Der Salento am ionischen Meer – zwischen Santa Maria di Leuca und Gallipoli
Salento, Apulien – Der letzte Zipfel des Stiefelabsatzes Italiens. Zu drei Seiten von Meer umgeben. Eines davon ist die allseits bekannte Adria, das andere das ionische Meer. In nicht mal einer Fahrstunde lässt sich der Unterschied der beiden Seiten erkunden, wobei eines schnell klar wird: nichts ist so schön wie eine Reise durch den Salento am ionischen Meer entlang.
Auf unserem Roadtrip durch Apulien haben wir uns dazu entschieden, vier Tage an der ionischen Salentoküste zu verbringen. Hier haben wir vorwiegend das wunderschöne ionische Meer beim Schwimmen und Schnorcheln genossen, aber auch ein wenig die Umgebung erkundet. Für uns waren diese vier Tage hier geprägt von Wind, Campingabenteuer und Blautönen, wie ich sie noch nirgendwo anders gesehen habe.
Das ionische Meer in Italien
Das ionische Meer ist Teil des Mittelmeers und erstreckt sich im Norden von der Südspitze Apuliens bis Korfu und im Süden von der Südspitze Siziliens bis zum Peloponnes in Griechenland. In diesem Meeresabschnitt liegt auch die tiefste Stelle des Mittelmeers – das Calypsotief – südwestlich vom Peloponnes.
Die größten Buchten des ionischen Meers sind der Golf von Korinth, der Golf von Patras und der Golf von Tarent. An letzterem waren wir unterwegs, und hatten dort Gelegenheit, das ionische Meer von seiner karibisch anmutenden Seite kennen zu lernen. Im Vergleich zur adriatischen Seite Apuliens ist hier das Wasser viel ruhiger, flacher und wesentlich fischreicher – und somit ein wahres Schnorchelparadies.
Eine Reise durch den Salento am ionischen Meer
Der Salento zwischen den Torri
Was uns bereits bei den Planungen auffiel, waren außergewöhnlich viele Orte, die das Wort „Torre“ im Namen hatten. Vor Ort konnten wir uns dann tatsächlich davon überzeugen, dass zwischen unserem Stationsort Torre San Giovanni und Santa Maria di Leuca wirklich fast alle Dörfer „Torre xy“ hießen – Torre Vado, Torre Pali und Torre Mozza etwa. Übrigens: Sollte ein Ortsname hier nicht mit „Torre“ beginnen, so beginnt er stattdessen sicher mit Marina 😉 .
Nun gut, was hat es also mit diesen „Torre“ auf sich? Das Wort selbst bedeutet ja „Turm“, und gemeint sind damit die kleinen Wachtürmchen an der Küste, die einst dazu dienten, das Land vor Übergriffen aus dem Meer zu schützen. Auch heute stehen sie noch, teils als Ruinen, teils gut erhalten.
Eine Reise durch den Salento ist gekennzeichnet von Abwechslung – felsigen Abschnitten folgt meist ein kilometerlanger, feiner Sandstrand. An diesen meist öffentlichen Stränden findet man Liegen und Sonnenschirme zum Mieten und etliche Strandbars. Wer es hingegen ruhiger mag, sucht sich mit seinem Handtuch einfach ein Plätzchen an den felsigen, aber flachen Küstenabschnitten und ist dann selbst im Hochsommer so gut wie alleine. Allerdings empfehlen sich hier Badeschuhe, da die Felsen relativ spitz sind.
Die Strecke an der Küste zwischen Torre San Giovanni und Torre Pali ist von viel Wald und Natur geprägt. So findet man hier zum Beispiel den Parco Naturale Literale di Ugento, den Wildpark Bonifica dei Paduli degli Spunderati, die Isola della Fanciulla und etliche Wasserbecken.
In diesen Schutzgebieten und Naturreservaten finden sich auch endemische Pflanzen- und Tierarten, und es wird darauf geachtet, dass Vogel- und Fischbestand erhalten bleiben. Auch unser Campingplatz befand sich mitten in einem Pinienwald, und es ist mir heute noch ein Rätsel, wie sich so ein riesengroßes Areal von außen so unter den Bäumen tarnen kann.
Santa Maria di Leuca
Etwa eine halbe Stunde Autofahrt vom Campingplatz in Torre San Giovanni entfernt liegt der südlichste Punkt Apuliens – Santa Maria di Leuca. Hier, so hat es die International Hydrographic Organization bestimmt, endet die Adria und das ionische Meer beginnt. Natürlich sieht man diese Grenze nicht, da es eine gedachte Linie mitten im Wasser ist, aber es ist schon interessant zu wissen, das man sich gerade an einem ozeanischen Wendepunkt befindet.
Der Ort selbst besitzt einen schönen Yachthafen und eine Strandpromenade, und ist somit Anlaufstelle für viele Segler. Der Strand hier ist sehr felsig, und teilweise nicht frei zugänglich (Hotelstrand). Über dem Ort thront der Leuchtturm, zu dem man entweder hinaufspazieren oder bequem mit dem Auto hinauf fahren kann. Jedenfalls lohnt sich die Aussicht, und auch die Wallfahrtskirche hier oben ist sehenswert.
Der wirklich südlichste Punkt hingegen ist am westlichen Ende der Stadt, am Punta Ristola. Dieser unwegige, abenteuerliche Felsvorsprung bietet einen atemberaubende Blicke auf das Meer, dass bei Wind mit aller Kraft gegen die Felsen zu kämpfen versucht. Man hat hier auch das überragende Gefühl, nun wirklich am Ende Apuliens zu stehen.
Südlich von hier gibt es für etwa 1000 Kilometer nur noch Meer – bis irgendwann die libysche Küste kommt. Die Felsen hier sind relativ steil, und wir hatten bei unserem Besuch recht starken Wind, was ab und an für ein wenig Action gesorgt hat 😉 . Aber eben auch für ein absolutes Freiheitsgefühl.
Rund um Santa Maria di Leuca befinden sich etliche Grotten, die man vom Boot aus erkunden kann. Anbieter dafür findet man eigentlich an jeder Ecke, und die Touren können daher auch ganz spontan gebucht werden. Wir hatten eine solche Tour überlegt – allerdings auf eigene Faust mit einem Mietboot.
Leider war es dazu zu windig. Sowohl wir als auch der Bootsverleih hielten es für keine gute Idee, bei den Wellen an der spitzen, steilen Küste entlang zu schippern. Aber ich denke, dass diese Höhlenerkundungen vom Wasser aus durchaus spannend sind, und wir heben uns dieses Abenteuer einfach für ein nächstes Mal auf.
Gallipoli
Ebenfalls nicht weit entfernt von Torre San Giovanni liegt Gallipoli, die größte Stadt des Salento am ionischen Meer. Wenn wir schon so nah dran waren, wollten wir sie natürlich aus sehen, die „schöne Stadt“, wie Gallipoli aus dem griechischen übersetzt eigentlich heißt (vor etwa 2300 Jahren gehörten ja viele Teile Süditaliens zu Griechenland).
Also düsten wir los! Der Parkplatz am nördlichen Rand der Altstadt bietet sich übrigens gut an, um hier das Auto abzustellen – bis 15 Uhr bezahlt man hier nichts. Wenn man also wie wir am Vormittag und über Mittag hier unterwegs ist, parkt man kostenlos.
Die Altstadt von Gallipoli ist leicht zu erkunden – nicht zu groß, lässt sich alles zu Fuß gehen. Angst, falsch abzubiegen, muss man hier nicht haben. Das historische Zentrum der Stadt liegt auf einer Halbinsel und ist von der Neustadt abgetrennt. So kann man sich wunderbar durch die alten, kleinen Gassen treiben lassen und alles in Ruhe und Entfernung zum geschäftigen neuen Stadtteil begutachten.
Auffallend in der Altstadt war für uns sofort die hohe Dichte an Kirchen – gefühlt alle 100m stand mal eine große, mal eine kleine Kirche, alle frei zugänglich. Die größte unter allen ist die Cattedrale di Sant´Agata im Zentrum der Altstadt, die viele Ölmalereien zur Schau stellt.
Ein wunderbares Bauwerk ist das Castello am östlichen Rand der Altstadt. Hier darf man selbstständig die gesamte Anlage erkunden und sich von der Architektur der Wehranlage begeistern lassen. Einige Räume sind Kuppelgewölbe, die eine faszinierende Akustik aufweisen.
Ein Raum gibt sogar die Anleitung dazu, sich unter die Mitte zu stellen und etwas zu sagen – trotz normaler Sprechlautstärke übertragen die Wände das Gesagte in viel lauterem Ausmaß! Wir hatten unsere Freude damit 😀 . Am Dach des Castellos hat man einen ganz tollen Ausblick auf Gallipoli und besonders den alten Hafen.
Wenn man Zeit und Lust hast, sollte man unbedingt durch die vielen kleinen Gassen schlendern. Hier gibt es immer wieder nette Überraschungen und die Stadt wirkt zwar alt, aber trotzdem sehr hübsch. Gallipoli gehört übrigens auch zu jenen Städten, die einen Strand besitzen. Dieser bietet Badevergnügen unter historischem Ambiente, da die Altstadt gleich dahinter liegt.
Baia Verde – die grüne Bucht
Auf dem Weg von Gallipoli retour wollten wir unbedingt einen Abstecher zur „Baia Verde“ (übersetzt: Grüne Bucht) machen. Die Massen an Autos ließen uns daran zweifeln, dass wir hier ein ruhiges Naturparadies finden würden. Irgendwann entdeckten wir doch einen freien Parkplatz und spazierten, vorbei an grünen Wiesen (eigentlich ziemlich untypisch für das, was wir bisher in Apulien gesehen hatten) in Richtung der Bucht. Jedenfalls finden wir den Namen für diesen Naturpark sehr passend 🙂 .
Vorbei an dem grünen Landstreifen, quert man einen dichten Pinienwald, in dem es recht schattig ist, weshalb sich hier vereinzelt Menschen ein angenehmes Plätzchen geschaffen haben. Tritt man dann über die Sanddünen aus dem Wald hinaus, erwarten einen Sträucher, und schon bald der felsige Strand. Und ein Meer, das, so schien es, allen beweisen wollte, dass es wirklich alle Blautöne in sich vereint hat. So wunderschöne, leuchtende Farben habe ich bisher noch an keinem Meeresabschnitt gesehen – dementsprechend fasziniert standen wir da und strahlten mit dem glasklaren Meer um die Wette.
Westlicher Salento – wild, einsam, wunderschön
Bis auf den recht vollen Campingplatz wirkte die Küste zwischen Gallipoli und Santa Maria di Leuca ziemlich ruhig und fernab jeglichen Massentourismus. Wer also ein sonniges, wunderschönes Stückchen Italien mit traumhaft schönem Meer sucht, ist hier im ionischen Teil des Salento genau richtig! Es gibt mit den oben genannten Städten Interessantes zu besichtigen und Naturfreunde kommen hier mit den vielen Naturparks sowieso auf ihre Kosten. Wer auf traumhafte Sonnenuntergänge steht, ist hier auch an der richtigen Adresse – die Sonne geht hier nämlich im Meer unter 🙂 .
Psychologische Effekte der Reise durch den Salento
Dabei konnte ich mich verlieren: An der windigen, steilen Küste von Santa Maria di Leuca hatte ich furchtbare Angst, dass uns eine Böe irgendwann hinunterwirft
Da hab ich mich selbst gefunden: In den Momenten, wenn ich lange auf´s wunderschöne Meer geblickt hab – es ist einfach unglaublich entspannend
Besonders intensiver Eindruck: Dieses Blau des Meeres!
Lernerfahrung für mich: Ich bin zu schwer, als dass mich der Wind runterschubsen kann 😉 . Und: an unbekannten Orten wartet oft unerwartete Schönheit
Drei wesentliche Gefühle dieser Reise: Faszination, Sehnsucht, Gelassenheit
Nützliche Links für Apulien und Salento
Anreise in den Salento
Der Salento lässt sich wie ganz Apulien wunderbar in einem Roadtrip erkunden. Die Anreise mit dem eigenen Auto nach Apulien ist natürlich lange. Obwohl Graz schon recht südlich liegt, beträgt die Fahrzeit bis Bari allein 12 Stunden und von dort nochmals 2,5 h bis Santa Maria di Leuca.
Wem das zu weit ist, der kann natürlich auch mit dem Flugzeit anreisen und sich ein Mietauto nehmen. Flüge in den Salento selbst gibt es durch den Flughafen Brindisi. Die meisten Flüge werden allerdings über Bari abgewickelt.
Buchtipps*
*Affiliate Link. Hier verweise ich auf Flüge, Hotels, Dienstleistungen oder Produkte, von denen ich überzeugt bin, die mir selbst hilfreich sind und waren. Warum? Zum einen gebe ich meine positiven Erfahrungen gerne weiter, zum anderen bessert es mein Reisebudget ein wenig auf, wenn ihr über meinen Blog etwas kauft. Es kostet euch nicht mehr, aber ich erhalte eine kleine Provision.
Apulien – Roadtrip durch den Stiefelabsatz Italiens
Fotogenes Alberobello – Ein Ort voller schöner Motive
Ein Tag in Lecce – Sightseeing, Hitze und kulinarische Besonderheiten
Tarent – eine Stadt mit zwei Gesichtern
Das ist Barbara, eine reisesüchtige Psychologin. Sie liebt Sonne, Italien, gutes Essen und Wein. Und denkt gern über sich selbst und andere nach. Meistens mag sie sich ganz gern und plant ständig irgendwelche Reisen.
Oh, da kommen Reise-Erinnerungen hoch! Wir waren eine Woche lang in Gallipoli, leider bei ausgewachsenem Mistwetter Anfang März und in einer wirklich schlimmen Ferienwohnung. Trotzdem war die Gegend wirklich wunderschön! Wir haben uns ein bisschen mehr nach Norden und Osten orientiert von Gallipoli aus. Ward ihr auch in Lecce? Ich geh gleich mal stöbern. 😉
Viele Grüße,
Lena
Ach, das ist ja schade dass ihr da so Pech hattet. Aber ja, du sagst es, die Gegend ist wirklich unglaublich! Wenn wir mal wiederkommen, wollen wir dann das Gebiet nördlich von Gallipoli erkunden – der ging sich nämlich irgendwie nicht mehr aus. Aber da weiß ich ja dann wen ich fragen kann 😉 Ja natürlich waren wir in Lecce auch, aber das weißt du ja mittlerweile 😀 LG
Es sind nicht nur die oben genannten Städte eine Reise wert. 🙂 Mein Tipp, sich ruhig einmal vom Strand lösen und die kleineren Orte mitten im Salento besuchen. Zum Beispiel haben die Gemeinden der Union 3 – Arnesano, Carmiano, Copertino, Lequille, Leverano, Monteroni di Lecce, Porto Cesareo und Veglie – alle ihre kleinen besonderen Sehenswürdigkeiten bzw. kistorischen kulturellen Geschenke. Salve und Galatina – sind auch sehenswert.
Beispiel Galatina – hier wurde 1700 in der Pastecceria Ascalone das legendäre Pasticciotto Lecesse erfunden. Und heute noch in zehnter (!) Generation gebacken. Die Chiesa Madre dei Santi Pietro e Paolo – sie gilt im Salento als die Geburtsstätte des Il Tarantismo – Stichwort Pizzica. Im August findet hier immer die Festival La Notte della Taranta statt. Und dann die Basilica di Santa Caterina d’Alessandria aus dem 14. Jahrhundert – gilt mit ihren Fresken und Gemälden als eine der schönsten Kathedralen Süditaliens.