Goethes italienische Reise nachgereist – Etappe 2: Von Verona nach Venedig
Goethes italienische Reise Etappe 2 führte mich von Verona nach Venedig. Sie war etwas kürzer als die erste Etappe, aber nicht weniger aufregend. Was mich auf diesem Abschnitt von Goethes italienischer Reise erwartet hat und was ich alles gesehen und gemacht habe, erzähle ich dir nun.
Goethes italienische Reise Etappe 2 – Von Verona nach Venedig
Besonders gefreut hat mich, dass mich meine Freundin aus Verona in diesen Abschnitt hinein begleitet hat. Da ich an einem Sonntag von Verona abreiste, hatte sie Zeit, um den Weg nach Vicenza mit mir gemeinsam zu bestreiten. Das ist allerdings nicht ganz ohne Hoppala geschehen 😀 .
Der Weg von Verona nach Vicenza
Ein wunderschöner, aber auch etwas konfuser Tag war der, als ich mit meiner Freundin Annalisa die Gegend zwischen Verona und Vicenza erkundete. Wir beschlossen, etwas vom Weg abzukommen und einen Abstecher nach Soave zu machen, da dort einer meiner liebsten Weine herkommt und danach nach Thiene zu fahren, wo Goethe eine Villa besichtigt hatte.
Soave war wirklich ganz toll. Wir spazierten hinauf zum Schloss und drum herum, an den Weinreben und Olivenbäumen vorbei. Nachdem uns der Hunger bereits etwas plagte, kehrten wir in der “Enoteca Il Drago“ ein, wo wir in tollem Ambiente ausgezeichnet gegessen haben (ich hatte wirklich noch nie so gute Safranpasta!). Auf dem Weg von Verona nach Venedig kann man also schon mal einen Abstecher hierher rechtfertigen!
Anschließend kurvten wir über die Landstraße nach Thiene. Schlecht vorbereitet, wie wir waren, verriet mir ein Blick auf Wikipedia, dass Goethe in der Villa Thiene war, die in einem anderen Ort lag. Also kehrten wir um und fuhren nach Quinto Vicentino in die Villa Thiene.
Dort sahen wir uns das von der UNSECO unter Schutz stehende Haus an und staunten über die tolle, kleine Kunstausstellung. Anschließend fuhr mich Annalisa noch nach Vicenza, wo ich mich in meinem Hostel, das mehr einer Kaserne glich, einquartierte.
Vicenza
Der Morgen in Vicenza begann ja schon gut: Annalisa schrieb mir, dass uns da gestern wohl ein Missgeschick passiert ist, und Goethe sehr wohl in Thiene war. Die Info gibt’s aber nur auf der in italienisch gehaltenen Seite der Villa Beregane in Thiene, jene Villa, die der Schriftsteller tatsächlich besucht hat. Die Info auf Wikipedia war also falsch gewesen und ich stand vor der Umgestaltung meines Tagesplans.
Doch zunächst machte ich mich auf, den Parco Querini mit seinem schönen Pavillion zu besuchen, wie schon am Vorabend durch die Altstadt zu spazieren und auf den Monte Berico hinauf zu marschieren. Von dort hat man einen ganz tollen Blick auf die Stadt.
Vicenza und das Umland sind übrigens bekannt für ihren Architekten Palladio, der hier für den Großteil der schönen Gebäude mit den hohen Säulen zuständig war. Diese Bauten werden auch in Goethes italienischer Reise lobend erwähnt. Besonders die Piazza dei Signori mit der Basilica Palladiana ist wirklich toll und bietet mit den netten Cafés rundherum echten italienischen Piazzaflair.
Wer Palladio war und warum er so bedeutend war, kann man bei Ilona von wandernd.de nachlesen
Tja, und dann holte ich natürlich meinen Abstecher nach Thiene nach 😉 . Mit dem Zug etwa eine halbe Stunde entfernt, fuhr ich dorthin, um die besagte Villa Berengane zu besichtigen. Das Martyrium des Weges vom Bahnhof zu diesem Gebäude vergessen wir jetzt mal, ich zeig dir gleich das eindrucksvolle Ding.
Das wars dann aber auch schon, ich spazierte noch kurz durch Thiene selbst und machte mich dann wieder auf den Rückweg nach Vicenza.
Padua
In Padua blieb ich zwar nur ein paar Stunden, aber nicht, ohne sie sinnvoll zu nutzen. Goethe schrieb ja ziemlich abschätzig vom anatomischen Theater in der Universität, daher war ich einfach zu neugierig, was es damit auf sich hat. Am Weg von Verona nach Venedig entdeckt man ja so einiges, aber ein alter medizinischer Hörsaal ist dann doch etwas Besonderes.
Für einen Eintrittspreis von 7€ kann man in einer Führung die Aula der alten Universität und eben das anatomische Theater besichtigen. Dabei wird einiges über die Geschichte der Universität erzählt, und wie es zu dem außergewöhnlichen Konstrukt in der medizinischen Fakultät kam.
Da man leider keine Fotos davon machen darf, muss ich es euch beschreiben: beim anatomischen Theater handelt es sich um eine ellipsenförmige Stehtribühne mit 7 Etagen, von der aus die Studenten dem Sezieren der Leichen folgen konnten. Man kann es sich vom Aussehen her wie ein Kolosseum vorstellen. Ich fand es total spannend!
Dann schlenderte ich noch zum größten Platz Europas, dem Prato della Valle und anschließend über den Markt auf der Piazza delle Erbe. Bald ging meine Reise dann aber in eine meiner liebsten Städte weiter.
Auch für Padua hat Ilona von wandernd ganz tolle Tipps mitgebracht. Schau mal rein!
Venedig
Ich kann das Gefühl, das ich empfand, als ich mit dem Zug nach Venedig hinein fuhr und dann aus dem Bahnhof Santa Lucia trat, nicht wirklich beschreiben. Die Stadt war mein Highlight auf der Strecke von Verona nach Venedig. Ich war ergriffen, begeistert, glücklich. Schon interessant, was eine Stadt mit einem machen kann, oder? Ganz langsam, um auch keinen Moment hier durch Nicht-Genießen zu verschwenden, machte ich mich auf in mein Hostel, das um Welten besser war als das letzte in Vicenza.
Nach einer kurzen Rast warf ich mich aber schon wieder ins Getümmel. Ich spazierte durch die hintersten Gassen von Cannaregio, und setzte mich anschließend auf einen Steg beim Canal Grande, um den Vaporetti, den Gondeln und all den anderen Booten bei ihren lustigen Ausweichspielen zuzuschauen.
Danach suchte ich das Haus, in dem Goethe während seiner Zeit hier in Venedig wohnte. Das war bisher das einzige Mal, das ich ganz bewusst danach suchte. Aber da ich wusste, dass es dieses Haus mit dem Schild dran gibt, ich es in dem Labyrinth der venezianischen Gässchen aber vermutlich nie finden würde, ließ ich mich von Google Maps hinleiten. Und siehe da, an der Ponte Fuseri fand ich es. Ein schönes Haus, welches heute kein Hotel mehr ist, aber in der Auslage auffällige Kleider gezeigt werden.
Am nächsten Tag wollte ich unbedingt auf die Inseln, und machte mich daher mit dem Vaporetto auf den Weg auf die Friedhofsinsel San Michele, welche mir ausgesprochen gut gefallen hat. Auf Murano schaute ich den Glasbläsern zu und staunte über die vielen Kunstwerke in den Auslagen, und in Burano schlug mein laienhaftes Fotografenherz höher bei den vielen hübschen bunten Häuschen.
Goethe selbst kümmerte sich auf seiner italienischen Reise in Venedig ja mehr um die vielen Kunstwerke in den Kirchen und Museen, doch das hatte ich schon bei meinem letzten Besuch hier zum Karneval erledigt und daher nicht noch einmal gemacht.
Worauf ich aber sehr neugierig war, war der Lido. Goethe schwärmte davon und schrieb von seiner Begeisterung, das Meer zu sehen und stundenlang den Krabben zuzuschauen. Also fuhr ich am dritten Tag ebenfalls auf den Lido. Obwohl das Wetter sehr bescheiden war, hatte ich dort unglaubliche Glücksgefühle: das rauschende Meer, die Kreise ziehenden Möwen, die Millionen Muscheln, das unglaublich schöne Licht am Himmel – hätte es nicht zu regnen begonnen, wäre ich wohl den ganzen Tag hier geblieben.
Auf dem Rückweg beschloss ich, im Nieselregen noch ein wenig durch Castello zu schlendern, da ich dieses Viertel noch gar nicht kannte. Ich kam am Arsenal vorbei und an einigen Kirchen, und schließlich ging ich an der Mauer hinter dem Arsenal auf dem dort montierten Steg entlang. Unerwartet stieß ich auf eine kostenlose Kunstausstellung in einer alten Halle, die Arte Laguna Prize. Besonders die Fotos und Skulpturen der Ausstellung begeisterten mich.
Da der Regen am Nachmittag stärker wurde, nutzte ich die Zeit, um ein wenig zu schreiben und Fotos zu bearbeiten. Am Abend jedoch trieb es meine Zimmerkollegen und mich wieder raus, und wir verbrachten einen echt lustigen Abend in einer Bar am Campo Santa Margherita – Karaoke, Tanzen, und nächtliches Verlaufen inklusive 😀
Dann war meine Zeit in Venedig leider auch schon wieder vorbei – und ich verabschiedete mich mit schweren Herzen von der herrlichen Stadt. Mit diesem Abschied war auch das Ende der zweiten Etappe auf den Spuren von Goethes italienischen Reise verbunden, und der Weg führte mich weiter zu Etappe 3 in Richtung Rom über einige andere fantastische Städte.
Zweite Etappe von Goethes italienischer Reise – Fazit
So durchwachsen die zweite Etappe begann, so großartig endete sie. Ich war auf dieser Strecke von Verona nach Venedig wieder nicht immer einer Meinung mit Goethe (etwa was das anatomische Theater betrifft), aber teile seine Begeisterung für die Lagunenstadt Venedig absolut.
Ich kam auch auf dieser Etappe wieder etwas von der Strecke in seiner italienischen Reise ab, um meine eigenen Erfahrungen zu machen. Es stellte sich für mich auch heraus, dass das Bedürfnis nach Aktivitäten in der Natur immer größer wird, und mein Interesse an kulturellen Dingen stark nachlässt.
Als großes Geschenk sehe ich es an, so liebe Menschen kennen gelernt zu haben. Auch wenn Goethe die Anonymität der Großstadt Venedig genoss, so war ich doch ganz froh, mich in guter Gesellschaft zu befinden.
Meine Meinung zu den Städten auf dem Weg von Verona nach Venedig? Soave sollten alle Freunde des gepflegten (Wein)Genusses einmal besucht haben. Vicenza ist architektonisch interessant und sicher einen Tagesausflug wert, wenn man sich in der Gegend befindet. Von Thiene habe ich zu wenig gesehen, um mir wirklich eine fundierte Meinung bilden zu können. Padua ist toll und lohnt auf alle Fälle noch einmal einen weiteren Besuch. Venedig ist großartig und eine Stadt, die sich längst in mein Herz katapultiert hat.
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Psychologische Effekte der zweiten Etappe
Dabei konnte ich mich verlieren: Manchmal ärgere ich mich schon über meine mangelnde Detailplanung – denn das mit Thiene war reine Zeitverschwendung.
Da hab ich mich selbst gefunden: Ich muss nur Meer sehen und bin selig. Also die Zeit am Lido hat mich total geerdet.
Besonders intensiver Eindruck: Die Besichtigung des anatomischen Theaters in Padua war schon wirklich beeindruckend. Und auch der Besuch auf dem Friedhof San Michele, vor allem im alten protestantischen Teil.
Lernerfahrung für mich: Ich sollte vielleicht etwas besser im Vorfeld recherchieren. Und wenn es mir schlecht geht, einfach ans Meer fahren (ok, das wusste ich vorher auch schon 😉 ).
Drei wesentliche Gefühle dieser Reise: Freude, Ärger, Entscheidungswille
Das ist Barbara, eine reisesüchtige Psychologin. Sie liebt Sonne, Italien, gutes Essen und Wein. Und denkt gern über sich selbst und andere nach. Meistens mag sie sich ganz gern und plant ständig irgendwelche Reisen.