Städte der Emilia-Romagna: Bologna, Modena, Parma und Co.

Städte der Emilia-Romagna: Bologna, Modena, Parma und Co.

Die Region Emilia-Romagna in Norditalien hat sowohl ausgezeichnete Küche als auch interessante Orte zu bieten. Klingende Städtenamen wie Bologna, Modena, Parma oder Ferrara lassen einem nicht nur das Wasser im Mund zusammenlaufen, sondern sind auch für Kulturinteressierte ein heißer Tipp. Welche Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in den Städten der Emilia-Romagna auf dich warten, erfährst du hier.

Die Region Emilia-Romagna

Wie schon Friaul-Julisch-Venezien oder Südtirol-Trentino besteht auch die Region Emilia-Romagna aus eigentlich unterschiedlichen Gebieten, die für die politische Verwaltung zusammengelegt wurden.

Geografie

Die Emilia ist dabei der wesentlich größere Teil der Region (Bundesländer werden in Italien Regionen genannt). Sie umfasst den ganzen Norden und den Westen. Die meisten Städte liegen in ihrem Einzugsgebiet. Bis auf ein kleines Stück bildet der Po die nördliche Grenze der Emilia. Der schöne Name dieser Teilregion stammt von der Via Aemilia ab, einer alten römischen Straße, die Piacenza mit Rimini verband. Dieser Name wiederum leitet sich von einer bedeutenden römischen Patrizierfamilie, den Aemiliern, ab.

Östlich der Flüsse Sillaro und Reno liegt dann die Romagna. Sie ist wesentlich kleiner als ihre große Regionsschwester und umfasst den Bereich zwischen Ravenna, San Marino, der Adria und dem Apennin. Dieser Flecken Land unterstand die längste Zeit seiner Geschichte dem Kirchenstaat, wurde aber durchaus eigenmächtig verwaltet und geführt.

Stadt in der Emilia-Romagna
Durchgänge und rote Ziegeln – das ist typisch für die Emilia-Romagna

Die Emilia-Romagna ist ein größtenteils flaches bis hügeliges Gebiet. Nur im Süden der Region ist es bergig, da die Grenze an der Wasserscheide des Apennin verläuft und daher noch einige Gebirgsketten dazu gehören. Im Osten grenzt die Emilia-Romagna auf etwa 130 Kilometer Küstenlänge an die Adria. Einer der bekanntesten Küstenorte ist dabei Rimini.

Wirtschaft

Eine interessante Tatsache ist, dass die Region Emilia-Romagna zu den drei wirtschaftlich stärksten in Italien gehört. Die Kaufkraft liegt über dem EU-Schnitt und die Arbeitslosigkeit ist relativ niedrig. Das liegt zum einen natürlich an der starken Lebensmittelindustrie mit den großen und kleinen Produktionsstätten für Parmigiano, Parmaschinken, Balsamico und Pasta. Zum anderen ist aber auch die Automobil- und Motorradindustrie hier sehr bedeutsam, was der Region den Beinamen Land der Motoren beschert hat. Als Tochter eines Fliesenlegers will ich aber auch die große und bedeutsame Fliesen- und Porzellanproduktion nicht unerwähnt lassen. Und zu all dem kommt noch der Tourismus als wichtiger Wirtschaftszweig.

Emilia-Romagna Städte

Das besonders reizvolle an der Emilia-Romagna sind ihre Städte. Zum einen, weil sie sich doch in ihrer ganz eigenen, typischen Weise von anderen Städten Italiens abheben. Zum anderen, weil sie die kulinarische Kultur der Region sowie ihre bewegte Geschichte so wunderbar abbilden.

Ich möchte hier einige der größeren Städte der Emilia-Romagna vorstellen. Einige davon sind weithin bekannt, von anderen hat man vielleicht noch nie etwas gehört. Sehenswert sind sie auf jeden Fall alle!

Bologna

Hach, allein der Name der Stadt löst bei mir schon Glücksgefühle aus. Ich denke an ständiges Essen, an intelligenten Protest, an hippen Flair. Ja, Bologna ist eine kleine Welt für sich, die in vielen Dingen so ganz anders ist als andere Städte Italiens.

Der sensationelle Blick über Bologna vom Torre dei Asinelli aus
Der sensationelle Blick über die Dächer vom Torre degli Asinelli aus

Doch nun genug der Schwärmereien, hin zum Informativen. Bologna ist die Hauptstadt der Emilia-Romagna und mit knapp 400.000 EinwohnerInnen auch die bevölkerungsreichste Stadt der Region. Ihre Geschichte ist bewegt: als etruskische Siedlung gegründet, gehörte sie später zum römischen und noch später zum langobardischen Reich. In der Zeit ihrer Unabhängigkeit war sie Zentrum vom Wissen und Zentrum unzähliger Geschlechtertürme. Heute stehen nur mehr wenige davon, doch beliebte Studentenstadt ist Bologna nach wie vor.

Bologna Turm Torre dei Asinelli und Garisenda
Die beiden Geschlechtertürme

Bologna hat drei Beinamen: la grassa (die Fette), la rossa (die Rote) und la dotta (die Gelehrte). Damit lässt sich die Stadt schon ganz gut beschreiben. Ihr Erscheinungsbild wird dominiert von rötlichen Ziegeln, sie beherbergt die älteste Universität Europas und sie ist Heimat zahlreicher italienischer Spezialitäten.

Zwei besondere Sehenswürdigkeiten prägen das Stadtbild: die beiden Geschlechtertürme Torre Garisenda & Torre degli Asinelli. Auf letzteren kann man auch hinaufgehen, was sich absolut lohnt, denn die Aussicht auf die Stadt ist gigantisch. Der „kleine Bruder“ steht schief daneben.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Piazza Maggiore mit ihrem Neptunbrunnen, der Basilica San Petronio und den Palazzi Re Enzo & del Podestà. Auch den Kirchenkomplex Santo Stefano sollte man unbedingt gesehen haben. Und natürlich auch die sieben Geheimnisse von Bologna, von denen aber eigentlich nur fünf zu sehen sind.

Neptun Statue Bologna
Neptun wacht über alles – und sieht dabei nicht schlecht aus!

Und man kann nicht in Bologna gewesen sein, ohne durch die Portici zu flanieren. Die Arkaden, die eine Gesamtlänge von 38 Kilometer durch ganz Bologna hindurch aufweisen, gehörten zu der Stadt wie die Pasta. Warum es so viele davon hier gibt, ist noch nicht restlos geklärt.

Am wahrscheinlichsten erscheint aber die Theorie, dass man durch die steigende Anzahl an Einwohnern (unter anderem wegen der Universität) Wohnraum schaffen musste. Zunächst wurden also an bestehende Häuser Holzbalkone gebaut, die nach außen gingen. Als diese immer größter wurden, musste man sie von unten abstützen. Man erkannte den Vorteil davon, oben Wohnraum zu haben und unten geschützt von Regen und Sonne zu flanieren. Also baute man in diesem Stil weiter.

Portico in Bologna
Bologna – eine Stadt geprägt von Portici

Eine ganz klare Empfehlung gibt es von meiner Seite für die Fico Eataly World. Am Stadtrand Bolognas, gut mit dem Bus zu erreichen, steht eine große Halle, die voll ist mit italienischen Spezialitäten. Also am besten mit ganz viel Hunger herkommen und sich von Sizilien bis hoch in den Friaul durchfuttern!

Stand in der Fico Eataly World in Bologna
Essen – um nichts anderes geht es hier!
Weitere Artikel über Bologna

Modena

Modena liegt ungefähr 40 Kilometer nordwestlich von Bologna und steht wegen einer Sache in ewigem Streit mit der Hauptstadt: beide Städte behaupten, die Tortellini erfunden zu haben. Ganz klären wird man den Ursprungsort der sogenannten „Liebesknoten“ nicht können. Fakt ist aber, dass sie hier wie dort hervorragend schmecken!

Tortelloni mit Parmigiano
Tortelloni mit Spinat-Ricottafüllung werden ganz einfach zubereitet

Wie man sie denn richtig zubereitet, sagt einem gern die „Mamma“ auf dem Mercato Albinelli. „Einfach mit geschmolzener Butter oder Olivenöl übergießen und ganz viel Parmigiano drüber“, hat sie mir erklärt. Und sie hatte Recht – so schmecken sowohl die kleinen Tortellini als auch die großen Tortelloni am besten. Aber auch wenn man nicht unbedingt Tortellini kaufen will, lohnt sich auf alle Fälle ein Abstecher auf den Markt. Die Markthalle erinnert ein wenig an Jugendstilarchitektur und in ihr herrscht jenes laute, lustige Treiben, wie man es nur auf italienischen Märkten findet.

Markt in Modena
Am Markt gibt´s wunderbare Leckereien

Dort kann man übrigens auch den berühmtesten Schatz Modenas kaufen: den Balsamicoessig. Für einen echten und alten Aceto Balsamico di Modena muss man schon tief in die Tasche greifen, aber es lohnt sich! Man will dann eigentlich nie mehr etwas anderes über seinen Insalata oder den Käse haben.

Falls du dich jetzt fragst, ob man in Modena auch noch etwas anderes machen kann als sich den Bauch vollschlagen: ja klar! Der Ort war früher Herzogtum und hat daher ein paar schmucke Gebäude aufzuweisen. Der Palazzo Ducale etwa ist ein gigantischer Palast, welcher der Familie Este als Wohnsitz diente. Bis heute ist dort die Accademia Militare untergebracht. Der Garten kann besichtigt werden. Oder man nimmt bei einem Aperol einfach vor dem Palazzo Platz und erfreut sich am Anblick dessen.

Modena Palazzo Ducale
Ein Ausschnitt des pompösen Palazzos

Wunderschön anzusehen ist auch die Piazza Grande. Auf diesem Platz steht der romanische Dom San Geminiano mit seinem Kirchturm Ghirlandina, der das Wahrzeichen von Modena darstellt. Mir hat besonders die Krypta, deren Abgang von Löwen gesäumt wird, sehr gut gefallen.

Die Piazza Grande in Modena
Der große, zentrale Platz in Modena

Auf der Piazza Grande gibt es dann auch noch einen Palazzo, der Palazzo Comunale heißt. Das Erdgeschoss ist von für die Region so typischen Arkaden (Portici) durchzogen, während in der Mitte des Palazzos ein kleiner Glockenturm angebracht ist. Die steinerne Bank für dem Palazzo sollte man keinesfalls achtlos passieren, denn dabei handelt es sich um die historisch interessante „Pietra Ringadora„. Dieser Stein diente nicht nur als Rednerpult für Ansprachen, sondern auch als Bußstein für Verbrecher sowie als Leichenbahre für Ertrunkene.

Pietra Ringadora in Modena - Stein auf der Piazza Grande
Die Pietra Ringadora – ein Stück Geschichte

Die anfangs bereits erwähnte Via Aemilia, die der Region ihren Namen gibt, führt übrigens direkt durch Modena hindurch. Heute heißt sie Via Emilia und ist die Hauptstraße im Zentrum der Stadt. Und obwohl hier sehr viele Leute auf Fahrrädern unterwegs sind, sind hier auch zwei bedeutende Automarken beheimatet: Ferrari und Lamborghini. Im Enzo Ferrari Museum darf man sich den schnellen Luxusschlitten einmal ganz nahe fühlen, auch wenn man selbst vermutlich nie mit einem solchen durch die Emilia-Romagna fährt.

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  • Ganz in der Nähe liegt Spilamberto, wo grandioser Parmigiano Reggiano hergestellt wird. Elena von Verliebt in Italien war bei der Produktion dabei 
Via Emilia in Modena
Die Via Emilia ist eine beliebte Einkaufsstraße

Parma

Habe ich schon erwähnt, dass die Emilia-Romagna Essen als irre wichtig bewertet? Falls man es noch nicht bemerkt hat, wird man hier in Parma an jeder Ecke genau darauf hingewiesen. Man kommt nicht darum herum. Wie auch, wenn einen aus jeder Auslage der Parmaschinken Prosciutto di Parma und Käse anlacht.

Parmigiano Werbung Parma
Parmigiano – Reklamen zieren in Parma sogar die Baustellen

Bei uns unter dem Namen Parmesan bekannt, ist der Parmigiano Reggiano seit 1955 mit dem DOP-Siegel geschützt. Echter Parmesan kommt also nur von hier. Produziert wird er schon lange, nämlich nachweislich seit über 800 Jahren. Und weil die Italiener wissen, welch grandiosen Käse sie produzieren, futtern sie 80% der Produktion selber.

Um sich die rauf gefutterten Kalorien wieder runter zu marschieren, eignet sich ein Stadtspaziergang durch Parma. Dabei sollte man unbedingt die Piazza Duomo besuchen. Hier befinden sich nämlich zwei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Parmas: der Dom sowie das Baptisterium. Allein der Anblick des Doms mit seinem romanischen Eingangsportal ist beeindruckend, doch innen werden Freunde sakraler Kunst sprachlos. Er ist voller bunter und eindrucksvoller Fresken, sowohl an der Decke als auch an den Wänden und in den Seitenaltären.

Der Glockenturm des Doms und das Baptisterium in Parma
Der Glockenturm des Doms und das Baptisterium

Gleich daneben befindet sich das Battisterio San Giovanni: ein Turm aus dem rosa Veroneser Marmor, gebaut im 13. Jahrhundert. Es erstreckt sich über sechs Ebenen und zeigt in jeder Ebene biblische Szenen in Form von Fresken. Während der Eintritt in den Dom kostenlos ist, zahlt man hier 8 Euro Eintritt. Lohnenswert ist es allemal.

Baptisterium in Parma
Die Architektur des Bauwerks ist erstaunlich

Beim Schlendern durch die Gassen der Altstadt kommt man am Palazzo della Pilotta nicht vorbei. Dieser riesige, beinahe plump wirkende Festungsbau, beherbergt einige Museen wie die Galleria Nazionale di Parma oder das Archäologische Museum. Wer Zeit und Muße hat, sollte sich hier auch unbedingt in die Biblioteca Palatina setzen. Nach einer Registrierung dürfen hier auch Nicht-Studenten lesen oder am Laptop arbeiten, und das im altehrwürdigen Lesesaal. Harry Potter-Feeling auf italienisch irgendwie.

Palazzo Pilotta in Parma
Der plump wirkende Palazzo della Pilotta

Wer noch nicht genug vom Spazierengehen hat, kann noch einen Abstecher in den Parco Ducale machen. Dieser öffentliche Park, der einst den Herzögen gehörte, bietet weitläufige Grünflächen sowie einen hübschen Teich. Wer noch mehr schöne Fresken sehen will, sollte einen Besuch im dazugehörigen Schloss in Erwägung ziehen.

Auch die Piazza Garibaldi sollte man einmal gesehen haben. Hier reihen sich mehrere Herrenhäuser aneinander und geben eine Vorstellung vom adeligen, alten Parma. In der Strada Cavour kann man sich dann endlich mal wieder einen Café genehmigen und auch nach Lust und Laune shoppen.

Piazza Garibaldi in Parma
Wenn man sich umsieht, entdeckt man außergewöhnliche Gebäude
Weitere Artikel über Parma

Piacenza

Im äußersten Nordwesten von Emilia-Romagna liegt Piacenza. Obwohl sie Provinzhauptstadt und mit über 100.000 Einwohnern gar nicht mal so klein ist, kennt die Stadt fast niemand. Das sollte sich aber unbedingt ändern!

Lange Zeit residierte die adelige Familie Farnese hier. Doch nach deren Wechsel nach Parma war Piacenza nie mehr Residenzstadt, sondern nur mehr Heimat vieler wohlhabender Familien. Diese sorgten dafür, dass wir heute viele schöne Wohnhäuser in der Stadt bewundern können.

Die wichtigste Straße in der Altstadt ist die Via XX Settembre. Diese verbindet die Piazza dei Cavalli mit der Kathedrale und beherbergt viele Geschäfte und Cafés. Es ist eine Freunde, hier durchzuschlendern. Auf alle Fälle sollte man den Blick ab und zu hinauf richten, um keinen lieblichen Balkon und keine schöne Fassade zu verpassen.

Balkon in Piacenza
Unbedingt nach oben sehen!

Doch besonders der Beginn und das Ende der Via XX Settembre sind interessant. Die Cattedrale di Piacenza ist nicht bloß eine Kirche, sondern kunsthistorisch extrem bedeutsam. Erbaut wurde sie im 12. Jahrhundert. Der Maler Guercino, dessen Bilder unter anderem Goethe auf seiner Italienreise bewundernswert fand, ist für viele der faszinierenden Fresken verantwortlich. Fachleute meinen, diese Cattedrale sei nicht nur die größte romanische Kirche ganz Norditaliens, sondern auch eine der schönsten. Auch von mir gibt es eine klare Empfehlung für einen Blick hier herein! Das dazugehörige Museum kann man dann auch noch besuchen, wenn man Lust hat.

Dom von Piacenza
Der Dom von Piacenza – hier hat sich Guercino ausgetobt

Am anderen Ende der Via XX Settembre befindet sich die Piazza dei Cavalli, die mit ihren zwei Reiterstandbildern der Herzöge Farnese Namensgeber des Platzes ist. Diese hat der Künstler Mocchi um 1620 geschaffen. Dieser Ort wäre aber nur halb so schön, wäre da nicht der Palazzo Gotico. Dieser Palast weist im Erdgeschoss einen Arkadensockel aus Marmor aus, und man kann durch durchgehende, parallele Laubengänge spazieren. Auch hier schließe ich mich der Meinung an, dass dies einer der schönsten kommunalen Paläste ist.

Piazza und Palazzo in Piacenza
Das historische Stadtbild hat mich mit seiner Schönheit richtig überrascht

Das ist aber noch nicht alles. Piacenza weist viele sehenswerte Kirchen auf. Die meiner Meinung nach schönste ist die Chiesa di San Savino, ein paar Schritte außerhalb der Fußgängerzone. Den Innenraum schmücken schwarz-weiße Mosaikböden mit Tierabbildungen. Der Effekt, wenn man hier durch geht, ist einzigartig. In der Krypta gibt es dann noch weitere Mosaike zu bestaunen.

Kirche San Savino in Piacenza
Solch ein Mosaik sieht man in einem katholischen Gotteshaus auch nicht oft

Unbedingt ansehen sollte man sich auch den Palazzo Farnese. Dabei handelt es sich wieder einmal um einen monströsen Bau, den man selbst mit Weitwinkelobjektiv nur schwer auf´s Bild kriegt. Früher diente er als Schloss für die Adelsfamilie, heute ist er ein Museum. Das Museo Civici ist in ihm untergebracht, genauso wie die Kutschensammlung der Herzogsfamilie, aber auch antike Ausgrabungen werden gezeigt.

Palazzo Farnese in Piacenza
Der Palazzo ist schon ein beeindruckendes Gebäude

Ich kann meine Begeisterung für Piacenza nur schwer zurückhalten. Es ist einfach ein sehr authentisches Städtchen mit wenigen Touristen. Die Straßen sind unaufgeregt, aber hübsch anzusehen, das Tempo ist gemütlich, man isst hier gut und günstig. Der nördliche Zipfel der Emilia-Romagna sollte also unbedingt auf jeder Reiseliste stehen!

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Ferrara

Es ist wohl ein Zufall, dass sowohl Ferrara als auch Fahrrad mit F beginnen, aber zusammen gehören tun sie auf jeden Fall. Die Innenstadt ist autofrei, was aber nicht heißt, dass sie verkehrsberuhigt ist. Hunderte von Drahteseln schieben sich hier stündlich durch die Straßen. Die Zahlen sagen, dass das Rad als Transportmittel hier genauso beliebt ist wie in Amsterdam. Angesichts der Ausweichmanöver, die ich da wie dort machen musste, stimmt das sicher 😀 .

Fahrradfahren in Städten der Emilia-Romagna
Die belebte und viel befahrene Innenstadt

Doch Ferrara ist nicht nur bezüglich der Radaffinität etwas Besonderes in Italien, sondern auch im Hinblick auf die Geschichte der Stadt. Sie ist nämlich eine der ganz wenigen großen Städte, die nicht römischen Ursprungs sind. Sie wurde erst im Mittelalter gegründet und gebaut.

Und dennoch mangelt es der Stadt nicht an Sehenswürdigkeiten. Ganz im Gegenteil! Ferrara hat sehr reizende Plätze und Türme. Darunter sind etwa der Torre dell´Orologio oder der T. del Vittoria. Die Piazza Trento e Trieste ist ein langgezogener, großer Platz an der Längsseite der Kathedrale, an dem sich alles und jeder tummelt.

Glockenturm in Ferrara
Mittelalterliche Türme findet man hier häufig

Auf alle gesehen haben sollte man die Via delle Volte, die älteste Straße der Stadt. Ich war am frühen Morgen dort unterwegs. Wären nicht hin und wieder Stromleitungen, könnte man sich wirklich ins Mittelalter zurückversetzt fühlen.

Via delle Volte in Ferrara
Die historische Via delle Volte

Das absolute Schmuckstück im Zentrum ist natürlich das Castello Estense. Es ist das bisher das hübscheste Schloss, dass ich in der Emilia-Romagna gesehen habe. Der imposante Bau ist von einem Wassergraben umgeben, den man über eine der Zugbrücken überwindet. Gebaut wurde das Castello im 14. Jahrhundert und diente als Heimat und Sitz der Familie d´Este. Lucrezia Borgia zum Beispiel wohnte hier. Die Tochter des umtriebigen Papstes war hier mit dem Herzog Alfonso I. verheiratet, starb aber jung. Wer sich alle Gemäuer ansehen will, sollte genügend Zeit einplanen: verschiedene herzögliche Säle, Turmzimmer, die Kapelle, die Loggia, das Verlies und die Küchen gibt es zu besichtigen.

Das Castello von Ferrara
Das Castello im Zentrum

Dem noch nicht genug, kann man auch noch in etlichen Museen sein Wissen erweitern. Um den Rahmen hier nicht zu sprengen, möchte ich nur die wichtigsten erwähnen. Im Palazzo dei Diamanti findet man bedeutende klassische Kunstwerke, wobei schon alleine die Fassade des Gebäudes sehenswert ist. Das Archäologiemuseum ist wohl selbsterklärend, im Museum der Kathedrale gibt es sakrale Schätze zu bestaunen und der Palazzo Schifanoia beherbergt ägyptische und griechisch-römische Kunstwerke sowie eine bedeutende Münzsammlung.

Wem also in Ferrara langweilig wird, der ist wohl selber schuld.

Castello Estense in Ferrara
Der Wassergraben des Castello Estense
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Die folgenden Städte der Emilia-Romagna habe ich leider noch nicht besucht und kenne sie nur vom Vorbeifahren. Ich möchte sie dennoch nicht unerwähnt lassen, zumal sie sicher sehr sehenswert sind.

Ravenna

Ravenna ist die nördlichste Stadt der Romagna und befindet ganz in der Nähe zur Adria. Früher lag sie tatsächlich am Meer, durch Verlandungen sind nun aber etwa 9 Kilometer dazwischen. Die Stadt blickt überhaupt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Sie war einst römische Kaiserstadt, dann gehörte sie mal zum Kirchenstaat, später zu Venedig.

Ihre lange Geschichte wird in Ravenna durchaus sichtbar. Neben vielen Kirchen und Museen gibt es noch sieben alte Stadttore. Die Piazza del Popolo ist gesäumt von historischen Gebäuden, unter anderem den Palazetto Veneziano. Und nicht nur Pisa hat einen schiefen Turm, sondern auch Ravenna: den Torre Comunale.

Ganz besonders interessant ist die Tatsache, dass sich in Ravenna acht Gebäude aus dem 5. und 6. Jahrhundert finden lassen. Diese Kirchen, Mausoleen und Baptisterien gehören mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie sind teilweise mit alten, bedeutenden Mosaiken geschmückt und erzählen von einer Zeit, die wir so normalerweise nicht zu Gesicht bekommen.

Ravenna hat aber noch eine Besonderheit zu bieten: nach seiner Flucht aus Florenz fand Dante Alighieri hier sein Exil. Er schrieb hier seine Göttliche Komödie fertig und verstarb dann 1321. Daher findet man hier nicht nur ein Theater, das nach ihm benannt ist, sondern auch sein Grabmal.

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Cesena

Südlich von Ravenna – ebenfalls in der Romagna – am Fuße des Apennins liegt Cesena. Die Stadt hat etwa 100.000 Einwohner. Ein spannendes Detail ist, dass ganze drei Päpste von hier stammen, und alles Pius’se (Pius VI, Pius VII und Pius VIII). Deshalb nennt man sie auch „Stadt der drei Päpste“.

Ein besonderer Blickfang Cesenas muss die Rocca Malatestiana sein, eine Burg, die nach der damaligen Herrscherfamilie benannt wurde. Hierin findet sich auch eine beachtliche Bibliothek, die die einzige Renaisassance-Bibliothek der Welt sein soll, die bis heute unverändert ist.


Nützliche Reisetipps für die Region

Anreise in die Emilia-Romagna

Zur Anreise in die Emilia-Romagna gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Wer von weiter her kommt, kann das Flugzeug nehmen. Bologna verfügt über einen internationalen Flughafen. Dieser ist allerdings weniger frequentiert als jener in Florenz. Daher kann geschickter sein, dorthin zu fliegen und dann mit dem Zug oder Mietwagen in die Emilia-Romagna zu fahren. Ansonsten wären auch die Flughäfen in Verona, Mailand oder Venedig ein günstiger Ausgangsort.

Eine noch viel bessere – weil umweltfreundlichere – Möglichkeit ist die Anreise mit dem Zug oder Fernbus. Mit dem Flixbus etwa ist man von Graz aus in ca. 6 Stunden in Bologna, von München aus mit dem Zug über Innsbruck in etwa 7 1/2 Stunden. Der Nachtzug fährt über Salzburg und braucht etwas länger, dafür vergeht die Zeit im Schlaf.

Relativ einfach ist auch die Anreise mit dem Auto. Bis Modena verläuft die Brennerautobahn A22, die Tirol mit dem Süden verbindet. Die Stadt liegt aber gemeinsam mit Piacenza und Parma auch an der A1, die Mailand mit Neapel verbindet. Ferrara und Bologna wiederum liegen direkt an der A13, die von Padua aus südwärts verläuft. Wer also von Kärnten hinunter fährt, erreicht Bologna direkt über die Autobahn.

Cesena ist ganz in der Nähe der A14, die südwärts Richtung Apulien verläuft. Bis auf Ravenna, das über eine Schnellstraße zu erreichen ist, liegen also alle Städte in der Emilia-Romagna an der Autobahn und sind daher schnell und bequem erreichbar.

Verbindungen zwischen den Städten

Eines muss man Italien lassen: es gibt ein gutes öffentliches Verkehrsnetz. So sind auch alle oben genannten Städte der Emilia-Romagna an das Zugnetz angebunden und bequem zu erreichen. Während meiner italienischen Reise bin ich auf genau diese Weise zwischen den Städten gereist. Der Vorteil davon ist, dass man bequem und günstig von A nach B kommt. Wie einfach, gut und günstig Zugfahren in Italien ist, hat Ilona von Wandernd in ihrem Beitrag zusammengefasst.

Natürlich ist auch das Autofahren kein Problem. Alle Städte liegen – wie oben erwähnt – gut ans Autobahn- bzw. Schnellstraßennetz angebunden. Man kommt mit eigenem Auto oder Mietwagen also unproblematisch in die wichtigsten Ecken der Emilia-Romagna.

Die Fahrzeit zwischen Piacenza und Cesena – also westlichster und östlichster Stadt in der Region, beträgt sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug um die 2 1/2 bis 3 Stunden. Wenn du also eine Emilia-Romagna Rundreise planst, darfst du dir gerne Zeit lassen! Und die brauchst du bei dem vielen Leckereien auch 😉 .

Radfahren in der Emilia-Romagna

Die Emilia-Romagna ist ein italienischer Spezialfall, was die Benutzung von Fahrrädern angeht. Nirgendwo sonst ist das Radnetz so gut ausgebaut wie hier. Mit Ferrara führt man sogar die Spitze der Fahrradnutzung in ganz Italien an. Aber auch in Modena, Piacenza und Parma habe ich viele Radfahrer gesehen. Während man in anderen Gegenden noch müde darüber lächelt, bei kürzeren Strecken auf Motorisierung zu verzichten, ist man in der Emilia-Romagna schon weiter und macht genau das. Sehr vorbildlich, wie ich meine 🙂 .

Radfahren in der Emilia-Romagna
Drahtesel und die Emilia-Romagna: das gehört einfach zusammen!

Weitere Tipps und Links

Jessica von Yummy Travel hat viele Tipps für die Emilia-Romagna und die Marken zusammen getragen – dabei sehr viele kulinarische! Schau unbedingt mal rein!

Ich selbst habe die Emilia-Romagna schon drei mal besucht: einmal auf der Durchreise in die Cinque Terre, auf dem Weg von Venedig nach Rom wie auch von Siena nach Mailand auf meiner großen Italienreise 2018. 

Warst du schon mal in einer der oben genannten Städte in der Emilia-Romagna? Oder in einer anderen, die du noch empfehlen kannst? Ich freue mich über deine Anregungen in den Kommentaren 🙂 .


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6 thoughts on “Städte der Emilia-Romagna: Bologna, Modena, Parma und Co.”

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