenreichste Region Österreichs.

Quellen: Burgenlandflora, Burgenland Klimarückblick und ZAMG

Vorurteil 11: Die Burgenländer saufen ja alle

Meine Kolleg:innen meinen ja immer: „Ah, die Babsi kommt aus dem Burgenland, die ist trinkfest!“. Oder auch: „Na so a Flascherl Wein kann dir ja nix anhaben!“ Das Traurige dabei: sowas schmeichelt meiner burgenländischen Seele 😉 .

Denn wir führen nicht nur beim Pendeln, bei den Sonnentagen und beim Volksgruppenanteil die österreichische Rangliste an, sondern auch beim Alkoholkonsum. Wir sind ein Land des Weines – auch wenn wir ebenfalls Bier, Schnaps und Gin herzustellen wissen! Der durchschnittliche österreichische Mensch trinkt im Jahr etwa 29 Liter Wein. Ich geb‘ es zu – mir erscheint diese Zahl recht niedrig, ich glaube, ich hebe den Schnitt.

Ein Gläschen Wein im Burgenland
Wer kann denn zu einem guten Tropfen aus dem Burgenland Nein sagen?

Ein Blick auf die Statistik gibt mir Recht: im Burgenland trinkt man täglich etwa 44g Reinalkohol. Zum Vergleich: in Vorarlberg sind es nur 14g! Der Österreichschnitt liegt bei 26,4g. Obwohl man auch im Burgenland seit Jahren einen fallenden Trend bemerkt, führen wir trotzdem immer noch das Feld mit großem Abstand an.

Doch obwohl im Burgenland anteilsmäßig so viel Alkohol getrunken wird, ist Alkoholismus hier nicht überrepräsentiert. 3,9% der alkoholkranken Menschen in Österreich kommen aus dem Burgenland, was ziemlich genau dem Anteil der Bevölkerung im ganzen Staat entspricht (3,3%). Wir saufen also tatsächlich viel, sind aber nicht stärker abhängig als andere Österreicher:innen. Woran das liegt? Man kann nur spekulieren. Vielleicht können wir einfach unglaublich gut genießen? Genussfähigkeit gilt ja als Protektionsfaktor für Süchte. Oder stimmt es etwa tatsächlich, dass wir Burgenländer:innen einfach ehrlicher bei Angaben zum Alkoholkonsum sind, wie ein Studienautor behauptete? Dazu müssten alle anderen aber ordentlich lügen 😉 .

Uhudler Flasche mit Gläsern
Nach ein paar Flaschen Uhudler schaut man am nächsten Tag tatsächlich aus wie ein Uhu!
Faktencheck
Wird im Burgenland sehr viel getrunken?

Ja. Tatsächlich führt das Burgenland die österreichische Alkoholstatistik mit großem Vorsprung an. Der Wein und das gesellige Zusammensein und Trinken haben hier eine lange Tradition. Das Burgenland ist eben auch zu einem großen Teil Weinanbaugebiet.

Burgenland-Fakten und solche, die es noch werden wollen

Es gäbe noch einiges mehr an Fakten über das Burgenland, die sich zu checken lohnen. Etwa, ob im Burgenland wirklich dauernd der Wind weht. Oder ob hier tatsächlich kaum jemand leben will. Nun ist der Artikel aber schon so lang geworden, dass ich ihn nicht noch länger machen will. Doch klar ist: Ganz viele Mythen und Vorurteile übers Burgenland gehen um, weil sich gefährliches Halbwissen breit macht, Leute den Norden und den Süden nicht voneinander trennen, einfach nicht nachfragen oder überhaupt noch nie hier gewesen sind und aufs Hörensagen vertrauen.

Blick auf den Neusiedlersee
Ein dunstiger Blick auf den Neusiedlersee – Spoiler: die Windräder stehen hier nicht umsonst 😉

Ich glaube, ich habe gezeigt, dass an einigen vermeintlichen Burgenland-Fakten nichts dran ist, während sich andere Vorurteile bei genauerer Betrachtung tatsächlich bestätigen. Und manche Fragen lassen sich nicht so einfach beantworten. Es menschelt eben, auch im Burgenland. Da gibt’s Fehler, Fehlannahmen und auf keinen Fall eine Schwarz-Weiß-Betrachtung. Wenn ich einen Wunsch äußern darf: Lernen wir, differenziert zu denken! Geben wir nicht einfach ungeprüfte „Meinungen“ wieder. Und reduzieren wir eine ganze Region nicht aufgrund einseitiger Erfahrungen.

Bank vor Haus im Burgenland
Einfach mal hinsetzen und den Einheimischen Zuhören – da lernt man noch was

Doch bei allem Ärgernis über die vielen Vorurteile dem Burgenland gegenüber: die Gruppe derer, denen beim Wort „Burgenland“ ein Lächeln über die Lippen kommt und die einen dafür beneiden, aus so einem schönen Streifen Land zu kommen, wird immer größer. Zurecht, wenn man mich fragt 🙂 .

Weinberge in Rechnitz

Quellen

Ich habe die Fakten zum Burgenland so sorgfältig wie möglich recherchiert. Dazu habe ich mich vor allem an die Statistik-Seite vom Land Burgenland gehalten sowie an die Statistik Austria. Alle weiteren Quellen habe ich bei den jeweiligen Unterpunkten angegeben. Und manche Dinge hab ich auch einfach im Kopf 😉


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9 thoughts on “Burgenland-Fakten und Mythen: Vorurteile am Prüfstand”

  • Was für eine grandiose und ausführliche Zusammenstellung. Als Oberösterreicherin hatte ich bei meinem ersten Besuch als Kind am Neusiedlersee tatsächlich Probleme mit dem Flachland. Irgendwie hat mich das bedrückt. Im Laufe der Jahre habe ich das Burgenland schätzen gelernt und ein Gläschen Blaufränkisch oder St. Laurent kommen bei mir in der Schweiz gerne auf den Tisch ;-). Und da in OÖ die Mühlviertler für die mehr oder weniger guten Witze herhalten müssen, habe ich nie Burgenländer-Witze gemacht … ich schwöre.

    • Danke dir! Vor allem für die Nicht-Witze ;-). Ich gestehe selber: wenns so ganz flach ist, hab auch ich meine Schwierigkeiten. Aber ich bin ja auch ein Kind aus dem Süden mit dem Wechselgebirge vor der Nase. Lg

  • Ein zauberhafter Artikel! Als zugezogener Wiener bin ich erst sehr spät auf das Burgenland gestoßen, aber ich habe mich verliebt: In die schöne Landschaft, die gastfreundlichen Menschen und das gute Essen/Trinken. Mir fällt auf, daß die Burgenländer im Vergleich zu anderen Österreichern Fremden gegenüber total offen sind und jeden so annehmen, wie er ist. Sie sind bodenständig und unkompliziert.

    • Hallo Christoph! Danke, das freut mich außerordentlich 🙂 . Ja, ich glaube, dadurch, dass die Bevölkerung im Burgenland selbst so bunt durchmischt ist, ergibt sich auch ein offener Blick für das Fremde. Viel Freude noch im Land der Sonne! LG

  • Ich bin vor 6 Jahren von Wien ins Burgenland gezogen, habe mir einen typisch burgenländischen Streckhof gekauft und lebe gerne da. Und trotz aller Vorurteile leben hier auch einige Wiener, Steirer, Vorarlberger, Oberösterreicher und Kärnter. Fragt sich nur, wenn das Burgenland so schlimm ist, wieso kommen dann alle her *grins*. Selbst Deutsche haben das sonnige Burgenland für sich entdeckt.
    Das einzige, was mich tatsächlich etwas stört ist der permanente Sonnenschein- ich bin ein Regentyp.
    Aber ich liebe das Burgenland trotzdem und ich werde es auch nicht verlassen.

    • Du sprichst mir aus der Seele! Ich denke, die Zeiten, dass das Burgenland nur müde belächelt wurde, sind nun endgültig vorbei. Wer kann sich dieser Schönheit schon entziehen 🙂 Toll, dass es dir zum Leben so gut gefällt.
      Lg Barbara

  • Liebe Barbara: Fuer einen Polen aus Danzig, der etwas ueber Oesterreich schreiben will, ist Dein Text sehr hilfreich und interessant. Vielen Dank dafuer. M.

  • das mit den „gelbfüssler“ stammt von dem ab – trage mal wochenlang oder tagelang (weinlese, weingartenarbeit) nur Gummistiefel – dann wirst du sehen warum das gelbfüssler heißt.

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