Goethes italienische Reise nachgereist – Etappe 7: von Siena nach Mailand
Wie schnell die Zeit vergeht, bemerkt man ja meistens zum Schluss einer Reise, oder? Zumindest war es diesmal bei mir auch wieder so. Die siebente und letzte Etappe meiner „Auch ich in Italien“- Tour war gekommen, und sie führte mich von Siena nach Mailand. In diesen letzen sieben Tagen drehten sich meine Gedanken zwar schon vermehrt um die Rückkehr nach Hause, dennoch konnte ich noch richtig interessante Eindrücke sammeln und nette Menschen kennen lernen.
Auf Goethes Spuren von Siena nach Mailand
Leider hat Goethe nach seinem zweiten Besuch in Rom aufgehört, Notizen zu machen, und so ist seine Heimreise nicht dokumentiert. Es ist zwar bekannt, welche Route er genommen hat – an der ich mich orientieren konnte – doch seine Gedanken zu diesen Abschnitt hat er nicht zu Papier gebracht. Das ist sehr schade, da ich gerne gewusst hätte, wie es ihm angesichts der bevorstehenden Wiederkehr gegangen ist.
Nun gut, ich musste mich also ganz ohne seine Anleitung und Führung in den Norden begeben. Dabei führte mich mein Weg zuerst nach Bologna, anschließend nach Modena, Parma und Piacenza, und zum Abschluss nach Mailand. Ich lasse es mir jedenfalls nicht nehmen, dir von meinen Erlebnissen zu berichten 🙂 .
Aufbruch aus Siena
Diese Etappe von Siena nach Mailand startete denkbar schwierig, da ich angesichts meiner immer stärker werdenden Erkältung Angst hatte, die letzte Woche im Bett verbringen zu müssen. Das wäre sehr schade gewesen, und obwohl ich wirklich kein Fan davon bin, eine Krankheit weg zu medikamentieren, so führte mich mein Weg jetzt doch in eine Apotheke. Denn nach einer fast schlaflosen Hustennacht brauchte ich etwas, um die letzten Tage halbwegs unbeschadet zu überstehen.
Ich entschloss mich auch, den geplanten Abstecher in Florenz ausfallen zu lassen, um mich ein wenig zu schonen. So saß ich nun also im Zug nach Bologna, und war bereits nach der ersten Lutschtablette begeistert von deren Wirkung. Die tauben Finger nahm ich in Kauf, denn der Husten und das Kratzen war verschwunden. Ich hatte von der Apothekerin ein offenbar starkes, aber wirksames Zeug erhalten.
Bologna
Da es also gesundheitlich etwas bergauf ging, und ich mehr Lust auf Essen denn auf Sightseeing hatte, entschloss ich mich, eine ganz besondere Attraktion in Bologna zu besuchen: die Fico Eataly World. Ich war davon so begeistert, dass es hierzu noch einen eigenen Artikel geben wird! Aber um es mal kurz zusammen zu fassen: es ist wie ein Disneyland für italienisches Essen und Trinken. Ich hab mich durch die verschiedensten Spezialitäten gekostet und ging am Ende vollgefuttert und ärmer, aber sehr glücklich wieder raus.
Am nächsten Vormittag bestieg ich gemeinsam mit zwei Zimmerkolleginnen aus dem Hostel noch den Torre dei Asinelli. Das ist der größere der berühmten Zwillingstürme in Bologna. Der Aufstieg ist echt nicht ganz ohne, aber oben erwartet einen die wohl beste Aussicht über die Stadt, die man sich vorstellen kann. Danach ging es schön langsam in Richtung Bahnhof, aber nicht, ohne mir auf dem Markt noch ein paar fruchtige Leckereien zu kaufen. Jetzt weiß ich auch, warum Bologna auch „la grassa“, also „die Fette“ genannt wird 😉 .
Modena
Auf meiner Reise von Siena nach Mailand besuchte ich auch Modena. Die Stadt liegt etwa eine halbe Stunde weiter nördlich von Bologna und ist vor allem für zwei Dinge bekannt: Balsamico und Ferrari. Beides stand aber weder auf meiner Sightseeing- noch Einkaufsliste, und daher konzentrierte ich mich eher auf die Stadt selbst.
Modena ist ein liebliches Städtchen, hübsch herausgeputzt und voller großer Gebäude, die furchtbar schwer auf ein Foto zu kriegen sind (selbst mit 24mm Brennweite). Ich spazierte also durch die Altstadt, vorbei am Dom und der Piazza Grande. Danach schlenderte ich weiter zum Palazzo dei Musei und in den Parco Novi Sad, vorbei am Palazzo Ducale und durch die Altstadtgassen. Die Nähe zu Bologna ist speziell an den vielen Portici – den Arkadengängen – ersichtlich, aber auch an den kulinarischen Spezialitäten.
Am besten gefallen hat mir in Modena der „Mercato Albinelli„, ein lokaler Markt, den ich am Morgen des nächsten Tages besucht habe. Dort hab ich mir dann auch gleich alles für´s Abendessen gekauft und mir von der Verkäuferin der handgemachten Tortelloni erklären lassen, wie ich sie denn am besten zubereite.
Parma
Mit Vorfreude auf das Abendessen ging es für mich dann weiter in die nächste kulinarische Stadt: Parma. Mit dem Prosciutto hab ich es als Vegetarierin ja nicht so, dafür aber umso mehr mit dem Parmigiano. Ich schaute also beim Schaukochen vor dem Rathaus zu und lernte etwas über die einfache Küche der Emilia-Romagna.
Danach zog es mich ein wenig durch die Gassen bis hin zum Dom und dem imposanten Baptisterium. Bald war es aber auch schon vorbei mit dem Sightseeing draußen, denn es begann zu regnen. So nutzte ich diese Gelegenheit, um mich in die alte, wunderschöne „Biblioteca Paladina“ zu setzen und dort ein wenig am Laptop zu arbeiten. Ich muss schon sagen, in so einer Umgebung würde ich gerne jeden meiner Blogartikel schreiben 😉 .
Am Abend war es dann endlich soweit: ich bereitete mir mein Abendessen mit den Zutaten vom Markt zu und war einfach nur glücklich, in dieser kulinarisch bedeutsamen Region gelandet zu sein. In Italien geht eben Kultur auch durch den Magen 🙂 .
Piacenza
Den Tag darauf machte ich einen Ausflug nach Piacenza, der nördlichsten Provinzstadt der Emilia-Romagna. Noch nie gehört davon? Ich vor der Planung für diese Reise auch nicht! Dabei ist diese Stadt ein wahres Schmuckstück, das ganz unaufgeregt mit wunderschönen Kirchen und Palazzi trumpft.
Ob die Chiesa San Savino mit ihren wunderschönen Mosaiken oder der Dom mit den Fresken des berühmten Malers Guercino, zu bestaunen gibt es genug. Auch die Piazza Cavalli mit den Reiterskulpturen und dem Palazzo Gotico ist sehenswert, und ein Abstecher zum Palazzo Farnese lohnt sich ebenfalls. Leider schloss das Museum gerade, als ich mir vornahm, es zu besuchen, um auch das Innere des großes Palastes zu sehen.
So flanierte ich einfach noch ein wenig durch die Straßen und mir kam einmal mehr in den Sinn, wie schön Italien eigentlich auch an den unbekannten Plätzen ist. Solltest du also einmal von einer südlicheren Stadt wie Siena nach Mailand unterwegs sein, plane hier auf alle Fälle einen Abstecher ein!
Mailand
Und so flogen die Tage dahin, bis ich schlussendlich an meiner letzten Station der acht Wochen langen Reise angelangt war: Mailand. Zunächst hatte ich Angst, dass ich es aufgrund der vielen zwiespältigen Gedanken bezüglich meiner Heimreise nicht genießen werde können, doch Mailand ist faszinierend genug, um mich abzulenken und zu begeistern.
Rund um den Mailänder Dom
Mein erster Weg führte mich auf das wohl imposanteste Gebäude der Stadt: den Dom. Zum Glück muten sich viele Personen die Stufen auf das Dach nicht zu, und so war ich ohne große Wartezeit schon oben auf der Kirche. Nicht nur die Aussicht ist grandios, sondern auch das Dach an sich. Hier oben kann man die vielen gotischen Verschnörkelungen und Elemente wunderbar begutachten und darüber staunen, wie stolz die Steinfiguren über der Stadt wachen. Außerdem ließ ich hier in Ruhe nochmal die letzten Reisetage von Siena nach Mailand revue passieren.
Innen dagegen wirkt der Dom etwas düster und nicht so verspielt wie von außen. Dennoch hat es etwas Besonderes, durch das riesige Kirchenschiff vorbei an den dicken Säulen zu schlendern. In der Apsis bezaubern große, bunte Glasfenster, die aus tausenden kleinen Einzelteilen bestehen.
Natürlich durfte auch ein Spaziergang durch die wohl nobelste Einkaufsgalerie Italiens nicht fehlen. Die „Galleria Vittorio Emanuele II“ ist ein wunderschönes, aber sehr teures Pflaster, das mir allerhöchstens als Durchgang dient.
Naviglio
Den Abend verbrachte ich im Viertel Naviglio, in dem die alten Kanäle von damals noch fließen. Hier ist es nicht nur günstig zum Essen und Trinken, sondern man darf sich auch von der einmaligen Kulisse begeistern lassen, die wohl ein wenig an Amsterdam erinnert. Dort verabredete ich mich mit der deutschen Reisenden Simone. Wir hatten uns über die Couchsurfing-Plattform gefunden und da wir beide alleine unterwegs waren, bot sich ein gemeinsamer gemütlicher Abend an.
Der Monumente-Friedhof
Am nächsten Morgen verbrachte ich viele Stunden am „Cimitero Monumentale„, einem der schönsten Friedhöfe Italiens. Der Grund, warum er so besonders ist, liegt in der Grabgestaltung. Denn die ist alles andere als gewöhnlich. Zum einen befinden sich hier unzählige pompöse oder interessant gestaltete Gruften, zum anderen kunstvolle Figuren und kreative Grabsteine auf den normalen Gräbern.
Durch den Friedhof zu spazieren, ist wie ein Ausflug in ein Kunstmuseum. Auf verschiedenste Art und Weise, mittels unterschiedlichster Materialien wird hier an die Verstorbenen erinnert. Sei es durch Heiligenfiguren und Engeln, durch Hinweise auf den Beruf oder das Hobby der Toten, oder durch das Zur-Schau-stellen des Reichtums der Familie – man darf sich umsehen und staunen.
Ein Spaziergang durch die Stadt
Um ein wenig mehr von Mailand zu erfahren und meinen letzten Tag hier noch zu nutzen, nahm ich an einer Free-Walking-Tour teil. Hierbei wurden uns nicht nur besonders schöne und interessante Plätze gezeigt, sondern wir erhielten auch umfassende Informationen dazu. Und so führte der Weg vom Dom in Richtung Kunstuniversität und botanischen Garten, weiter durch das Viertel Brera zum Castello Sforzesco, und anschließend über die älteste Kirche Mailands (Sant´Ambrogio) nach Naviglio.
Dort angekommen, führte uns unser Guide in die hinteren Gässchen, wo sich wunderschöne Innenhöfe befinden und auch die alte Waschstraße war. An einem schmalen Seitenkanal in der „Vicolo Privato Lavandai“ findet man auch noch heute die Betonrumpeln, an denen die Leute früher ihre Wäsche gewaschen haben. Anschließend gab´s noch ein gemeinsames Abschlussgetränk in einer der unzähligen Bars und Weinschenken des Viertels.
Abschiedsfeier
Nun war mein letzter Abend angebrochen. Da ich ihn nicht alleine verbringen wollte, schloss ich mich wieder Simone an, die auch noch ein Münchner Pärchen aufgegabelt hatte. So gab´s also zum Abschied ein echtes Risotto Milanese und danach Wein im Überfluss. So fand also mein mit Angst, aber auch Vorfreude herbeigesehntes Ende der Reise eine wirklich tolle Abschiedsfeier in sehr netter Gesellschaft, bevor ich am nächsten Morgen schon im Zug Richtung Heimat saß.
Italienische Reise von Siena nach Mailand – Fazit
Das Ende der langen Italienreise vor Augen, ein Auge lachend, eines weinend – so lässt sich mein Gefühlszustand in diesen letzten 7 Tagen treffend beschreiben. Mir wurde schwer ums Herz beim Gedanken daran, Italien wieder verlassen zu müssen, und dennoch freute ich mich sehr auf zuhause und meine Lieben.
Das wichtigste war mir in diesem Gefühlschaos aber, die verbleibende Zeit noch richtig zu genießen. Wenn ich so zurückblicke, ist mir das auch recht gut gelungen. Ich habe auf dieser letzten Etappe von Siena nach Mailand ausgezeichnet gegessen und mich durch bezaubernde Städte treiben lassen. Meine anfängliche Erkältung hat sich Dank der Monstermedikation aus der Apotheke verflüchtigt und ich habe zum Schluss auch mit Couchsurfing noch meinen Frieden gefunden. Denn auch wenn es mit einer Übernachtung auf dieser Reise nie geklappt hat, so habe ich dadurch trotzdem nette Menschen kennengelernt.
Nun, das war der letzter Etappenbericht meiner Goethe-Reise durch Italien. Aber falls du mit Begeisterung virtuell mit dabei warst, kann ich dich beruhigen: es gibt bald noch einen umfassenden Abschlussartikel darüber, und ich hau auch schon ordentlich in die Tasten, damit es bald die ganze Geschichte an einem Stück zu lesen gibt 😉 . Außerdem gibt´s noch ganz viele Berichte über die verschiedenen einzelnen Stationen, die nur noch darauf warten, veröffentlicht zu werden.
Psychologische Effekte der siebenten Etappe
Dabei konnte ich mich verlieren: Der Gedanke daran, dass ich bald nicht mehr in Italien sein werde, hat mich schon sehr traurig gemacht. Ich wusste, dass ich dieses wunderschöne Land sehr vermissen werde.
Da hab ich mich selbst gefunden: Auf den Mailänder Dom hinaufzugehen, war definitiv eine gute Idee. Hier konnte ich nicht nur den Blick, sondern auch die Gedanken schweifen lassen, meine Gefühle ein wenig ordnen und mich richtig an dem großen Abenteuer erfreuen, welches ich in den letzten acht Wochen erlebt habe.
Besonders intensiver Eindruck: Die Geschmacksexplosionen beim kulinarischen Genuss in der Emilia-Romagna. Ob in der Fico Eataly World oder die Tortelloni vom Markt, der Käse aus Parma oder die süßen Delikatessen aus den Bäckereien: ich könnte mich durch die Region durchfuttern, so lecker ist es hier!
Lernerfahrung für mich: Wenn ich stets das tue, wonach mir gerade ist, fühle ich mich erfüllt und glücklich.
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Reisevorbereitung für ein Abenteuer – in 8 Wochen quer durch Italien
Valle di Santa Lucia in Torbole – historisch wandern am Gardasee
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Goethes italienische Reise nachgereist – Etappe 5: Sizilien
Goethes italienische Reise nachgereist – Etappe 6: Von Neapel nach Siena
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Das ist Barbara, eine reisesüchtige Psychologin. Sie liebt Sonne, Italien, gutes Essen und Wein. Und denkt gern über sich selbst und andere nach. Meistens mag sie sich ganz gern und plant ständig irgendwelche Reisen.