Psiloritis auf Kreta – einmal rund ums Ida-Gebirge
Psiloritis – ein Berg, der sich in der Mitte Kretas positioniert hat. Ein Berg, der im Ida-Gebirge liegt, welches die Heimat von Zeus sein soll, der in der kalten Jahreszeit ein weißes Häubchen trägt und im Sommer die Wanderer hoch lockt. Welche dann ein Gebiet überblicken, das so unglaublich viele Abenteuer bereits hält. Was genau es rund um den Psiloritis zu erleben gibt und warum man das Ida-Gebirge auf Kreta unbedingt am Schirm haben sollte, erzähle ich dir in diesem Artikel.
Über das Ida-Gebirge auf Kreta
Das Ida-Gebirge liegt in Zentralkreta und ist das höchste der drei großen Gebirgsmassive der Insel. Da der höchste Berg des Gebirges Psiloritis genannt wird (der gleichzeitig auch der höchste Berg Kretas ist), sagt man zum Ida-Gebirge auch Psiloritis-Massiv. Manchmal wird das „Massiv“ aber auch einfach weggelassen, dann heißt das ganze Gebirge einfach wie der höchste Berg. Verwirrend? Das wird schon 😉 . Übersetzt heißt Psiloritis nichts anderes als „hoher Berg“, was es ja ganz passend trifft.
Ida hingegen ist ein alter antiker Name. Eine Hochebene im Gebirge, Nida-Hochebene genannt, dürfte wohl der Namensgeber sein. Dort übrigens befindet sich laut griechischer Mythologie in der idäischen Grotte die Geburtsstätte des Göttervaters Zeus.
Geologisch betrachtet besteht das Ida-Gebirge zum Großteil aus Plattenkalk bzw. Tripolia-Kalk. Das Gebiet ist daher stark verkarstet und bringt unzählige Schluchten und Höhlen hervor.
Streng genommen liegt das Psiloritis-Massiv sehr zentral zwischen den Orten Zaros, Anógia, Eléftherna und Fourfourás. Ich habe mir für diesen Artikel die künstlerische Freiheit genommen, das Einzugsgebiet des Ida-Gebirge ein wenig auszudehnen und es durch die Schnellstraßen Nr. 90 und 97 sowie die Bundesstraße 77 zu begrenzen – bzw. noch ein wenig darüber hinaus an die Küste. Der Blick auf den Psiloritis ist dabei meistens ohnehin gewährleistet – vorausgesetzt, man befindet sich in keiner Schlucht.
Wanderungen im Ida-Gebirge
Wenn man schon so ein großartiges Gebirge auf Kreta hat, wie es jenes um den Psiloritis herum ist, dann sollte man nicht lange überlegen, sich die Wanderschuhe anziehen und losmarschieren. Ambitionierte Wanderfreunde fassen natürlich sofort den höchsten Berg Kretas ins Auge, den Gipfel Psiloritis. Aber auch rundherum bieten sich fantastische Aussichtspunkte und Schluchten.
Auf den Psiloritis
Für geübte Wanderer lohnt sich ein Aufstieg auf den höchsten Gipfel des Ida-Gebirges, Timios Stavros – so nennt sich die Spitze des Psiloritis. Die Rundumsicht von oben über Kreta ist ein Traum, nirgends scheint man mehr über den Dingen zu stehen als hier. Wenn man nach einem beschwerlichen Anstieg die Glocke, die am Gipfel hängt, läuten kann, ist jede Anstrengung vergessen. Die Tatsache, dass man vor wenigen Stunden noch unten am Meer war und nun auf 2454 Metern heroben steht, wirkt befremdlich – ist aber real.
Der Psiloritis ist ein schroffer, sehr karger Berg. Bäume, die Schatten spenden, gibt es hier nicht. Daher sollte man rechtzeitig aufbrechen, um nicht in die größte Mittagshitze zu gelangen (die auch im Oktober noch beachtlich ist!). Dabei hat man mehrere Routen zur Auswahl. Wir haben damals den schnellsten Weg hinauf gewählt. Dieser führt vom Refuge Lakkos Mygerou auf 1600m etwas oberhalb von Livadia die restlichen 850 Höhenmeter hoch zum Gipfel. Wer flott ist, schafft den Aufstieg in zweieinhalb Stunden. Wir haben mit Pause und Fotostops an die drei Stunden benötigt.
Achtung: es gibt keine Einkehrmöglichkeit, daher unbedingt genug zu trinken und eine Stärkung mitnehmen!Tal der Mühlen
Kreta ist für seine Schluchten und Täler berühmt. Eine der schönsten ist meiner Meinung nach das Tal der Mühlen, auch Myli-Schlucht genannt. Es befindet sich am Ausläufer des Ida-Gebirges in der Nähe von Rethymno und ist ein historischer Landstrich. Hier haben muslimische Kreter bis ins 20. Jahrhundert hinein an einem Bach Getreidemühlen betrieben. In den 1920ern wurden sie dann vertrieben und die Mühlen verfielen.
Heute ist die Wanderung durch das Tal der Mühlen zwischen Chromonastíri und Xirochorió eine kleine Zeitreise in eine andere Welt. Man wandert vorbei an den Ruinen, in welche man durchaus einen neugierigen Blick werfen kann. Der Bach bietet wildromantische Fotomotive und kleine Kapellen am Weg entzücken.
Wir sind von Xirochorió über die Kirche Ágios Eftíchios nach Chromonastíri aufgestiegen, haben dort Rast gemacht und sind dann durch das Tal der Mühlen wieder retour hinunter. Am Ende der Wanderung wartet die Cantina Banana auf den Besuch der hungrigen Wanderer – mit dem besten Salat, den ich in meinem ganzen Leben gegessen habe. Und falls du dich fragst, woher die Taverne ihren Namen hat: eben von den Bananen, die dort dank des feuchten Mikroklimas wachsen.
Für eine genaue Beschreibung der Wanderroute schau rein zu meinem Artikel über das Tal der Mühlen.
Ideen für weitere Wanderungen
Man kann rund um den Psiloritis natürlich noch viel mehr Wanderungen unternehmen. Ich habe selbst für meine nächsten Reisen nach Kreta folgende auf der Bucket List:
- Kamares-Höhle in der Messara Ebene
- Die Rouwas-Schlucht
- Die Schlucht von Platánia
- Patsós-Schlucht bei Spili
Sehenswürdigkeiten rund ums Ida-Gebirge
Man schafft es gar nicht an einem Tag, alle Sehenswürdigkeiten, die es rund um das Ida-Gebirge gibt, zu sehen. Man könnte den Kreta-Urlaub eigentlich nur mit Ausflügen unterhalb des Psiloritis verbringen – was wir zehn Tage lang auch gemacht haben. Ich will dir daher einige sehenswerte Ausflugsziele in Kretas Mitte vorstellen.
Klöster
Kreta wäre nicht Kreta ohne seine Klöster! Gefühlt in jedem Ort steht irgendeine kleine orthodoxe Einsiedelei. Drei davon – das Arkadi Kloster, das Arsani Kloster und jenes des Hl. Johannes (Agios Ioannis Prodromos) – beschreibe ich dir hier näher.
Kloster Arkadi
Es ist – zurecht – das berühmteste der kretischen Klöster und zieht jährlich tausende Besucherinnen und Besucher an. Warum, wird schnell klar, wenn man in den Klosterhof tritt: es sieht fantastisch aus und hat eine bewegte, berührende Geschichte zu erzählen.
Das im 16. Jahrhundert im sogenannten italo-byzantinischen Stil erbaute Kloster beherbergte einst bis zu 300 Mönche. Im Jahre 1866, mitten im Krieg mit den Türken, verschanzten sich hier an die 1000 Personen – auch Zivilisten. Die Mönche, Soldaten, Männer, Frauen und Kinder zogen sich beim Vorrücken der Feinde ins Pulvermagazin zurück und als es keinen Ausweg mehr gab, schoss einer der Verteidiger in einer Pulverfass und löste so eine gewaltige Explosion aus. Der Massenselbstmord kostete auch vielen Angreifern das Leben und ging als trauriger, historischer Tag in die Geschichte Kretas ein. Heute erinnern noch Einschusslöcher in einem Baumstamm an den verheerenden Kampf.
Öffnungszeiten: täglich von 9-19 Uhr, im Winter etwas kürzer
Eintritt: 3 €
Kloster Arsani
Unweit des Arkadi-Klosters liegt Moni Arsani. Über seine Gründung munkelt man, gesicherte Informationen gibt es nicht. Eventuell dürfte es in der byzantinischen Phase Kretas ein Mönch mit dem Namen Arsenios gegründet haben, woraus sich dann der Name abgeleitet hat. Wie dem auch sei: Sehenswert ist das kleine Areal allemal.
Tritt man durch das Tor, so fällt einem sofort die Kirche auf, die dem heiligen Georg gewidmet ist. Im Klosterhof steht auch ein Brunnen und die Palmen sorgen für eine entzückende Szenerie. Doch auch hier ist Gänsehautstimmung garantiert, wenn man sich mit der Geschichte des Klosters beschäftigt. Auch hier fielen die Türken ins Kloster ein und töteten den damaligen Abt. Im Holocaust ging der Schrecken weiter, als ein Mönch von den hier stationierten Deutschen hingerichtet wurde, weil er Partisanen Unterschlupf gewährte.
Kloster Agios Ioannis Prodromos
Etwas oberhalb des Ferienortes Bali liegt das Kloster Agios Ioannis Prodromos, das Johannes dem Täufer geweiht ist. Man sieht es sofort, wenn man hierher kommt: es wurde zu Zeiten der Venezianer, also im 17. Jahrhundert, erbaut. Bis in die 70er-Jahre, als die Schnellstraße gebaut wurde, war diese Gegend hier abgeschieden und ein perfekter Rückzugsort für die Mönche.
Auch heute findet man es gar nicht so leicht. Doch wenn man mal dort ist, darf man sich verzaubern lassen. Der Klosterhof wirkt wie aus der Zeit gefallen, die Kirche zeigt einige sehr schöne Fresken. Es ist ein sehr ruhiger Ort mit einer ganz eigenen Atmosphäre, die man durchaus als mystisch bezeichnen kann.
Öffnungszeiten: täglich außer Freitag von 9-12 Uhr und von 18-20 Uhr
Eintritt frei
Ausgrabungen
Kreta ist historischer Boden, das ist Fakt. Von den Minoern über die Griechen bis zu den Römern reicht die antike Geschichte der Insel. Daher fördert eine Grabung so manches Artefakt zu Tage. Meistens waren es Bauern, die bei der Bestellung ihrer Felder und Olivenhaine auf archäologisch relevante Funde gestoßen sind. Auch um den Psiloritis herum befinden sich einige spannende Ausgrabungsstätten, die einen Abstecher wert sind.
Knossos
Jaaaaaaa, natürlich. Die wohl berühmteste Ausgrabung aus minoischen Zeiten darf bei keinem erstmaligen Kreta-Urlaub fehlen. Am nordöstlichen Rand des Ida-Gebirges, ganz in der Nähe von Heraklion, befindet sich Knossos, das zwischen 3000 und 1450 v. Chr. als Palaststadt der Minoer diente.
Entdeckt wurden die Ruinen im späten 19. Jahrhundert. Der Ethnologe Arthur Evans leitete die Grabungsarbeiten, die in Rekordzeit von Statten gingen und rekonstruierte einige der Gebäude wieder – teilweise historisch etwas fragwürdig. Das Areal ist groß und zu sehen gibt es genug: von antiken Badezimmern über Lagerräume bis hin zu einer modern anmutenden Wasserleitung. Viele Details würde man von selbst gar nicht erkennen, daher empfehle ich unbedingt eine Führung.
Öffnungszeiten: täglich 8-19 Uhr, im Winter kürzer
Eintritt: regulär 15€, es lohnt sich aber das Kombiticket mit dem Archäologischen Museum Heraklion um 16€ zu kaufen
Führung: kann vor Ort bei der Kassa bei den Guides selber gebucht werden, Kosten ca. 10€ p.P.
Górtis
Die einstige Hauptstadt der Messara-Ebene und Vorzeigestadt im antiken Griechenland ist bei weitem nicht so berühmt wie andere Ausgrabungsstätten Kretas, aber absolut sehenswert! Wer also im Süden des Ida-Gebirges unterwegs ist, sollte einen Abstecher hierher unbedingt einplanen.
Górtis bestand bereits 5000 Jahre v. Chr., ihre größte Zeit erlebte die Stadt aber unter der Herrschaft der Römer. Diese machten Górtis zur Hauptstadt Kretas und bauten prächtige Tempel, wie etwa die Tituskirche oder den Tempel des Apollon. Aber auch Ruinen eines Theaters und einer Therme sind zu sehen. Der Schatz der Ausgrabungsstätte ist jedoch das Römische Odeion, in welchem ein öffentlicher Gesetzestext der griechischen Antike auf Steinplatten zu sehen ist.
Wer sich selbst wie ein Entdecker fühlen will, streift einfach um das Gelände der Ausgrabungsstätte herum. Hier macht man so manchen spannenden Fund: alte römische Säulen und Mauerreste liegen herum, als wäre das nichts Außergewöhnliches. Vielleicht ist man auf Kreta ja schon so übersättigt mit archäologischen Funden, dass man sich um diese hier gar nicht mehr kümmert.
Öffnungszeiten: 8-17 Uhr, im Winter kürzer
Eintritt: die Peripherie von Górtis ist frei zugänglich, die Kernstadt kostet 6€
Spätminoischer Friedhof Armeni
Wie so oft durch Zufall – in dem Fall durch spielende Kinder – entdeckt wurde die Nekropole von Armeni. Mehr als 220 Gräber aus der Zeit zwischen 1400 und 1200 v. Chr. wurden hier bereits entdeckt und archäologisch erforscht. Auf dem Friedhof wandelt man zwischen den ausgehobenen Gräbern, in einige kann man sogar über Steintreppen in den sogenannten Dromos hinabsteigen. Die Grabbeigaben befinden sich in den archäologischen Museen in Rethymno und Chania, sind also nicht hier zu besichtigen.
Spannend ist die Tatsache, dass alle Gräber nach Osten hin ausgerichtet sind. Ob das dem Psiloritis oder dem Sonnenaufgang geschuldet ist, ist aber nicht klar. Auch, dass nach wie vor die Stadt zu diesem Friedhof noch nicht entdeckt wurde, ist ein interessantes Faktum. Man kann also davon ausgehen, in der Gegend irgendwann noch auf eine große Siedlung zu stoßen.
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr
Eintritt: 3€
Weitere archäologische Stätten rund um das Ida-Gebirge
Natürlich – wie soll es auf Kreta anders sein – gibt noch mehr als die drei oben beschriebenen Ausgrabungsstätten im Einzugsgebiet des Psiloritis. Ich habe sie selber zwar nicht besucht, sie stehen aber für den nächsten Kreta-Urlaub am Plan!
- Festós: ein minoischer Palast
- Agía Triáda: minoische Villa bzw. Herrenhaus
- Monastiráki: minoische Stadt
- Tílisos: spätminoische Villa
- Eléftherna: dorisch-römische Stadt
Dörfer
Unzählige kleine Dörfer liegen am Fuße des Ida-Gebirges. In einigen bleibt man gerne stehen, weil sie gar so entzückend aussehen, durch andere fährt man bloß hindurch, weil sie so ausgestorben wirken. Ich will dir zwei Dörfer, die mir persönlich sehr gut gefallen haben, vorstellen. Alle anderen darfst du ganz alleine erkunden 😉 .
Spili
Spili liegt auf halbem Wege zwischen Agía Galíni und Rethymno. Da es das einzig größere Dorf auf dieser Strecke ist, halten hier viele Menschen, um einzukehren. Aber nicht nur zum Essen sollte man hier Halt machen.
Herzstück des Ortes ist der Löwenbrunnen, aus dem ganzjährig frisches Quellwasser sprudelt. Der Brunnen stammt noch aus venezianischer Zeit, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und wird von 25 Löwenköpfen geschmückt. Außerdem ist Spili Bischofssitz mit der großen orthodoxen Kirche Sankt Peter und Paul. Wer nach dem Essen noch ein bisschen flanieren mag, kann in den kleinen Geschäften an der Hauptstraße einkehren und selbstgebrannten Raki mit nach Hause nehmen.
Man findet in Spili auch ein kleines Volksmuseum mit Gegenständen des kretischen Lebens. Ein wenig außerhalb des Ortes in nördliche Richtung liegt der Maravel Garden, ein botanischer Garten.
Einkehrtipp: Yannis Restaurant, direkt an der Hauptstraße gelegenMelidoni
Auf der anderen Seite des Psiloritis, ganz in der Nähe der nördlichen Küstenorte Bali und Panormos, liegt Melidoni. Bekannt ist das Dorf für seine Tropfsteinhöhle. Diese hat nicht nur atemberaubende Stalaktiten und Stalagmiten zu bieten, sondern auch eine traurige Geschichte: im Jahre 1824 erstickten hier über 350 Menschen an einem von den Türken gelegten Feuer. Die Überreste der Opfer dieser Katastrophe sind in dem Altar in der Mitte der Höhle beigesetzt.
Weniger bedrückend ist ein Besuch im Reptisland. Dieser private Echsenzoo wird von einem jungen Mann betrieben, der eine der größten Pythons Griechenlands besitzt. Für ein kleines Eintrittsgeld von 3€ erklärt er viel zu den Tieren und man darf sie auch anfassen und halten.
Wer richtig gutes Olivenöl verkosten und kaufen will, dem empfehle ich einen Abstecher zur Olivenölfabrik Paraschakis. Von Montag bis Samstag kann man hier vorbeischauen, bekommt auf Wunsch eine kleine Führung und natürlich eine Olivenölverkostung. Schade, dass im Koffer nicht so viel Platz war, denn ich hätte mir gerne einen 10-Liter-Kanister mit heim genommen 😀 .
Einkehrtipp: Carob & Olive, im Zentrum von MelidoniStädte
Ebenso sehenswert wie die kleinen, süßen Dörfer sind die zwei großen Städte in der Nähe des Ida-Gebirges, Rethymno und Heraklion. Beide befinden sich an der Nordküste und bieten Einblick in die reiche kulturelle Geschichte Kretas. Da ich über beide bereits einen eigenen Artikel verfasst habe, halte ich mich hier eher kurz.
Rethymno ist für mich die schönste aller Städte auf Kreta. Das byzantinische und venezianische Erbe ist hier besonders gut zu bestaunen, egal ob auf der erhöht liegenden Festung oder unten in den lauschigen Gassen. Ein Spaziergang im venezianischen Hafen gehört ebenso dazu wie das Verwöhnenlassen in den unzähligen Tavernen.
Heraklion dagegen ist alles andere als eine Schönheit, aber spannend ist die Stadt jedenfalls. Vor allem dem archäologischen Museum sollte man unbedingt einen Besuch abstatten – hier gibt es minoische, mykenische, römische und griechische Artefakte zu bestaunen. Danach kannst du dir einen griechischen Kaffee am Löwenbrunnen gönnen und weiter zu den sehr sehenswerten orthodoxen Kirchen Ágios Ekaterinis und Ágios Títos gehen. Ein Spaziergang durch die Marktstraße Odos 1866 entführt dich kurz mal in eine andere Welt.
Weingüter
Gerade wenn du rund um den Psiloritis unterwegs bist, solltest du einen Abstecher zu einem der Weingüter am Fuße des Gebirges nicht auslassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Inseln Griechenlands verstehen die Kreter etwas vom Weinkeltern – die Qualität kommt an jene in Italien ran.
Der meiste Wein auf Kreta wächst südlich von Heraklion, also östlich des Ida-Gebirges. Dort befindet sich in dem Ort Dafnes auch das Weingut Douloufakis, in dem wir auf unserer Tour eingekehrt sind. Hier finden laufend Führungen und Verkostungen statt, die sich wirklich lohnen. Wenn die Chefin des Hauses erzählt, wie ihr Großvater extra nach Italien gereist ist, um dort die hohe Kunst der professionellen Weinproduktion zu lernen, schwingt auch ein wenig Stolz mit. Dass diese Reise sich gelohnt hat, schmeckt man in jedem Glas.
Im Weingut Douloufakis werden neben gängigen internationalen Sorten wie Sauvignon Blanc und Syrah auch sieben der elf einheimischen Weinsorten auf Kreta angebaut. Diese tragen so klingende Namen wie Vilana, Liatiko (mein Favorit!) oder Mandilari. Wir konnten gar nicht anders, als uns ein paar Flaschen Wein für die Hotelterrasse mitzunehmen – kretische Sonne im Glas, sozusagen.
Auf der Seite www.winesofcrete.gr findest du einen Überblick über alle Winzereien Kretas.
Küste ums Ida Gebirge
Das Ida-Gebirge liegt ja sehr zentral auf Kreta und grenzt im Norden und Süden beinahe bis an die Küste. Daher bietet sich bei einer Umrundung des Gebirges auch ein Stopp am Meer an. Ich zeige euch ein paar nette Küstenorte, die einen Abstecher lohnen.
Nordküste
An der Nordküste des Ida-Gebirges befinden sich viele klassische Touristenorte. Das ist dem langgezogenen Sandstrand, der von Rethymno bis Skaleta geht, geschuldet. Weiter östlich wird es dann wieder wilder, Klippen unterbrechen hier immer wieder die Strände. Hier befinden sich dann die beiden reizvollen Küstendörfer Panormos und Bali.
Panormos wird rechtsseitig von einer Klippe begrenzt und hat einen kleinen Hafen aufzuweisen. Etwas weiter links des Dorfkerns, in dem man übrigens nett schlendern und essen gehen kann (Tipp: Taverna Geronymos), findet man einen kleinen Sandstrand.
Bali liegt gänzlich in einer Bucht, daher ist das Meer hier auch nicht so wild. Die Sandstrandabschnitte werden immer wieder von Klippen unterbrochen, einmal auch vom kleinen Fischerhafen im Dorfzentrum. Hier kann man verweilen und den Fischern beim Säubern der Netze zusehen. Ganz besonders schön ist es am äußersten Ende der Bucht in der Evita Bay bzw. Karavostasi Beach. Das ist sozusagen eine Bucht in der Bucht, wo es sich wunderbar schnorcheln lässt.
Südküste
Südlich des Psiloritis grenzt Kreta an das libysche Meer und entzückt mit traumhaften Buchten, Palmen und hübschen Dörfchen. Kreta-Liebhaber bezeichnen die Südküste als wilder und weniger touristisch. Zumindest Bettenburgen findet man hier im Gegensatz zum Norden keine. Und es ist im Süden noch wesentlich gebirgiger, was die Ausflüge abenteuerlich macht und spektakuläre Naturerlebnisse bietet.
Die Gegend zwischen Moni Koudouma und Kalamaki wird von der Messara-Ebene vom Ida-Gebirge abgegrenzt. Diesen Landstrich haben wir selbst nicht erkundet, nur von oben betrachtet, daher kann ich zu den Dörfern dort nichts sagen. Matala allerdings steht für den nächsten Besuch fix auf meiner Liste – das einstige Aussteigerdorf will ich einmal mit eigenen Augen sehen.
An der südwestlichen Seite des Ida-Gebirges liegt eine äußerst bergige Gegend. Fährt man von der Bundesstraße, die Agia Galini mit Rethymno verbindet, ab, durchquert man so manchen Canyon. Doch bleiben wir erstmal in dem leicht erreichbaren Küstendorf Agia Galini. Man merkt wohl, dass der Ort vom Tourismus lebt, aber auf eine sehr entzückende Art und Weise. Die kleinen Häuser, von denen sehr viele Appartements sind, sind terrassenartig am Hang angelegt. Ein Spaziergang an der Hafenmole lohnt sich, um einen vollständigen Blick auf das Dorf zu ergattern. Baden lässt es sich etwas östlich vom Dorfzentrum, ca. fünfzehn Minuten Fußweg entfernt. Dort gibt es einen langen Sandstrand mit unzähligen Strandbars und Tavernen.
Einer der reizvollsten Strände im mittleren Süden Kretas ist der Palmenstrand von Preveli. Diesen erreicht man über drei Wege: entweder entlang eines Wanderwegs neben der Preveli-Schlucht, in den man bei der venezianischen Brücke bei Kato Moni Preveli einsteigt (Gehzeit ca. 1 ½ Stunden), über die steilen Stufen vom Parkplatz hinunter zum Strand oder mit dem Boot von den umliegenden Dörfern aus. Egal wie – ein Besuch des Strandes, an dem sich der palmengesäumte Fluss Megalopotamós ins Meer ergießt, lohnt sich.
Psiloritis – mehr als nur ein Berg
Du siehst also, wie ausgiebig man rund um den Psiloritis Kreta entdecken kann. Die Mitte der Insel steht dabei immer im Zeichen des höchsten Zentralmassivs Kretas. Flüsse, die hier entspringen und das Land wässern, zeugen ebenso von der Bedeutsamkeit des Berges wie auch der Riese selbst, wenn man von oben herunter blickt. Und dass Zeus hier geboren worden sein soll, macht das Massiv ohnehin zu etwas ganz besonderem.
Egal wonach dir ist – ob gemütlicher Strandtag, kulinarisches Erlebnis, wandern oder Kultur – rund um das Ida-Gebirge findest du alles. Wir haben zehn Tage nur in dieser Gegend verbracht und immer noch nicht alles gesehen. Das Dreieck ums Gebirge, dessen Eckpunkte die Orte Heraklion, Rethymno und Agia Galini sind, ist einfach unglaublich vielseitig. Also: Turnschuhe an, rein ins Auto und los geht’s!
Weitere Infos und Links zu Kreta
Wenn du den Psiloritis erkunden willst, lege ich dir den Rother Wanderführer für Kreta ans Herz!
Damit gehst du auf keiner Wanderung verloren 🙂 .
- Thomas vom Reisen Fotografie Blog hat die Melidoni-Höhle und Ancient Eleutherna genauer beschrieben
- Außerdem erzählt er dir vom Arkadi-Kloster, dem Potamonsee und Rethymno
- Anne-Katrin von GoOnTravel hat sich durch die verschiedenen kretischen Bergtees gekostet
- An das Ida-Gebirge grenzt die Messara-Ebene an – Monika von Reisezikaden nimmt dich dorthin mit.
- Auch über Arachnes und den Jouchtas kannst du auf ihrem Blog lesen
- Biggi und Flo von den Phototravellers erzählen von ihrer Wanderung auf den Gipfel des Psiloritis
Das ist Barbara, eine reisesüchtige Psychologin. Sie liebt Sonne, Italien, gutes Essen und Wein. Und denkt gern über sich selbst und andere nach. Meistens mag sie sich ganz gern und plant ständig irgendwelche Reisen.
Das ist ein sehr schöner, ausführlicher Artikel zu Kreta, eine Insel die schon lange auf meiner Bucketliste steht! Merke ich mir direkt mal, Dankeschön!
LG, Julia
Danke für den informatuven Beutrag, kommt gerade recht. Nächste Woche fliegen wir das erste Mal nach Griechenland.
Liebe Barbara,
das ist jetzt fast schon ein bisschen peinlich. Ich bin häufiger auf Kreta, aber im Ida Gebirge war ich noch nie. Das sollte ich unbedingt nach holen. Falls Du mal eine Unterkunft im Süden von Kreta brauchst, melde Dich bei mir.
Liebe Grüße
Stine
Eine sehr anregende Beschreibung dieser Gegend. Macht Lust auf,s Erkunden. Schade, dass es keine Hinweise,Parallelen zu Nikos Kazantzakis Werken ALEXIS SORBAS und FREIHEIT oder TOD gibt.
Aber sonst toll, vielen Dank
Hans Kriegler