Buchvorstellung: 111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss

Buchvorstellung: 111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss

Wer kennt sie nicht, die “111 Orte” – Serie vom emons: Verlag? Ich habe einige dieser Bücher daheim und nehme sie immer wieder gerne her, um Ecken zu entdecken, die ich in einer Stadt noch nicht kenne. 2024 wurde der Band “111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss” neu aufgelegt und ich erhielt ein Exemplar. Wie mir das Buch gefallen hat und ob selbst ich als Graz-Profi noch etwas lernen konnte, erfährst du in diesem Artikel!

Blick auf den Schloßberg mit der Mur im Vordergrund
Im April 2025 war ich mit dem Buch unterwegs in Graz

Doch bevor ich loslege, wird es Zeit für eine Beichte: Ich bin süchtig nach Büchern über Graz! Ich hab sie quasi alle daheim – egal ob die Spaziergänge mit Paula*, die Graz Biografie* oder die Entdeckungsreise durch das verschwundene Graz*. Klar, dass ich auch die 111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss* haben wollte. Das Buch wurde mir freundlicherweise als Presseexemplar vom emons: Verlag zur Verfügung gestellt (hiermit ist der Hinweis im Sinne der Transparenz auch erledigt).

Weil ich selbst 15 Jahre in Graz gewohnt habe und nach wie vor dort arbeite, kenne ich die Stadt natürlich gut. Dank meiner Grazbücher-Sucht würde ich sogar behaupten: Sehr gut! Oft schon habe ich Leuten, die dort aufgewachsen sind, mit meinem Wissen über die Stadt die Schneid abgekauft und Freunde von anderswo sind gern mit mir als Begleitung unterwegs. Ich kenne die schönsten Plätze wie auch Geheimtipps von Graz und weiß, wo es die besten Kaffees gibt.

Ob ich daher von dem Buch über die 111 Orte in Graz noch was lernen konnte? Das erfährst du weiter unten.

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Über die Autorin und den Autor

Der Verlag hat sich für die Neuauflage von “111 Orte in Graz, die du gesehen haben musst” zwei absolute Profis ins Boot geholt. Kerstin Hilsberg und Daniel Strohrigl arbeiten beide als Guides in und um Graz und kennen wirklich jeden Winkel der Stadt.

Kerstin ist studierte Historikerin und als selbstständige Fremdenführerin unter dem Firmennamen Zeit.versetzt und als GrazGuide sowohl in Graz als auch in der Oststeiermark tätig. Die Themen, die sie in ihren Führungen behandelt, reichen vom Adel bis hin zu Mordgeschichten.

Daniel ist als GrazGuide in der steirischen Hauptstadt tätig. Er hat ein Faible für düstere und verruchte Themen und bietet daher Friedhofsführungen, aber auch Touren wie “50 Shades of Graz – Sitten, Sex und Sünden” an.

Mit beiden verbindet mich übrigens seit Jahren ein total netter Onlineaustausch über Instagram. Daher gibt’s an dieser Stelle natürlich noch eine Folgeempfehlung für ihre Kanäle und ihre Homepages.

Über das Buch “111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss”

Wie oben schon kurz erwähnt, wurde der Band 2024 gänzlich neu aufgelegt, nicht einfach nur überarbeitet. Es trägt also die ganz individuelle Handschrift von Kerstin und Daniel. Dabei haben sie auf 240 Seiten sowohl bekannte als auch unbekannte Plätze in Graz beschrieben.

Typisch für die „111 Orte“ – Reihe erhält jeder Ort eine Doppelseite, wobei der Fließtext dazu auf der linken Seite zu finden ist, während die rechte Seite aus einem Foto und einer Infobox mit Adresse, Anfahrt, Öffnungszeiten und einem weiterführenden Tipp besteht. Als gelernte “111 Orte”-Leserin weiß ich, dass bei diesen kurzen Tipps oft auch richtig coole, sehenswerte Sachen dabei sind – so auch in diesem Band!

Welche Orte sind drin?

Mit dabei sind natürlich spannende Spots am Grazer Schloßberg, diverse Gotteshäuser und Friedhöfe, alte und neue architektonische Besonderheiten, Naturerlebnisse, kulinarische Schmankerl und interessante Shops. In alphabetischer Reihenfolge geht es also vom Altar der Leechkirche bis zum Zanklhof.

Der Altar der Leechkirche
Für mich eine der spannendsten Kirchen in Graz – die Leechkirche – ist auch dabei

Graz hat insgesamt sicher noch mehr als diese 111 sehenswerten Plätze zu bieten. Aber wie es bei einem Buch so ist, muss man sich beschränken und auswählen. Und diese Auswahl ist durchaus subjektiv. Natürlich hätte ich ein paar Orte weggelassen und dafür andere mit rein genommen, doch das ist rein auf persönliche Vorlieben gegründet. Im Großen und Ganzen finde ist die Orte-Auswahl gut gelungen und sehr abwechslungsreich.

Oben habe ich es schon gesagt: Ich nutze die “111 Orte” – Bücher ja gerne als Reiseführer für Städte und Regionen, die ich schon kenne, wie etwa Rom oder Neapel. In den Büchern findet man nämlich immer genügend Geheimtipps, die man bei vorherigen Besuchen nicht am Schirm hatte. Doch wie ist das als Einheimische? Taugt das Konzept da auch was? Meine Antwort: Ganz klar! Zugegeben, die meisten der 111 Orte in Graz kannte ich natürlich. Aber selbst für mich waren ein paar Neuheiten dabei – und die möchte ich euch unten kurz vorstellen.

Meine Highlights

Zugegeben, viele meiner Lieblingsplätze in Graz und andere ganz tolle Orte, ich selber immer gern empfehle, sind meine eigentlichen Highlights des Buches. Aber ich habe mich ja darauf konzentriert, ein paar der Plätze anzusehen, die ich noch nicht kannte. Und unter denen möchte ich euch jetzt meine 5 Highlights vorstellen (5 aus 111 sozusagen). Viel erklären werde ich dazu aber nicht – dafür ist das Buch zuständig!

Kunst im ÖH-Gebäude

Die Uni Graz ist ja meine akademische Heimat, dort hab ich studiert. Auch im Gebäude der ÖH (Hochschülerschaft) war ich ein, zwei Mal, doch die nationalsozialistischen Wandbilder im Stiegenhaus sind mir dort nie aufgefallen. Diese wurden bereits von zwei Künstlern bearbeitet und kontextualisiert.

NS-Bild in der ÖH in Graz - mit Anmerkungen
Über den alten Wandbildern ist Glas, dieses ist beschrieben. Außerdem gibt es ein erklärendes Schild

Elisabeth Schmirl hat 2023 aber mit ihrem Kunstprojekt “Weil es so viele sind” nochmal eins draufgesetzt und richtig tolle Drucke im Stiegenhaus angebracht. In den Sprüchen und Figuren geht es um die Themen Flucht, Vertreibung und Toleranz und stehen direkt in Beziehung zur Universität. Ein Infofolder dazu liegt vor Ort auf. Es ist kostenlose, aber nicht minder berührende Kunst.

Kunstprojekt "Weil es so viele sind"
Den Folder sollte man sich unbedingt dazuholen

Der unbekannte Ritter

Wie oft bin ich schon durch die Herrengasse gegangen, gelaufen, flaniert und gefahren? Müsste ich schätzen, würde ich sagen 1285 mal (Angaben ohne Gewähr 😉 ). Was ich aber erst beim gefühlt 1286igsten mal entdeckt habe – und das nur Dank des Buches – ist der schlafende Ritter auf dem Landeszeughaus.

2011 kam er als Kunstwerk auf das Dach des Zeughauses und soll als Mahnmal für die Aufarbeitung von (kriegerischer) Geschichte gelten. Deswegen liegt er auch so gemütlich da oben, schaut sich den Himmel an und döst vor sich hin, nackt bis auf seinen Helm. Lustig war übrigens, dass mich in dem Moment, als ich das Foto gemacht hab, eine Frau angesprochen hat. Sie erzählte mir kurz die Story hinter dem Ritter und ich ihr wiederum, dass er mit in all den Jahren noch nie aufgefallen ist. Sie meinte, sie sei eine “Zuagroaste” (also nicht aus Graz) und habe daher mal an einer Stadtführung teilgenommen, in der der Ritter gezeigt wurde. Ob das vielleicht bei einer Führung von Daniel oder Kerstin war? Möglich wär’s!

Der unbekannte Ritter liegt auf einem Giebel am Landeszeughaus
Dass mir der vorher nie aufgefallen ist!

Grab von Anton Jrschick

Wer meine Artikel schon länger liest, weiß, wie sehr ich Friedhöfe mag. Einer meiner liebsten ist der Mailänder Monumentefriedhof. Die prächtigen und persönlichen Grabsteine dort faszinieren mich. Ein paar wenige solcher “Monumente” findet man auch auf den Grazer Friedhöfen. Am St. Peter Friedhof z.B. sind die Gräber der Familie Reininghaus oder der Freiherren von Washington (entfernte Verwandte des ersten amerikanischen Präsidenten).

Grab der Freiherren von Washington in Graz
Das Grab der Washingtons

Besonders beeindruckend ist auch das Grab von Anton Jrschick am Grazer Zentralfriedhof. Der Name sagt den meisten Leuten erstmal wenig. Erwähnt man aber die Werke des Tischlermeisters, weiß man sofort, um wen es sich handelt: Der Lesesaal der Grazer Universitätsbibliothek und die Fassade der Hofbäckerei Edegger-Tax in der Hofgasse gehen auf sein Konto. Ebenso kunstvoll ist sein Grabstein gestaltet.

Grabmahl von Anton Jrschik am Grazer Zentralfriedhof
Ein wunderschöner Grabstein

Feuerwehrmann

Die Statuen im Buch “111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss” haben es mir wirklich angetan. Neben dem Unbekannten Ritter noch einigen anderen habe ich tatsächlich auch den Feuerwehrmann bei der Synagoge nicht gekannt. Und auch fast nicht gesehen!

Radweg in Graz
Ein Feuerwehrmann-Suchbild 🙂 Die Mauern links gehören zur Synagoge

Zugegeben: Man muss den Text im Buch schon sehr genau lesen, um ihn zu finden. Ich stand 5 Minuten wie blöd vor der Synagoge (unter den wachsamen Augen der Polizei) und habe nur ein Schild gesehen, das seine Entstehungsgeschichte beschreibt, aber nicht die Figur selbst. Das nicht allzu große Männchen ist aber auch nicht leicht zu finden auf der Stange der Verkehrstafel, die den Rad- und Gehweg anzeigt. Und dann hat es auch noch dieselbe Farbe wie die Äste der umliegenden Bäume! Von oben also wacht der Feuerwehrmann über das Areal, an dessen Stelle am 9. November 1938 die alte Synagoge in Brand gesteckt wurde.

Feuerwehrmannstatue vor der Grazer Synagoge
Hier oben, ziemlich klein, blickt er auf die Synagoge

Salon Stolz

Ein Highlight für Kinder aus den 111 Orten in Graz möchte ich auch noch erwähnen: Den Salon Stolz. Er befindet sich in der Seniorenresidenz Robert Stolz und dreht sich – wie kann es anders sein – um das Leben und das Werk des Grazer Komponisten Robert Stolz. Dabei ist der Salon aber nicht bloß als Ausstellung konzipiert, sondern als Mitmachmuseum. Instrumente, die im Hörspiel von der Decke kommen, verschiedene Stationen, an denen man die Grundlagen der Musik erforschen kann und ein Tanztheater laden zum Entdecken ein.

Hörspiel im Salon Stolz - mit Kopfhörern vor dem beleuchteten Klavier
Selbst das Kleinkind lauscht gespannt, während in der Mitte alles leuchtet

Doch auch wenn man hier wirklich viele Familien mit Kindern sieht, die an den Stationen ihren Spaß haben: Man kann auch allein als Erwachsener herkommen. Auszuprobieren, wie sich ein Rhythmus kreieren lässt und Geräuschememory zu spielen, unterhält nicht nur klein, sondern auch groß.

Spielebereich im Salon Stolz
Die Spielstationen im Salon
Hinweis: Mehr noch mehr in Graz mit Kindern entdecken möchte, dem sei ein anderes Buch aus dem emons: Verlag ans Herz gelegt: 111 Orte für Kinder in Graz, die man gesehen haben muss*.

Kritik

Du siehst, mir hat das Buch über die 111 Orte in Graz gut gefallen. Einen Kritikpunkt hab ich aber doch ausfindig gemacht und oben schon kurz angeschnitten: Manche Orte sind nicht so leicht zu finden. Während es mir beim Feuerwehrmann noch gelang, war es woanders langwieriger bzw. unmöglich.

Beim “Totentanz” etwa suchte ich verzweifelt in der neuen Aufbahrungshalle nach dem Gemälde, bis ich nach einer großen Runde über den Friedhof drauf gekommen bin: Es gibt zwei Hallen! Eine heißt Aufbahrungshalle, die andere Auferstehungshalle. Der korrekte Begriff steht im Buch, aber ich wusste nicht, dass die eine nicht die andere ist. Kommt man von der Straßenbahn, nimmt man meist den ersten Friedhofseingang, der auch zur ‘falschen’ Halle führt. Aber gut, ich bin bei sowas auch relativ leicht zu verwirren 🙂 .

Die Auferstehungshalle am Friedhof St. Peter
In dieser Halle findet man das Gemälde

Außerdem hätte mich die Molekularorgel in der Neuen Technik (TU Graz) interessiert. Eine halbe Stunde bin ich durch das beschriebene Gebäude spaziert, habe die Innenhöfe und diverse Stockwerke inspiziert, sogar Studenten gefragt – leider vergebens. In die oberen Stockwerke hat man als Besucherin keinen Zutritt und die befragten angehenden Techniker wussten nicht, wovon ich rede. Schade!

Gebäude der Neuen Technik in Graz
Aber auch „nur“ die Fassade der TU ist sehenswert 😉

Fazit: 111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss

Das Buch ist wie alle Werke dieser Reihe optisch sehr ansprechend gestaltet, gut strukturiert und enthält viele spannende und nützliche Infos. Es zeigt Orte, die nicht in jedem klassischen Reiseführer stehen und bietet für fast jedes Interessengebiet etwas. Als Ex-Grazerin konnte ich tatsächlich auch noch Neues entdecken und erfuhr zudem Wissenswertes zu Orten, die ich schon kannte.

Die komplette Neuauflage des Buches hat sich meiner Meinung nach wirklich gelohnt. Es beinhaltet sehr viele erst kürzlich entstandene Sehenswürdigkeiten und profitiert vom enormen Wissen der beiden Graz-Profis, die auch als Guides in der Stadt arbeiten. Und auch, wenn so manche Ortsbeschreibung noch etwas genauer ausfallen hätte können – die Auswahl der Orte und Bilder ist sehr gut getroffen! Es wurde ein Buch, dass jeder Graz-Fan zuhause haben sollte.

Ausblick über Graz


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