7 großartige Friedhöfe in Italien
Italien ist wunderbar, daran besteht kein Zweifel. Herrliche Küsten, fantastisches Essen, tolle Museen und natürlich eine spannende Geschichte. Und: Italien hat großartige Friedhöfe zu bieten. Ruhestätten, die Geschichten erzählen und durch die du viel von einer Stadt erfährst. Also komm mit mir mit auf eine kleine Reise auf meine liebsten 7 Friedhöfe in Italien!
Ja, es gibt sie: Friedhofstouristen. Menschen wie mich, die Friedhöfe schön, beruhigend und faszinierend finden. Die sich für die Geschichten der Menschen interessieren, die dort begraben sind und das Wissen über einen Ort quasi von der anderen Seite aufrollen.
Eine gewisse morbide Ader gehört vermutlich schon dazu, wenn man sich für letzte Ruhestätten interessiert. Aber was man dabei entdecken kann, ist eben auch einzigartig. Ich will dir in diesem Blogartikel 7 Friedhöfe in Italien vorstellen, die ich besucht habe und großartig finde!
Sehenswerte Friedhöfe in Italien
Natürlich gibt es unzählige Friedhöfe in Italien, die es wert sind, besucht zu werden. So etwa diverse Zentralfriedhöfe der großen Städte, auf denen die Berühmtheiten des Landes begraben sind. Doch auch abseits davon gibt es spannende letzte Ruhestätten, von denen ich dir nun berichten will.
Monumentefriedhof Mailand
Kann ein Friedhof eine Sehenswürdigkeit sein? Mailand sagt ja! Denn hier ist der Monumentefriedhof zu Hause, der seinem Namen alle Ehre macht. Der „Cimitero Monumentale“ besteht seit 1866 und ist einer der größten Friedhöfe Mailands. Betritt man ihn über den Haupteingang, steht man sogleich im Famedio, der Ehrenhalle. Diese sind auf vielen Friedhöfen zu finden und oftmals pompös auffallend gestaltet. Hier beschränkt sich das Herausragende aber nicht nur auf die Berühmtheiten!
Der gesamte Friedhof ist übersäht mit prachtvollen Gruften, kunstvoll gestalteten Gräbern und ins Auge stechenden Statuen. Dabei herrscht so eine Stilvielfalt, dass man meinen könnte, nichts passt zusammen. Doch blickt man mit etwas Abstand darauf, ergibt sich ein zusammenhängendes Bild einer Galerie an Grabstätten. Jede für sich individuell, eine die andere zu übertreffen versuchend.
Man sollte für einen Besuch nicht nur genügend Zeit mitbringen, denn mit über 250.000m2 ist er wirklich riesig, sondern auch ausreichend Kapazität für die vielen Eindrücke im Kopf. Nach Stunden des Schlenderns kann es schon mal sein, dass man ermüdet ob der intensiven Eindrücke der vielen Statuen, Steine und Farben.
Öffnungszeiten: Di-So von 8-18:00 Uhr
Lage: Neben dem Bahnhof Porta Garibaldi bzw. der Metrostation Monumentale, Fußweg vom Mailänder Dom aus ca. 30 Minuten
Eintritt: frei
Berühmte Personen, die hier begraben liegen: Davide Campari (der Erfinder des Getränks), Alessandro Manzoni (Schriftsteller), Antonio und Alberto Ascari (Rennfahrer), Hermann Einstein (Vater Albert Einsteins), Carlo Maciachini (Architekt des Friedhofs)
San Michele – Friedhofsinsel Venedig
Wer schon mal durch die Altstadt von Venedig geschlendert ist, hat sich vielleicht gefragt: „Wo liegen denn die Verstorbenen von Venedig begraben?“ Nun, die Stadt hat dafür im Jahr 1837 eine praktikable Lösung entwickelt: Eine eigene Friedhofsinsel in der Lagune.
San Michele nennt sich die Insel, die nördlich vom Zentrum Venedigs liegt und von dort aus auch zu sehen ist. Ganze 17,6 Hektar misst sie und beherbergt ungefähr 200.000 Dahingeschiedene in mehreren Arealen. Was sofort auffällt: Platz ist hier Mangelware! Das resultiert deshalb in großen Betonklötzen (Columbarien), in denen die Menschen wie in Kammern beigesetzt werden. Und wo es Erdgräber gibt, sind diese zumeist winzig klein. Einige Mal schon musste die Insel durch Aufschüttungen erweitert werden.
Einer der schönsten Bereiche des Friedhofs ist der alte englische Teil, der teilweise schon dem Verfall preisgegeben ist. Spannend auch der Fakt, dass es auf der Friedhofsinseln einen Falkner gibt, der mit seinem Tier Jagd auf die Möwen macht. Auf meine Frage warum, meinte er: Weil die Möwen die Besucher attackieren und teilweise aggressiv hin pecken! Der Falke allerdings macht ihnen Angst und er hat auch die Möglichkeit, die Eier aus deren Nestern hoch oben in den Zypressen zu holen!
Öffnungszeiten: Mo-So 7:30-18:00 Uhr
Lage: eigene Insel zwischen Zentrum und Murano, Vaporetto Nr. 4.1, 4.2, und 13 hält hier
Eintritt: frei
Berühmte Personen, die hier begraben liegen: Christian Doppler (österr. Mathematiker und Physiker), Igor Stravinsky (Komponist), Ezra Pound (Dichter)
Kapuzinergruft in Palermo
Ich finde, es ist der gruseligste Friedhof in Italien: die Kapuzinergruft in Palermo auf Sizilien. Man kennt Grüfte ja gemeinhin als Keller, in denen Särge herumstehen – morbide genug. Oder auch als Ossarium, also wo Knochen übereinander geschichtet ruhen – für manche auch unheimlich. Aber die Kapuzinergruft auf der Insel toppt alles! Hier wurden Verstorbene nämlich als Mumien offen sichtbar bestattet!
Die Gruft liegt unter dem Kapuzinerkloster, das seit 1534 besteht und wurde 1599 gegründet. Während zunächst nur Mönche hier ihre letzte Ruhestätte fanden, kamen im Laufe der Zeit auch Männer, Frauen und Kinder aus der Pfarrgemeinde hinzu, da die Gruft offiziell als Friedhof galt. Der Anblick der mumifizierten Kinder ist dabei besonders schwer zu ertragen.
1837 wurde die Bestattung auf diese Art verboten (in Särgen bis 1881 erlaubt – nur für Rosalia fand später noch den Weg herunter), der Friedhof besteht aber weiter und ist für Besucherinnen und Besucher für wenig Geld auch offen. Das Fotografieren ist hier zwar verboten, ich habe mir zu Dokumentationszwecken trotzdem ein Bild erlaubt, ohne Details zu zeigen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Magen diesen Besuch verträgt, suche ihn auf Google Maps und scroll dich durch die Fotos – trotz Verbots gibt es über 1000 davon hier zu sehen.
Öffnungszeiten: Mo-So von 9-12:30 Uhr und von 15-17:30 Uhr
Lage: etwas außerhalb der Altstadt, aber zu Fuß gut erreichbar (ca. 25 Minuten Fußweg von der Kathedrale). Busstation: Piazza Independenza (Bus Nr. 109), von dort nach 15 Minuten zu Fuß
Eintritt: 3€
Berühmte Personen, die hier begraben liegen: Ayala (Sohn eines tunesischen Königs), diverse lokalberühmte Schriftsteller und Bildhauer, sowie die zweijährige Rosalia Lombardo, die 1920 starb und deren Körper so perfekt konserviert wurde, dass sie auch heute noch ausschaut, als würde sie schlafen
Cimitero delle Fontanelle in Neapel
Zwei Phänomene haben diesem neapolitanischen Friedhof zu seiner Existenz verholfen: Der durchlässige Tuffstein und Seuchen. Bereits im 16. Jahrhundert, als die Gräber in den Kirchen zu eng für Verstorbene wurden, verwendete man die durch Wasser ausgeschwemmte und später als Steinbruch benutze Tuffsteinhöhle als Ossarium. Ältere Gräber in den Kirchen wurden ausgehoben und die Knochen hierhergebracht, sodass für neue Leichen Platz war.
1654 dann wurde Neapel von der Pest heimgesucht. Man vermutet 250.000 bis 400.000 Tote allein in der Stadt durch die Seuche, eine Zahl, die bestattungstechnisch kaum mehr zu bewältigen war. In den Kirchen war schlicht kein Platz. Also hat man am Cimitero delle Fontanelle ein Massengrab ausgehoben und die vielen Toten hier begraben. Bis 1837 waren es zahlreiche Umstände, die zur Bestattung von Menschen auf diesem Friedhof führten: Volksaufstände, Cholera, Ausbruch des Vesuvs und Hungersnöte.
Dann wurde der Friedhof vergessen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die menschlichen Überreste sortiert und gestapelt. Bis auf zwei Särge können den Knochen keine Namen zugeordnet werden. Man spaziert also durch eine Höhle voller Knochen. Spannend zu beobachten: Die Leute bringen den Knochen diverse Opfergaben, vom Fahrschein über Zigaretten bis hin zu Ketten und Münzen.
Öffnungszeiten: regulär Mo-So 10-17 Uhr, man sollte aber besser vorher anrufen (+39 081 19703197) um die Öffnungszeiten zu erfragen, denn der Weg raus ist weit und oftmals ist spontan geschlossen
Lage: 3000m2 großer Friedhof außerhalb des Zentrums, Stadtteil Sanitá, Metrostation Materdei
Eintritt: Freier Eintritt (Achtung vor falschen Ticketverkäufern!)
Berühmte Personen, die hier begraben liegen: Einzig der Graf Filippo Carafa und seine Frau Donna Margherita Petrucci konnten identifiziert werden
Katakomben in Rom
Die ältesten Gräber Roms finden sich in den Katakomben. Diese liegen stets außerhalb der Aurelianischen Stadtmauer. Sie dienten nämlich den ersten Christen als Grabstätte, die den jüdischen Brauch der Katakombenbestattung übernahmen. Außerdem wurde ihnen 257 verboten, ihre Toten überirdisch zu bestatten. Da die Anzahl der Anhänger der neuen Religion stetig stieg, gibt es heute auch zahlreiche Katakomben zu besichtigen, z.B. die Calixtus-, Domitilla-, Priscilla-, oder Sebastians-Katakombe. Insgesamt gibt es über 60 davon, nicht alle sind jedoch zugänglich.
Dabei wurden die Verstorbenen in Nieschen übereinander bestattet, diese Nieschen wurden dann zugemauert. Einige Gräber sind sehr einfach gehalten, oftmals findet man aber reiche Verzierungen rund um die Mauernieschen, besonders bei den Gräbern der Märtyrer und Päpste.
Leider wurden viele Katakomben geplündert und zerstört, etwa als die Westgoten im 5. Jahrhundert oder die Langobarden im 8. Jahrhundert in Rom einfielen. Als die Bestattung dann innerhalb der römischen Mauern erlaubt wurde, überführte man zahlreiche Reliquien verehrter Personen von außen in die Kirchen der Stadt und die Katakomben wurden vergessen. Erst im 16. Jahrhundert begann die Wiederentdeckung und Erforschung dieser besonderen Grabstätten.
Öffnungszeiten: Domitilla-Katakomben Mi-Mo von 9-12 und 14-17 Uhr, San Sebastian tägl. 10-17 Uhr, Priscilla Di-So 9-12 und 14-17 Uhr
Lage: hauptsächlich an der Via Appia Antica und Via Salarina
Eintritt: meist 10€ je Katakombe
Berühmte Personen, die hier begraben liegen: diverse Märtyrer der frühchristlichen Zeit, in der Priscilla-Katakombe z.B. auch Päpste wie der 335 verstorbene Papst Silvester
Campo Santo Teutonico in Rom
Angrenzend an den Petersdom, gerade so über der Grenze des Vatikans, liegt der Campo Santo Teutonico, also der Friedhof der Deutschen und Flamen. Doch wie kommt es dazu, dass es einen deutschen Friedhof in Rom gibt? Seine Ursprünge gehen vermutlich bis ins 8. Jahrhundert zurück, zur Zeit Karl des Großen. So ganz kann man es nicht nachvollziehen, aber an dieser Stelle dürfte sich ein fränkisches Krankenhaus befunden haben, dass sich um arme und kranke Pilger gekümmert hat.
1450 übernahm eine deutschsprachige Bruderschaft die Verwaltung des Krankenhauses, der Kapelle und des Gartens. 1888 kam die Görres-Gemeinschaft hinzu, die sich um das Priesterkolleg und das Archiv der Erzbruderschaft kümmert. Im Laufe der Jahrhunderte fanden nicht nur Anhänger der Gemeinschaft, sondern auch z.B. Pilger und deutsche Besucherinnen und Besucher hier ihr Grab.
Der Friedhof ist zwar prinzipiell frei zugänglich, man muss jedoch durch eine Sicherheitsschleuse im Vatikan und sagen, dass man den Campo Santo Teutonico besuchen möchte. Im Rahmen einer Vatikan-Führung mit der Deutschen Römerin erfährt man wichtige Details zu Geschichte und den Verstorbenen hier am Friedhof.
Öffnungszeiten: Mo-Sa von 7-18 Uhr
Lage: Der Friedhof liegt zwar auf römischen Stadtgebiet, ist aber nur über den Vatikan zugänglich (links vom Petersdorm)
Eintritt: frei
Berühmte Personen, die hier begraben liegen: Carolyne zu Sayn-Wittgenstein (Adelige und Lebensgefährtin von Franz Liszt), Prinz Georg von Bayern, diverse Künstler wie zum Beispiel Joseph Anton Koch, Archäologin Hermine Speier
Nichtkatholischer Friedhof in Rom
Es ist und bleibt nicht nur mein liebster Friedhof in Italien, sondern auch mein Lieblingsort in Rom: der Nichtkatholische Friedhof (Cimitero Acattolico). Er liegt etwas außerhalb im Viertel Testaccio, unweit des Bahnhofs Porta San Paolo, gleich hinter der Pyramide, die ihres Zeichens ja auch ein Grabmal des römischen Prätors Cestius ist.
Der Friedhof vereint wildromantische, englische Friedhofsstimmung mit einer Parkanlage und einem tierischen Vergnügen. Denn zwischen den engen, leicht terrassenförmig angelegten Gräbern streunen die Gatti della Piramide herum: Katzen einer Hilfsorganisation, die sich um Streuner kümmert und sie auch vermittelt. Viele davon sind so zutraulich, dass sie sich gerne von den Besucherinnen und Besuchern des Friedhofs streicheln lassen.
Während der alte Teil direkt neben der Pyramide nur mehr wenige Grabsteine beherbergt und mit den Sitzbänken und Katzen eher einem Park gleicht, ist der neue Teil des Cimitero Acattolico nach wie vor „in Betrieb“. Menschen ohne Religion oder Angehörige protestantischen, orthodoxen oder islamischen Glaubens finden hier ihre letzte Ruhe.
Öffnungszeiten: Mo-Sa von 9-17 Uhr, So von 9-13 Uhr
Lage: im Viertel Testaccio, Bahnhof Porta San Paolo, Metrostation Piramide, Fußweg vom Kolosseum ca. 25 Minuten
Eintritt: keiner, Spende für Friedhofserhalt und die Katzen aber erwünscht und sinnvoll
Berühmte Personen, die hier begraben liegen: Goethes Sohn August, der Autor Andrea Camilleri (Montalbano-Krimis), John Keats (Poet)
Friedhöfe in Italien – Sightseeing mal anders
Du siehst also, ein Besuch der erwähnten Friedhöfe in Italien ist auch immer irgendwie eine Reise durch die Geschichte. Man versteht die Entwicklung eines Ortes manchmal erst durch die Beschäftigung mit dem Tod. Die Gründe, warum und wo Friedhöfe entstanden sind, erzählen viel über die historischen Ereignisse einer Stadt.
Doch selbst wenn es nur darum geht, einen ruhigen Ort zu finden, bietet sich ein Besuch auf einem Friedhof an. Staunen und Wundern bleibt dabei manchmal nicht aus. Manche Friedhöfe in Italien verlocken zum Heißlaufen der Kamera, manche zum Gruseln und manche zum Entspannen. Schön sind sie jedenfalls alle – auf ihre eigene Art und Weise.
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Ilona von Wandernd war am Cimitero Monumentale in Mailand unterwegs und hat ganz wundervolle Fotos von dort mitgebracht.
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Beeindruckt hat mich auch der Friedhof in Genua
Dort wollte ich schon immer mal hin! Danke für den Tipp