Westküste Sizilien | Urlaubstipps und Highlights
Westküste Sizilien: Eine Region, die ihresgleichen sucht. Klippen, wunderschöne Sandstrände, Salz, Wein und Couscous – all das und noch mehr findet man in Westsizilien. Wir sind eine Woche lang an der Küste unterwegs gewesen. Was man da gesehen haben sollte und wie es sich bereisen lässt, habe ich in dem Artikel für dich zusammengefasst.
Seit ich auf meiner Italienreise auf Goethes Spuren durch das Landesinnere der Provinz Trapani gereist bin, wusste ich: Ich will mehr sehen vom ‘wilden Westen’. Es erschien mir so viel untouristischer und authentischer als manche andere Plätze der Insel, aber damit einhergehend auch unberechenbarer und ungeschönter. Ob sich dieses Bild bestätigt hat auf unserer Reise zwischen San Vito Lo Capo und Marsala und wie man an der Westküste Sizilien neu kennenlernen kann, verrate ich hier.
Westküste Sizilien: Allgemeine Infos
Bevor es losgeht zu den einzelnen Spots, hier ein paar generelle Informationen über Westsizilien: zur Geografie und Geschichte, aber auch über die Zustände auf den Straßen und wie es ist, mit Baby hier unterwegs zu sein.
Siziliens Westen: Geografie
Die Westküste Siziliens gehört zur Gänze zur Provinz Trapani (die streng genommen ‘Freies Gemeindekonsortium Trapani’ heißt), und die sich von der Küste bis nach Alcamo bzw. Porto Palo erstreckt. Auch die Ägadischen Inseln direkt vor der Stadt Trapani sowie die Insel Pantelleria, die vor Tunesien liegt, gehören dazu. Die größten bzw. bekanntesten Städte in dieser Gegend sind Trapani selbst, Marsala, San Vito Lo Capo, Castellamare del Golfo, Mazara del Vallo und Alcamo. Die beiden wichtigen Ausgrabungsstätten Segesta und Selinunte gehörten ebenfalls zur Provinz Trapani.
Wusstest du, dass es in ganz Sizilien an die 80 Naturreservate gibt? Einige davon befinden sich auch in der Provinz Trapani. Somit kannst du auch an der Westküste Sizilien von seiner grünen Seite erleben – oder seiner weißen, je nachdem 😉 . Ein paar Reservate an der Küste will ich dir aufzählen, auf ein paar davon gehe ich weiter unten genauer ein:
- Riserva naturale orientata dello Zingaro
- Riserva naturale orientata Monte Cofano
- Riserva naturale orientata Saline di Trapani e Paceco
- Riserva naturale marina Isole Egadi
- Riserva naturale Isole dello Stagnone
- Riserva naturale Lago Preola e Gorghi Tondi
- Riserva naturale orientata Foce Belice
Siziliens Westen: Geschichte
Sizilien wurde erst recht spät besiedelt – rund um Trapani aber als erstes. Das belegen Funde aus der Altsteinzeit. Die kleine Insel Mozia vor Marsala war in der Bronzezeit ein wichtiger Handelsort. Die antike Geschichte von Sizilien ist lang und durchaus verwirrend. Man geht davon aus, dass Sizilien zu Beginn der Antike unter drei Völkern aufgeteilt war, wobei an der Westküste Sizilien von den Elymern beherrscht wurde. Diese sollen trojanischen Ursprung gehabt haben. In weiterer Folge wurde Mozia von den Phöniziern regiert und die Griechen breiteten sich über die Insel aus, bis die Katharger besonders den Westen Siziliens besiedelten.
Die frühen antiken Völker auf Sizilien bildeten aber niemals eine Einheit, also EIN Sizilien. Die Städte (Polis) waren meist selbstverwaltet und kämpften auch oft gegeneinander – so etwa auch Selinunte gegen Segesta, das heute ja beides in der Provinz Trapani liegt. Selbst unter dem Tyrannen Dionysos I. durften die Karthager ihre Oberhand über ihre punischen Gebiete behalten. Anhand dieser Karte erkennt man gut, dass in der heutigen Provinz Trapani früher die Karthager herrschten – was es geschichtlich vom Rest Siziliens abhebt.
Erst die Römer schafften es im ersten punischen Krieg (ca. 250 v. Chr.), die Karthager zurückzudrängen und so Sizilien unter römischer Herrschaft zu vereinen. Die Insel wurde zur Kornkammer des römisches Reiches. Es herrschte lange Zeit Frieden. Als sich das Christentum ausbreitete, wurden viele alte antike Tempel zu Kirchen umfunktioniert. Im Anschluss an die Römer regierten die Byzantiner Sizilien, ehe 826 die Araber nach und nach die Herrschaft übernahmen – von Marsala aus. Sie waren es, die der Region – besonders auch dem Westen – Aufschwung verliehen. So wurde etwa das Salz aus Trapani ein wichtiges Handelsgut.
Im 11. Jahrhundert dann fiel Sizilien in die Hände der Normannen, deren Regentschaft bis 1194 andauerte. Nach einem kurzen französischen Intermezzo herrschten lange Zeit die Spanier über die Insel. Kurz mischten auch die Habsburger mit, jedoch blieb das Königreich Sizilien meist unter bourbonischer Herrschaft. Dies änderte sich erst 1861, als Sizilien zum Königreich Italien kam. Und diese Eroberung geschah vom Westen aus mit Garibaldis “Zug der Tausend”, der am 11. Mai 1860 bei Marsala an Land ging.
Falls du das alles bisher noch nicht gewusst hast, verstehst du vielleicht jetzt, warum Sizilien so stark von Einflüssen aus dem gesamten Mittelmeerraum geprägt ist. Manche Dinge haben sich gehalten, manche sind durch spätere Einflüsse entstanden. Gerade im Westen Siziliens hat die nordafrikanische Kultur tiefe Spuren hinterlassen – die Couscousgerichte sind das Aushängeschild dafür.
Sizilien mit Baby
Wir reisen seit Sommer 2023 mit unserer Tochter. Für sie war es nun der erste Flug (den sie übrigens bravourös gemeistert hat). Den Kindersitz für den Mietwagen bekamen wir ohne Schwierigkeiten (um 75€ die Woche). Wenn man mit Baby auf Sizilien unterwegs ist, muss man sich auf ganz viele ‘Flirtereien’ einstellen 😀 . Fast alle Kellnerinnen und Kellner haben mit ihr interagiert und wollten sie zum Lachen bringen. Babystühle werden meistens ohne Aufforderung recht flott gebracht – und wenn’s sein muss, auch weiche Pölster dazu.
Ich könnte jetzt allerdings nicht sagen, dass wir gänzlich andere Dinge ohne Baby unternommen hätten. Klar, etwas mehr hätten wir vielleicht gesehen, wären etwas weiter gewandert oder abends mal ausgegangen. Aber im Großen und Ganzen ist das Land so kinderfreundlich, dass man sich überall mit Baby willkommen fühlt.
Eine unserer größten Ängste vorab war, ob das mit den späten Essenszeiten wohl klappen würde. Wir wissen, dass im Süden Italiens kaum ein Ristorante vor 19 Uhr öffnet – und da reibt sich unsere Tochter oft schon die Augen. Doch die Sorge war unbegründet: Zum einen fanden wir in den Städten genügend Lokale, an denen es schon vor 19 Uhr Abendessen gab, zum anderen ist im Urlaub immer alles anders – und die Kleine war durch die vermehrten Tagesschläfchen im Auto länger wach. Außerdem haben wir festgestellt, dass sie auswärts dank den neuen Eindrücken immer gut durchhält 🙂 .
Die einzigen Hürden waren für uns die Zugänge zu den Stränden – entweder Rumpelpiste oder ewig durch den Sand ohne Gehwege aus Holz – und das Pflaster in Erice. Das war mit Kinderwagen kaum zu befahren.
Autofahren Westküste Sizilien
Ich finde es immer gut, ungefähr zu wissen, worauf man sich einlässt, wenn man eine Region bereist. Ich war ja bereits zweimal zuvor auf Sizilien, allerdings nie als Selbstfahrerin mit Mietwagen. Aus den größeren Städten wusste ich zwar, dass der Verkehr irre ist, aber in welch schlechtem Zustand die Straßen sind, wurde mir erst auf dieser Reise bewusst.
Daher empfiehlt es sich, den Mietwagen komplett versichert zu nehmen, also mit Unterboden- und Glasschutz (Vollkasko ohne Selbstbehalt). Denn wenn man hier mal rumpelt (anders kann man es nicht beschreiben), ist so ein Schaden am Unterboden leicht vorstellbar. Ganz lustig wird es übrigens, wenn die Zufahrt zum Hotelparkplatz gar keine Straße, sondern ein Slalom-Buckelpisten-Waldweg ist 😀 .
Ich vermute mal, dass eben aus diesem Grund auf den meisten Landstraßen Tempo 50 gilt. Auch wenn man stellenweise mehr fahren könnte, so hebt es einen doch ganz schön aus, WENN dann mal ein Schlagloch zur Stelle ist.
Apropos Tempo: Ich kannte Sizilien bisher so, dass alle wie irre fuhren, meistens zu schnell und einfach irgendwie geparkt wurde. Das hab ich an der Westküste Sizliens tatsächlich etwas anders erlebt, was vielleicht daran liegt, dass hier weniger Leute leben. Ja, es gibt natürlich einige, die viel zu schnell fahren, aber auch sehr viele, die schleichen. Da war ich oft diejenige, die überholt hat – 35 im 50er ist auch mir zu langsam 😉 .
Was man noch wissen sollte
Die Streunerkatzen
Es zerreißt mir regelmäßig das Herz, wenn ich so etwas sehe: Katzen, die abgemagert und krank sind, teilweise Kitten ohne Augenlicht, die erbärmlich um Futter betteln. Leider ist auch das auf Sizilien Realität. Auch bei uns in der Unterkunft kamen einige arme Fellknäuel vorbei. Eine schwarze Katze stand regelmäßig jeden Tag in der Früh vor unserer Tür und hat laut geweint. Was wären wir für Menschen, wenn wir ihr nicht ein paar Katzensticks gekauft hätten? Wer Tierleid so gar nicht aushält, wird hier an seine emotionalen Grenzen kommen.
Der Müll
Man könnte jetzt sagen: Süditalien halt. Ja, eh. Aber es stört mich dennoch immer wieder, wie sehr manche Straßenränder, Parkplätze und sonstige Ecken vermüllt sind. Dabei geben sich die Hotels und Kommunen mittlerweile echt Mühe: Mülltrennung ist verpflichtend und wird auch sehr genau genommen. Aber irgendwo hakt es doch noch.
Sizilien Temperaturen Mai
Kann man im Mai auf Sizilien schon im Meer baden? Ja, kann man. Natürlich ist das Wasser noch etwas frisch (ca. 19°C, wir hatten gegen Ende hin schon 20°C). Da die Lufttemperatur aber bei um die 25°C liegt, lässt sich ein Bad schon gut aushalten.
Ich jedenfalls war sogar ein wenig Schnorcheln und auch Baby Wikingerin hatte Spaß im Meer 😀 .
Westsizilien Anreise und Unterkunft
So, nun genug zu den Allgemeinheiten. Ich berichte euch, wie wir angereist sind in den Westen Siziliens und wo unsere Homebase war.
Anreise Westküste Sizilien
Die Geschichte meiner stundenlangen Flugsuche erspare ich euch – das war ein Krimi! Schlussendlich war für uns der perfekte Flug mit Ryan Air von Wien aus nach Palermo. Wer aber nach “Westküste Sizilien Flughafen” sucht, stellt fest, dass es auch in Trapani einen Flughafen gibt. Nur: Es ist ein sehr kleiner Flughafen und der Flug dorthin hätte um einiges mehr gekostet. Außerdem war es für unsere Unterkunft egal, welchen Flughafen wir anfliegen – von beiden aus ist es mit dem Mietwagen gleich weit (1h Fahrzeit).
Sizilien hat noch einen weiteren Internationalen Flughafen, nämlich Catania. Allerdings müsste man dann 4h quer einmal über die Insel fahren, um an der Westküste zu landen. Dies erschien uns gerade mit Baby wenig verlockend.
Am Flughafen Punta Raisi in Palermo – der übrigens auch recht übersichtlich ist von der Größe her, alle Wege gehen schnell – holten wir dann den von zuhause aus gebuchten Mietwagen ab und düsten los in den Westen.
Zur Info: Auf Sizilien sind nur zwei Autobahnen mautpflichtig, die A18 Messina – Catania und die A20 Messina – Palermo. Alle anderen sind frei zu befahren. Nimmt man also wie wir die Autobahn A29 in Richtung Mazara del Vallo, fallen keine Mautgebühren an. Auf Höhe Castellamare del Golfo haben wir die Autobahn verlassen und sind auf der Landstraße weiter gefahren bis Macari.
Für den Heimflug wählten wir einen Umsteigflug von Palermo nach Zürich und von dort weiter nach Graz mit der Swiss. Die 6h Stopover haben wir für eine Stippvisite in der Stadt genutzt.
Unterkunft im Westen Siziliens
In Macari hatten wir unsere Unterkunft gebucht: Cala Azzurra*, ein kleiner Komplex aus Ferienhäusern mit Frühstück und Pool. Für uns war das die perfekte Kombination mit Baby, denn so hatten wir eine Küche und waren flexibel, was das Essen gehen betraf. Der Poolbereich war wunderschön mit Ausblick auf die Küste und einem eigenen Kleinkindbereich im Becken. Zum Frühstück gab es Cornetti und Kuchen, Kaffee und Saft, also typisch italienisch! Die Cornetti waren übrigens die besten, die ich bisher gegessen habe – und das waren sehr, sehr viele!
Kurz zum Ort selbst: Macari ist ein Ortsteil von San Vito Lo Capo. Das Gemeindegebiet ist riesig und umfasst die gesamte Halbinsel zwischen dem Monte Cofano und Castellamare del Golfo. Macari liegt leicht erhöht über dem Golf von Macari, zu den Stränden ist es aber nicht weit – zumindest mit dem Auto.
Ehrlich gesagt würde ich Macari als Ausgangsort auch nur mit Mietwagen wählen. Und selbst das ist sicher nicht jedermanns Sache. Durch die abgeschiedene Lage auf der Halbinsel, durch Berge von der restlichen Provinz quasi getrennt, ist das Gemeindegebiet von San Vito Lo Capo nur über eine kurvige Straße erreichbar. Bis man da auf der Bundesstraße draußen ist, fährt man also schon mal gut 15 Minuten. Uns waren so die Wege in den Süden fast zu weit. Dennoch würden wir das Cala Azzurra wieder als Homebase wählen – einfach, weil hier rundherum alles stimmt!
Falls du noch mehr in Unterkunftsmöglichkeiten in und um Trapani stöbern willst, schau mal hier*:
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Westküste Sizilien Aktivitäten
Mittlerweile habe ich viele Worte verloren zum Thema ‘Westküste Sizilien’. Aber noch nicht erzählt, was es sich alles anzusehen und zu unternehmen lohnt. Das kommt aber jetzt!
Was also kann man tun, wenn man in Westsizilien unterwegs ist? Welche Aktivitäten sind möglich und was lohnt sich? Ich gebe dir ein paar Einblicke. Einiges habe ich schon in meinen Artikeln zu Trapani und San Vito Lo Capo genauer beschrieben. Deswegen gehe ich auf diese Orte nur kurz ein und stelle dafür ein paar andere Highlights vor.
Städte besichtigen
Trapani
Trapani ist die Provinzhauptstadt, die größte Stadt an der Westküste Siziliens. Hier gibt es also dementsprechend viel zu entdecken. Eine zauberhafte Altstadt etwa mit vielen kleinen Gassen – manche unfassbar hübsch, manche vergessen und verkümmert, aber nicht minder spannend. Neben der Kathedrale San Lorenzo gibt es auch viele kleinere Kirchen, die einen Blick hinein wert sind. Auch Museumsfreunde und Leute, die gerne am Strand liegen, kommen hier auf ihre Kosten. Man kann am Lungomare herrlich spazieren, in den Altstadtgassen Dolce far niente betreiben und anschließend nach Herzenslust shoppen. Genaueres zur Trapani findest du in meinem Artikel.
Erice
Erice ist ein Ort, hoch oben gelegen über Trapani – genauer gesagt, auf 751 Metern über dem Meer. Es gehört zu den „Borghi più belli d’Italia“, also den schönsten mittelalterlichen Städten Italiens. Man erreicht Erice entweder über eine kurvige Straße oder eine Seilbahn von Trapani aus. Der Ort bietet enge, alte Gassen, eine alte Burg und Ruinen, viele Kirchen, schöne Plätze und vor allem eine Wahnsinnsaussicht! Wie ich Erice empfunden habe, kannst du in meinem Trapani-Bericht nachlesen.
Achtung: Kinderwägen sollten besser zuhause oder im Auto bleiben. Das Pfaster ist der Tod für die Reifen und das Kind wird maximal durchgeschüttelt!
Marsala
Die größte positive Überraschung unserer Westküste Sizilien-Reise war Marsala. Es stand am Plan, dann aber wieder doch nicht, weil es uns eigentlich zu weit zum Fahren war mit dem Kind. Nachdem aber das Wetter eher wechselhaft angesagt war, tauschten wir das Programm und fuhren doch hin – welch ein Glück!
Marsala hat eine wirklich entzückende, hübsche, saubere und doch lebendig-authentische Altstadt. Ihre Geschichte ist weithin sicht- und spürbar: Ausgrabungen erinnern an die Zeit römischer Herrschaft und im Museum kommt man mit den Karthagern in Berührung. Auch die Tatsache, dass Marsala das Zentrum des Weinbaus in Westsizilien ist, lässt sich bei einem Spaziergang durch die Stadt erahnen. Es gibt sogar ein eigenes Weinmuseum, in dem der berühmte Marsala-Wein Thema ist. Fun-Fact: Es waren die Engländer, die hier den Weinbau initiierten!
Neben dem Dom, dem Markt (auf dem man auch gleich Mittagessen kann) und den Stadttoren kann man seine Zeit in Marsala im archäologischen Museum Baglio Anselmi verbringen (dazu unten mehr).
Ein ebenfalls besonderer Ort war für uns das Café im Innenhof Cortile Uffici Communali. Hier stehen riesige Bäume, die herrlichen Schatten spenden. Der Chef des Cafés ist sehr nett und die Cannoli sind ein Traum! Dank des Brunnens hier im Hof hat man den Eindruck, man sitzt in einer Oase – was ja zu den starken nordafrikanischen Einflüssen in der Stadt passt.
Gleich neben dem Monumento ai Mille, das an den Zug der Tausend erinnern soll, das aber verlassen und in die Jahre gekommen wirkt, ist übrigens ein toller Spielplatz. Leider findet man hier kaum Schatten, aber ein bisschen Schaukeln war trotzdem drin 🙂. Wer die Zeit hat (wir hatten sie leider nicht mehr), sollte von der Saline dello Stagnone aus eine Überfahrt nach Mozia wagen. Die gesamte Insel, die heute San Pantaleo heißt, ist quasi ein archäologisches Museum, welches das Leben der Phönizier erforscht und zeigt.
Geschichte erleben
Archäologisches Museum Marsala
Man sollte sich unbedingt das bereits erwähnte archäologische Museum Baglio Anselmi inkl. dem Park ansehen. Im Museum werden zahlreiche Artefakte aus karthagischer und römischer Zeit. Zwei Schiffswracks sind die Hauptattraktion des Museum und können aus nächster Nähe bestaunt werden: Die Reste eines punischen Schiffs aus dem 3. Jhd. v. Chr, das hier vor der Küste gefunden wurde, sowie ein spätrömisches Wrack aus Marausa. Im Park, der sehr groß und weitläufig ist, kann man eine römische Straße sowie römische Bäder, Villen und Mosaike bestaunen.
Grotta Mangiapane in Custonaci
Unweit von Macari, gleich hinter dem Monte Cofano liegt die Ortschaft Custonaci. Und an den Hängen des Berges, der auch ein Naturreservat ist, befindet sich die Grotta Mangiapane. Auch diese ist, wie die Grotta dell’Uzzo im Naturreservat Lo Zingaro, eine prähistorische Sensation, wie man sie nicht oft auf Sizilien findet.
Sie wurde nämlich bereits vor tausenden von Jahren in der Steinzeit bewohnt. Graffitis, also geritzte Steinzeichnungen, zeugen davon. Allerdings sind die nur für die Wissenschaftler erkennbar, Laien sehen sie mit freiem Auge nicht.
Was bei der Grotta Mangiapane so besonders ist, ist die Tatsache, dass das Areal bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs tatsächlich bewohnt war. Man hat quasi an die Höhle immer mehr Häuser angebaut, dann im Areal vor der Höhle, bis eine große Siedlung entstanden ist. Dies geht vor allem auf die Familie Mangiapane zurück, die sich um 1820 hier angesiedelt hat.
Heute wird in den Gebäuden altes Handwerk gezeigt – jedes Haus steht für einen vorindustriellen Beruf. Auch Tiere sind hier beheimatet. So wurde die Grotta Mangiapane zu einem großen Freilichtmuseum.
Es gibt hier übrigens auch ein schattiges Café. Wichtig für Eltern von kleinen Kindern: Der Rundweg durch die Siedlung ist nicht kinderwagentauglich. Wir haben unsere Tochter am Arm durch das Freilichtmuseum getragen.
Wandern
Wer gerne wandert, findet an der Westküste Siziliens tolle Gelegenheiten dazu. Dadurch, dass die Gegend recht bergig ist, gibt es hier eine Menge Wanderwege. Vor allem die Naturreservate eignen sich dafür besonders gut, etwa das berühmte Naturreservat Lo Zingaro oder jenes am Monte Cofano. Auch nach Erice hinauf könnte man wandern, es gibt einen eigenen Weg.
Naturreservat Lo Zingaro
Eines der beliebtesten Gebiete zum Wandern in Westsizilien ist das Naturreservat Lo Zingaro. Kein Wunder, immerhin befindet sich hier ein traumhafter Küstenwanderweg wie aus dem Bilderbuch. Neben den wohl schönsten Buchten Siziliens, in denen man seine Wanderung ausklingen lassen kann, findet man hier zahlreiche Zwergpalmen und eine prähistorische Höhle, die Grotta dell’Uzzo. Wer mehr zum Naturpark und unserer Wanderung wissen will, schaut am besten hier rein.
Baden
Viele Touristinnen und Touristen kommen wegen der spannenden Geschichte nach Sizilien und besuchen Museen und Ausgrabungsstätten, viele auch wegen der Naturphänomene und gehen wandern. Gerade im Sommer aber zieht es viele aufgrund der traumhaften Strände hierher zum Baden.
San Vito Lo Capo
Der Ort San Vito Lo Capo liegt am oberen Zipfel Westsiziliens und ist ein sehr beliebter Ferienort. Im Sommer kann man sich hier vor Menschen kaum retten, im Frühling ist es aber recht angenehm. Bekannt ist San Vito Lo Capo für das oben genannte Naturreservat mit seinen karibisch schönen Buchten als auch seinen drei Kilometer langen Sandstrand im Ort selbst. Noch reizvoller als diesen fand ich aber die wilden Strände in der Bucht vom Vorort Macari, die ich in diesem Blogartikel beschreibe.
Favignana und Levanzo
Auch auf den der Küste vorgelagerten Inseln Favignana und Levanzo findet man naturbelassene, wunderschöne Strände und Buchten. Die Inseln sind per Boot gut zu erreichen. Auf Favignana kann man sich Fahrräder ausleihen und damit zu den Stränden fahren. Wir haben einen Ganztagesausflug mit dem Boot unternommen, im Rahmen dessen es auch einen Badestopp in der Cala Azzurra gab. Auf Levanzo selbst ist man vom Hafen aus schnell am Strand Cala Fredda (Fußweg ca. 10 Minuten).
Salinen und Flamingos bestaunen
An einigen Orten in Italien kann man Flamingos in Salinen – dort halten sie sich bevorzugt auf – bewundern: Auf Sardinien, im Po Delta in Comacchio oder eben auch an der Westküste Siziliens. In den Salinen von Trapani und Marsala sind sie zuhause, und man braucht nicht einmal viel Glück, um sie zu sehen. Wir haben sie jeweils recht schnell entdeckt – am Weg zur Saline Culcasi in Paceco am Stadtrand von Trapani etwa.
Durch diese Saline kann man auch einen Rundweg gehen und dem Salz beim Gewonnenwerden zuschauen. Auch das Salzmuseum befindet sich dort. Mehr darüber kannst du in meinem Artikel über Trapani und Umgebung nachlesen.
Kulinarische Tipps für Westsizilien
Man kann keinen Artikel zum Thema ‘Westküste Sizilien” schreiben, ohne nicht auch über das Essen zu reden. Wie überall auf Sizilien, bzw. überhaupt in Italien, hat Genuss hier einen großen Stellenwert und man ist gut beraten, wenn man regionalen Produkten hier den Vorzug gibt. Heißt auch: Wir haben in unseren 9 Tagen hier kein einziges Mal Pizza gegessen 😉 .
Die Klassiker der sizilianischen Küche heißen natürlich Arancini und Cannoli. Arancini sind frittierte Reisbällchen, die mit diversen Zutaten gefüllt sind, meist Ragú oder Prosciutto. Es gibt sie aber auch in vegetarisch, etwa mit Ricotta und Pistazie gefüllt. Arancini sind ein perfektes, schnelles Mittagessen zum Mitnehmen. Cannoli werden sie süßen Teigröllchen genannt, die mit einer gezuckerten Ricottacreme gefüllt werden. Meist sind sie noch mit kandierten Orangen, Schokolade oder Pistazien garniert. Ich kann gar nicht zählen, wie viele wir von beidem in einer Woche verdrückt haben 😀 .
Wer an der Westküste Sizilien von seiner kulinarischen Seite entdecken will, bestellt im Ristorante am besten folgende vier Sachen:
- Als Pasta Busiate
- Pesto Trapanese
- Thunfisch
- Couscous
Der Thunfisch wird – wenn Saison ist – direkt im Meer vor Sizilien gefangen. Konserviert gibt es ihn auch in der Dose zu kaufen. Busiate ist die regionstypische Pasta: Längliche, zu Spiralen gedrehte Nudeln. Das Pesto Trapanese ist ein einfaches, aber köstliches Pesto aus Mandeln, Kirschtomaten, Knoblauch, Pecorino und Basilikum. Und Couscous ist dem afrikanischen Einfluss zu verdanken. Besonders mit Fisch (und der dazugehörigen Fischsuppe) ist er einfach ein Gedicht!
Ein paar Restaurantempfehlungen will ich zum Abschluss auch noch da lassen. In folgenden Lokalen haben wir wirklich hervorragend gegessen:
- FronteVilla – Caffè e Cucina in Trapani: Küche durchgehend geöffnet, hübscher Innenhof
- Ristorante Pizzaria Cortile di Cerere in San Vito Lo Capo: Super Service, Tagesfisch verfügbar, toller Innenhof
- Hotel Ristorante Pocho di Marilù in Macari: Auch ausgefallene Gerichte, besonders am Abend zum Sonnenuntergang ein wunderschönes Ambiente
- Ci Vediamo da Mario etwas außerhalb von Custonaci: Sowohl Snacks zum Mitnehmen als auch Tische für Essen à la carte, einfach aber typisch, netter Service, durchgehend geöffnet
Westküste Sizilien – Fast im Paradies
Nun, endlich ist dieser lange Artikel über die Westküste Siziliens zu Ende. Obwohl ich immer noch etwas zum Schreiben gewusst hätte. Aber irgendwann ist es genug. Und wie immer auf Sizilien hatte ich nicht nur Grund zum Lobhudeln. Sizilien – bzw. Süditalien im Allgemeinen – reibt und regt auch immer irgendwie auf und gibt Anlass zum Nachdenken. Schlussendlich punktet die Gegend aber dann mit so vielen Besonderheiten, dass man trotzdem gern wiederkommen würde.
Da wären zum Beispiel diese sensationell schöne Küste, die tollen Strände, das köstliche Essen, die faszinierende Geschichte, die zauberhaften Salinen und die herzlichen Menschen – über all das kann man nicht ohne Lob sprechen. Das andere – die katastrophalen Straßen, die Abzocke durch die Mafia, die vielen armen Kätzchen, der Müll – muss man dann irgendwie schweren Herzens hinnehmen, zumindest im Moment der Reise. Eines weiß ich jedenfalls sicher: Ich will mir auch noch die restliche Westküste Siziliens von Marsala bis Mazara del Vallo und weiter bis Selinunte anschauen, ich hab Lust auf mehr gekriegt!
Noch mehr über Sizilien erfährst du in meinen anderen Artikeln:
- Rund um Trapani: Sizilien mit Salz, Charme und Aussicht
- San Vito Lo Capo | Strand, Naturjuwel & Couscous
- Agrigent und das Tal der Tempel – auf Zeitreise in Sizilien
- Enna – Siziliens wunderschöne Mitte
- Goethes italienische Reise nachgereist: Etappe 5: Sizilien
Westsizilien Tipps von anderen Blogs
- Auf Little Travel Society findest du einen coolen Übersichtsartikel fürs Reisen mit Kind auf Sizilien, unter anderem auch für den Westen
- Am Blog Delicious Travel kannst du auch was über Mazara del Vallo lesen, das wir leider ausgelassen haben
PIN IT!
Liebe Barbara,
so ein schöner und ausführlicher Artikel über die Westküste Siziliens. Mich interessieren vor allem Deine Tipps zum Wandern und Baden und ich finde es gut, dass Du auch unschöne Aspekte (wie den Müll) nicht unbeachtet lässt.
Sizilien steht schon lange auf meiner Wunschliste und Deine Tipps helfen mir nun bei der Planung.
Vielen Dank dafür und liebe Grüße,
Sabine
Danke liebe Sabine!
Ja, Reisen zeigt einem halt ALLE Seiten einer Gegend. Aber im Großen und Ganzen ist Sizilien wirklich ein Traum.
Hallo Barbara,
tolle Sizilien-Impressionen sind das! Vielen Dank für die vielen Tipps, werde deinen Beitrag gleich mal auf meinem Italien-Board pinnen, denn Sizilien steht für uns definitiv auf der Bucketliste. Und auch wir besuchen gerne die authentischen, weniger touristischen Ecken eines Reiseziels.
Herzliche Reise-Grüße, Julia
Hallo Julia! Danke dir. Ja, dann ist der Westen der Insel definitiv was für dich. LG
Mir gings so in Sardinien mit den Hunden. Die waren SO arm dran. Das hat mir die Insel tatsächlich etwas verleidet.
Allgemein find ich meist, dass die Katzen viel besser dran.sind, als die Hunde. Sie können immerhin frei rum stromern, während die Hunde oft in kleinen Zwingern eingesperrt sind.
Dass stimmt schon, allerdings haben die halt auch kein schönes Leben mit ihren verklebten Äuglein. Und im Winter, wenn die Touristen weg sind, sterben die meisten. Freilaufende Hunde haben wir übrigens auch ein paar gesehen 😬
LG