Schachblume in Österreich – einzigartig und selten
Sie ist klein – beinahe unscheinbar – und dennoch überaus beliebt und streng geschützt: die Schachblume. Ihren Zauber entdeckt man, wenn man sich zu ihr auf den Boden legt und sie im einfallenden Sonnenlicht betrachtet. Viel Zeit hat man dafür allerdings nicht, denn die Blütezeit ist äußerst kurz. Ich stelle dir zwei Orte in Österreich vor, an denen man die Schachblume im natürlichen Habitat entdecken und bewundern kann: Luising im Burgenland und Großsteinbach in der Steiermark.
Botanische Facts zur Schachblume
Die Schachblume ist ein Liliengewächs und trägt den botanischen Namen Fritillaria meleagris. Sie wird oft auch Schachbrettblume, in Deutschland auch Kiebitzei oder Riedtulpe genannt. In Österreich nennt man die Schachblume oft auch Rotzglock’n, da ihr Anblick mit Tau am Morgen an eine rinnende Nase erinnert. Fritillaria lehnt sich an das lateinische Wort für Würfelbecher an. Der Namenszusatz meleagris bedeutet Perlhuhn, was mit der getupften Optik zusammenhängt.
In Europa ist die Schachblume im submediterranen Klima heimisch – wie etwa im Alpenvorraum, in Slowenien, Kroatien, Ungarn oder Rumänien –, aber auch im atlantischen Raum zwischen Frankreich und England (z.B. in der Normandie oder in Oxford). Auch in Deutschland gibt es einige Vorkommen, dorthin wurde sie allerdings importiert, ebenso wie nach Österreich.
Generell ist die Schachblume in freier Natur sehr selten und vom Aussterben bedroht. Das hat leider mit dem Zurückgehen von Auwiesen und Feuchtgebieten zu tun. Daher ist sie auch streng geschützt.
Wo wächst die Schachbrettblume in Österreich?
In Österreich gibt es nur zwei Gebiete, in denen die Schachblume wild blüht: Luising/Hagensdorf im Südburgenland und Großsteinbach in der Oststeiermark. Dort findet sie die mageren Feuchtwiesen vor, die sie zum Wachsen braucht. Diese drei Wiesen (mehr sind es leider tatsächlich nicht mehr) sind streng geschützt, man darf sie auch nicht betreten, sondern nur drum herum spazieren. Die Schachblumen, die am Wegrand blühen, kann man dabei natürlich genauer betrachten. Dass man sie nicht pflücken darf, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.
Zum Schutz dieser Wiesen und der seltenen Flora dort gehört auch, dass sie – wenn überhaupt – nur einmal im Sommer gemäht werden. Mäht man sie zu früh, kann sich die Schachblume nicht vermehren. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung von Wiesen und der Entwässerung ganzer Gebiete findet die Blume heute kaum mehr idealen Lebensraum.
Schachblumenwelt Großsteinbach
Fährt man in die kleine Gemeinde Großsteinbach ein, begrüßt einen schon eine große, hölzerne Schachblume. Man merkt gleich, dass der seltenen Pflanze hier die nötige Ehrerbietung zuteilwird. Selbst das Freizeitzentrum mit dem Badeteich trägt den Namen „Schachblumenwelt“, und genau dort wollen wir auch hin.
Denn vom Parkplatz des Teichs aus ist es nicht weit zur Schachblume. Wer beim Herfahren aufmerksam nach rechts gesehen hat, hat die Schilder schon entdeckt. Wenn du nun also am Parkplatz stehst, gehst du einfach die Straße zurück, bis du linker Hand zu den grünen Pfeilen gelangst. Dort beginnt der Schachblumen-Rundweg.
Der Rundweg um die Schachblume
Dieser ist ca. 1,5 Kilometer lang. Wenn du schnell bist, hast du die Wiese also in einer halben Stunde umrundet. Doch das soll ja hier nicht Sinn der Sache sein. Nimm dir Zeit, im besten Fall eine Kamera mit ordentlich Zoom mit und lass dich von den kleinen lila Blumen verzaubern.
Wichtig: bitte verlasse den Weg nicht. Einfach in die Wiese zu spazieren ist nicht erlaubt, im schlimmsten Fall ruinierst du die seltenen Blumen. Falls du nah ran willst zum Fotografieren: Auch am Wegesrand wachsen die Schachblumen. Du findest also bestimmt eine, für die du den Weg nicht verlassen musst.
Ein anschließender Spaziergang um die Teiche ist übrigens auch sehr schön. Noch ist nicht viel los und du kannst die erwachende Natur genießen und beobachten. Wenn du Glück hast, hat das Café geöffnet und du kannst gemütlich auf der Sonnenterrasse sitzen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Nähe der Schachblumenwelt Großsteinbach
Wenn du schon einmal extra hierher fährst, um die Schachblume zu sehen, könntest du auch gleich folgende Sehenswürdigkeiten ‚mitnehmen‘:
- Lichtenwalder Moor in Hohenbrugg
- Harter Teich in Großhart
- Kneipp Bewegungsturm Auffen
- Die Tierwelt Herberstein
- Stubenbergsee und Schloss Schielleiten
- Der Wallfahrtsort Maria Fieberbründl mit dem Bildstock aus Stein
Schachblumenwiese Luising/Hagensdorf
Gänzlich abgelegen, in einem der hintersten Winkel des Südburgenlands, befinden sich die Ortschaften Luising und Hagensdorf. Beide gehören zur Gemeinde Heiligenbrunn und zählen zusammen nicht mal 300 Einwohner. Vermutlich gibt es hier mehr Schachblumen als Menschen 😉 .
Zwei Wiesen sind es, die der seltenen Blume Heimat geben: Eine rechts der Strem an der Ortseinfahrt (eine „Naturschutzgebiet“-Tafel weist darauf hin), eine etwas außerhalb von Luising, fast schon an der ungarischen Grenze.
Ich war hier leider schon etwas spät unterwegs, die Schachbrettblumen waren schon wieder am verblühen. Daher habe ich leider in der Wiese bei Hagensdorf keine mehr entdeckt. In Luising allerdings war ich noch erfolgreich!
Luising und seine wilde Schachblumenwiese
Im Gegensatz zu Großsteinbach gibt es hier keine Infrastruktur. Ich habe einfach beim Picknickplatz bei der Lehrtafel im Feldweg geparkt. Da die Ortschaft am Wildpark-Radweg liegt, ist es vermutlich klüger, die Sichtung der Schachblume gleich mit einer Radtour zu verbinden, sofern man gern in die Pedale tritt. Zur Orientierung auf Google Maps: gibt „Schachblumenweg Luising“ ein, so heißt nämlich die Zufahrtsstraße.
Weshalb der Radweg den Namen Wildpark trägt, wird schnell klar: als ich ankomme, hüpft mir ein Reh vor der Nase davon, ein anderes begegnet mir am Weg neben dem Wassergraben. Das Knistern im Unterholz stellt sich als Feldhase heraus und ein Fasan flattert lautstark in meiner Nähe, um sein Weibchen vor mir zu warnen. Hier entdeckst du also nicht nur Flora, sondern auch Fauna.
Eine markierte Route zum Erwandern gibt es hier nicht. Du kannst aber dennoch einfach an den Wegen entlangspazieren. Wenn du wieder an die Straße gelangst, kannst du einen Rundweg draus machen. Ich habe mit der Zeit einfach wieder umgedreht und bin denselben Weg nochmal retour gegangen. Falls du die beiden Schachblumenwiesen von Luising und Hagensdorf in einer Wanderung miteinander verbinden willst, findest du auf Outdooractive eine schöne große Runde mit ca. 10 Kilometern.
Weitere Sehenswürdigkeiten rund um Luising
Auch hier gilt: wenn du schon mal da bist, schau dir ein paar andere Highlights der Gegend an. Luising selbst liegt im Naturpark Weinidylle, der perfekt für Radtouren, Weinwanderungen und Buschenschankbesuche ist. Außerdem sehenswert:
- Burg und die Batthyany-Gruft in Güssing
- Kellerviertel Heiligenbrunn
- Weinmuseum Moschendorf
- Wallfahrtskirche St. Emmerich nahe Inzenhof
- Kirche Maria Weinberg
- Grenzerfahrungsweg und Geschichte(n)haus in Bildein
Wann blüht die Schachblume?
Die Blüte der Schachblume ist ein recht kurzes Vergnügen. Meist blüht sie so um Ostern herum, also zwischen Mitte März und Mitte April. Allerdings musste ich feststellen, dass man Mitte April schon recht spät dran ist, dann verblüht sie schon. Die beste Zeit sind die letzte März- und die erste Aprilwoche.
Danach wird sie von den Gräsern der Wiesen überdeckt und blüht dann auch ab, wenngleich ihre Samen erst im Juni reif sind. Deswegen kann sie auch nur auf Wiesen blühen, die erst sehr spät gemäht werden, da sie sich sonst nicht vermehren kann.
Im Sommer zieht sich die Blume wieder in die Zwiebel zurück (ähnlich wie Narzisse, Tulpe und Co.). Dort wartet sie dann geduldig auf das nächste Frühjahr, in dem sie sich wieder in voller Pracht zeigen kann.
Ihre kurze Blütezeit macht sie natürlich umso interessanter. Daher sammeln sich im März und April Naturfotografen und Pflanzenliebhaber rund um die Gebiete, in denen sie wächst. Im Anschluss an die Blüte sind die Wiesen für Besucher relativ uninteressant.
Tipps zum Fotografieren der Schachblume
Ich habe es oben schon kurz angemerkt: die Schachblume ist klein und die Wiesen darf man nicht betreten. Damit du trotzdem schöne Detailaufnahmen der seltenen Blume machen kannst, solltest du ein ordentliches Zoom-Objektiv dabeihaben. In Großsteinbach habe ich tatsächlich mein Teleobjektiv ausgepackt (70-300mm), da die schönsten Exemplare gut 1,5 Meter vom Wegrand entfernt standen. In Luising kam ich den Blümchen recht nahe, hier hat mein normales Standardobjektiv (18-55mm) gereicht.
Was ich leider nicht habe, aber für Blumen direkt am Wegrand sicher praktisch ist, ist ein Makroobjektiv. Dann könnte man das individuelle Muster eine Schachblume extrem detailliert festhalten.
Wer die österreichischen Rotzglock’n – also Schachblumen mit Morgentau – fotografieren will, muss natürlich in der Früh kommen. Ich bin aber großer Fan vom Abendlicht, daher war ich in Luising gegen Ende des Nachmittags unterwegs zum Fotografieren. Aber auch im Mittagslicht in Großsteinbach habe ich ganz gute Fotos der Blume zustande gebracht.
Es zahlt sich übrigens aus, gelenkig zu sein. Blüht die Schachblume, sind verrenkt liegende Fotografen am Wegrand keine Seltenheit 😀 . So kriegt man dann auch Fotos aus der Bodenperspektive! Übrigens: Schachblumen auch unbedingt mal gegen das Licht fotografieren, damit man ihr Muster besonders gut erkennen kann.
Kann man die Schachblume auch im Garten anbauen?
Für Fans der hübschen Schachblume, die nicht jedes Jahr weit fahren wollen, nur um sie blühen zu sehen, gibt es eine gute Nachricht: man kann sie auch im eigenen Garten setzen, wenn der Standort passt. Sonnig bis halbschattig und feucht sollte es sein, außerdem nährstoffarm. Feuchtwiesen oder Teichränder eignen sich besonders, wenn die Erde leicht sauer ist, wäre es perfekt.
Wer der Pflanze solche Bedingungen bieten kann, pflanzt die Zwiebeln im August bis November in ca. 8 cm Tiefe ein und wartet bis zum Frühjahr. Der Vorteil der Gartenschachblume: es gibt sie mittlerweile in unterschiedlichen Zuchtfarben von weiß über rosa bis dunkles purpur.
Entdecke die Schachblume in Österreich!
Wenn du also um die Osterzeit bzw. kurz davor im Südosten Österreichs unterwegs bist oder in der Gegend wohnst, hast du die Gelegenheit, die seltene Schachblume beim Blühen zu sehen. Wenn man bedenkt, wie rar diese Blume hierzulande ist und wie kurz die Zeit ihrer Pracht, so wird das Betrachten zu einem wirklich besonderen Erlebnis.
Auch Janine von Gepackt & Los war in Großsteinbach unterwegs und hat Fotos und Infos von der Schachblume mitgebracht.