San Vito Lo Capo | Strand, Naturjuwel & Couscous
San Vito Lo Capo im Nordwesten Siziliens ist ein Ort, den viele mit einem traumhaften Sandstrand verbinden. Oder mit betörend schönen Buchten am Küstenwanderweg. Oder aber auch mit Couscous. Und all das zurecht! San Vito Lo Capo mag zwar historisch nicht der spannendste Fleck Siziliens sein, aber genießen kann man hier perfekt!
Der Ort San Vito Lo Capo
San Vito Lo Capo liegt auf einer Halbinsel, die sich ganz im Nordwesten Siziliens befindet. Das Zentrum ist gut eingebettet zwischen den Klippen im Westen und dem Monte Monaco, der die Szenerie dominiert.
Auch wenn der Kernort – an den man denkt, wenn man San Vito Lo Capo sagt – nur an der Spitze der Halbinsel liegt, so umfasst das gesamte Gemeindegebiet doch weit mehr. Ganze 56km2 beträgt die Fläche, das ist immerhin fast halb so groß wie Graz 😉 . Auf folgender Karte sieht man ganz gut, dass San Vito Lo Capo eigentlich die gesamte Halbinsel inklusive des gesamten Naturreservats Lo Zingaro und den Vororten Macari und Castelluzzo umfasst.
Im Südosten grenzt San Vito Lo Capo an Castellamare del Golfo, im Südwesten an Custonaci mit seinem Monte Cofano.
Anfahrt nach San Vito Lo Capo
Mit dem Auto: Da nur eine einzige Straße nach San Vito Lo Capo führt, ist die Anfahrt schnell erklärt. Man fährt bis Custonaci und nimmt dann die SP16. Von dieser Kreuzung bis in den Ortskern fährt man ca. 30 Minuten – die Strecke zieht sich schon ordentlich. Da San Vito Lo Capo ein beliebter Ferienort ist, ist er recht gut beschildert.
Mit dem Bus: Auch wenn das Fahren mit den Öffis auf Sizilien prinzipiell gut klappt, kann ich es für San Vito Lo Capo nicht empfehlen. Da der Ort so abgeschieden liegt, kommt man sonst nur schwer weg. Es gibt auf der Strecke Trapani-San Vito Lo Capo zwar eine Buslinie, allerdings selbst in der Hauptsaison nur 3x am Tag und mit einer Fahrzeit von 1,5 Stunden. Auch von Palermo gibt es einen Bus zwei Mal täglich. Wenn man im Ort bleibt, kann das gut passen, aber mit Ausflügen wird es schwierig.
Mit dem Schiff: Bootsfahrten nach San Vito Lo Capo sind sehr beliebt. Dabei sieht man meistens auch gleich das Naturreservat Lo Zingaro. Solche Touren werden häufig von Trapani, Palermo und Castellamare del Golfo angeboten.
Übernachten
An Unterkünften mangelt es in San Vito Lo Capo nicht. Wir wollten allerdings nicht ganz zentral wohnen und entschieden uns so für eine Unterkunft in Macari, einem ruhigen, abgelegenen Ortsteil auf halbem Weg ins Zentrum. Die Anlage Cala Azzurra* verfügt über mehrere Ferienwohnungen mit Frühstücksoption, Parkplatz und Pool. Zu den Stränden Santa Margherita, Acqua Azzurra und Bue Marino ist es mit dem Auto nicht weit, fünf Minuten maximal.
Für uns war die Unterkunft perfekt gewählt, weil es die Annehmlichkeiten eines Hotels bot und gleichzeitig die Möglichkeiten einer Ferienwohnung. Außerdem ist der Besitzer extrem nett und hilfsbereit.
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San Vito Lo Capo Sehenswürdigkeiten
Ich hab es oben schon mal erwähnt: San Vito Lo Capo ist ein typischer Ferienort. Zahlreiche Unterkünfte, eine Flaniermeile und eine große Auswahl an Lokalen locken hier jedes Jahr abertausende Besucherinnen und Besucher an. Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinn gibt es kaum, das Santuario mal ausgenommen.
Dieses entstand aus einer kleinen Kapelle zu Ehren des Heiligen San Vito (von dem sich der Ortsname ableitet), um die im 15. Jahrhundert eine Festung als Übernachtungsmöglichkeit für die vielen Pilger gebaut wurde. Die Stadt selbst entstand erst gegen Anfang des 18. Jahrhundert, daher gibt es hier auch keine anderen historischen Gebäude im Stadtzentrum.
Außerhalb davon gibt es aber einige wenige Sehenswürdigkeiten. Ich möchte sie nicht unerwähnt lassen:
- Tonnara del Secco: eine alte Thunfischfabrik; kann nur von außen besichtigt werden
- Kapelle Santa Creszenzia: eine kleine, im 13. Jahrhundert erbaute Kapelle auf dem Weg zwischen Macari und Zentrum von San Vito Lo Capo
- Torre Isulidda und Torre dell’Usciere: zwei noch erhaltene Wachtürme aus der Piratenzeit. Unterhalb des Torre Isulidda befindet sich ein Strand und eine Kletterwand
San Vito Lo Capo Strand
Berühmt ist in Sizilien San Vito Lo Capo vor allem für seinen drei Kilometer langen Sandstrand, der als einer der schönsten ganz Italiens gilt. Kein Wunder: Er ist ziemlich hell (fast weiß), ist breit und verläuft sehr flach ins Meer. Dieses zeigt das Wasser in sämtlichen Türkis- und Blautönen.
Der Großteil des Strands ist bewirtschaftet, das heißt, man kann Liegen und Schirme ausleihen. So ein Set (2 Liegen + 1 Schirm) hat bei unserer Reise im Mai 2024 20€/Tag gekostet. Leider ist es nicht möglich, nur für einen halben Tag zu bezahlen. Wir sind daher am freien Strandabschnitt (Spiaggia libera) gelegen, der auf der rechten Seite der Bucht (wenn man zum Meer hin schaut) liegt.
Tipp: Falls du auch am freien Strand liegen willst, kauf dir einen Sonnenschirm in einem Supermarkt, dort sind sie sehr günstig. Die Händler beim Strand verlangen das Doppelte bis Dreifache dafür!
Der lange, helle Strand im Zentrum ist aber nicht der einzige schöne Meereszugang in San Vito Lo Capo. Auch im Naturreservat Lo Zingaro befinden sich faszinierende Strände (siehe weiter unten), oder kurz davor, wie etwa die Cala Grottazza. Mein Favorit ist übrigens die Caletta del Bue Marino in Macari: ein unbewirtschafteter Kiesstrand mit natürlichem Schatten durch Höhlen in den Felsen, der auch super zum Schnorcheln ist!
Couscous und andere Festivals
Wofür San Vito Lo Capo abgesehen vom Strand und dem Naturreservat Lo Zingaro noch berühmt ist, ist das Couscous-Festival Ende September. Durch die vielen nordafrikanischen Einwanderer hier hat sich nämlich über die vergangenen Jahrhunderte Couscous zu einem zentralen Nahrungsmittel entwickelt. Dies wird bei dem Festival zelebriert, bei dem Couscousköche aus der ganzen Welt gegeneinander antreten. Man erlebt so Sizilien von einer ganz anderen kulinarischen Seite.
Tipp: Sehr gute Couscousgerichte gibt es in San Vito Lo Capo bei Cortile di CerereAls wir Ende Mai in San Vito Lo Capo waren, kamen wir aber auch in den Genuss eines anderen Festivals. Denn um die Zeit findet dort immer der Abschluss des Festival internazionale degli aquiloni statt, das durch Sizilien tourt. Dabei zeigen internationale Drachenflugprofis ihr Können und der Strand entwickelt sich zu einem bunten Sammelsurium von klassischen wie auch ausgefallenen Drachen.
Naturreservat Lo Zingaro
Es ist das Aushängeschild Westsiziliens, vor allem, was Naturerlebnisse angeht: Das Riserva Naturale Orientata dello Zingaro zwischen San Vito Lo Capo und Scopello. Auch wenn es fälschlicherweise oft als Nationalpark tituliert wird, so ist es doch ein besonders schützenswerter Ort und das erste Riserva Naturale von ganz Sizilien. In den 70er Jahren nämlich sollte eine Verbindungsstraße zwischen San Vito Lo Capo und Castellamare del Golfo gebaut werden – die wäre durch das Lo Zingaro-Gebiet gegangen. Es gab massive Proteste von Seiten der Bevölkerung und somit wurde der sieben Kilometer lange und ca. drei Kilometer breite Küstenstreifen unter Schutz gestellt.
Berühmt ist das Reservat Lo Zingaro für seine unfassbar schönen Badebuchten, die bereits in der Steinzeit bewohnte Grotta dell’uzzo, die 37 endemischen Pflanzenarten und seine kleinen Handwerksmuseen entlang des Küstenwanderweges. Eine Pflanze, die das Naturreservat optisch dominiert, ist die Zwergpalme. Es gibt drei von Nord bis Süd durchgehende Wanderwege (Küstenweg, Mittelweg, Bergweg) und einige Verbindungswege. Wir sind den Küstenweg zum Teil gewandert und haben eine nette, familientaugliche Rundwanderung daraus gemacht.
Kleine Rundwanderung durch Lo Zingaro
Gestartet sind wir beim Eingang Nord. Die Zufahrt dorthin über die SP63 Via del Secco von San Vito lo Capo kommend ist ein wenig abenteuerlich und lang, aber nicht besorgniserregend schwer (man liest ja so einiges im Netz). Wir waren so gegen 10 Uhr am Parkplatz, da haben wir noch freie Plätze bekommen – als wir am frühen Nachmittag zurückkamen, war es rappelvoll – wir reden von der Nebensaison, wohlgemerkt! Am Eingang haben wir unser Ticket für je 5€ pro Person gelöst (das Baby hat nichts bezahlt) und schon ging es los.
Wichtig zu wissen: Die Wege sind nicht kinderwagentauglich, wir waren daher mit der Trage unterwegs. Außerdem sind Hunde (und auch andere Haustiere) im Reservat nicht erlaubt. Den Eintritt für Lo Zingaro muss man übrigens auch bezahlen, wenn man nur zum Strand geht.
Zunächst haben wir uns an den Weg, auf dem man ins Reservat hineinkommt, gehalten. Hier geht es meist geradeaus, Steigungen gibt es kaum. So gelangt man nach ca. 30 Minuten zum Museo della Civiltà Contadina, in dem bäuerliche Gerätschaften ausgestellt sind. Dort befindet sich auch ein schattiger Rastplatz. Es ist von hier aus nicht mehr weit zur Grotta dell’Uzzo. Diese geöffnete Magmablase ist eine der bedeutendsten prähistorischen Stätten Siziliens und war bereits vor etwa 10.000 Jahren bewohnt. Neben tierischen Knochenresten, die Aufschluss über die Lebensweise der Menschen geben, fand man auch Nekropolen in der Höhle.
Ein Stückchen gingen wir noch den Berg hinauf, allerdings nur für ein Foto des wunderschönen Strands Cala dell’Uzzo. Dann wurde es uns wegen des Kindes einfach zu heiß – wie schon gesagt, es gibt hier kaum Schatten. Deshalb sind wir dann kurz vor dem Museo dell’Intreccio umgekehrt. Um aber dennoch etwas Neues zu sehen, wählten wir für den Rückweg den Pfad ganz unten am Meer entlang. Auf diesen kommt man bei der Abzweigung zur Grotta dell’Uzzo und ist sehr bald beim Strand Cala dell’Uzzo, den wir vorher von oben fotografiert haben. Wenn die Kleine nicht gerade in der Trage geschlafen hätte, hätte es uns sehr gereizt, hier mal in die Fluten zu springen.
Marschiert man den Weg weiter, kommt man an den überdachten Picknickplatz. Dort haben wir unser mitgebrachtes Essen verspeist, das wir zuvor im Supermarkt in San Vito eingekauft haben. Es gibt aber auch einen recht gut ausgestatteten Imbisswagen vor dem Eingangstor, bei dem man etwa Panini und Arancini kaufen kann. Auf dem Weg selbst gibt es keine Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeit.
Zum Abschluss gelangten wir zur Tonnarella dell’Uzzo, einer einstigen kleinen Thunfischfabrik, die heute ein Museum zu diesem Thema ist (du siehst sie auf dem Titelbild zu diesem Artikel). Es zeigt also die traditionelle Weise des Thunfischfangs in Westsizilien. Gleich um die Ecke liegt dann der dazugehörige Strand Cala Tonnarella dell’Uzzo. Er ist ebenfalls wunderschön und gut besucht, da er der nächstgelegene Strand zum Eingang ist. Nach einem kurzen Stück bergauf waren wir dann auch schon wieder am Hauptweg und bald retour beim Auto. Für die gesamte Runde brauchten wir mit einer kurzen und einer langen Pause und viel Staunen 2,5 Stunden.
Chillen, Wandern und Essen: San Vito Lo Capo
San Vito Lo Capo ist also sowohl ein klassisches Feriendomizil als auch ein Ort mit vielen Naturspektakeln. Sowohl Badenixen und Sonnenanbeter werden hier glücklich als auch Wanderfreunde und Genießer des Besonderen. Der Strand gilt nicht umsonst als einer der schönsten Italiens und es ist auch nicht übertrieben, das Naturreservat Lo Zingaro als Ort mit dem schönsten Küstenwanderweg zu betiteln. Wer nicht unbedingt mittendrin sein muss und dem Trubel gern ein bisschen aus dem Weg geht, wird im Vorort Macari vermutlich ebenso glücklich wie wir – mit wilden Ständen und Blicken auf den Sonnenuntergang.
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- Rund um Trapani: Sizilien mit Salz, Charme und Aussicht
- Westküste Sizilien | Urlaubstipps und Highlights
- Enna – Siziliens wunderschöne Mitte
- Agrigent und das Tal der Tempel – auf Zeitreise in Sizilien
- Goethes italienische Reise nachgereist – Etappe 5: Sizilien
Weitere Wanderwege in Italien findest du hier:
- Cinque Terre – Wandern im Paradies
- Valle di Santa Lucia in Torbole – historisch wandern am Gardasee
- Italien im Winter: Tipps für die Carnia im Friaul
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Hey Barbara,
das sieht richtig himmlisch aus, ich habe mir den Ort direkt abgespeichert :-). Ein Couscous-Festival in Italien muss ja auch ein absolutes Highlight sein! 😀
Das freut mich!
Ja, mich würd das auch echt mal interessieren dabei zu sein.
Lg