Goethes italienische Reise nachgereist – Etappe 6: Von Neapel nach Siena
Nun ist bereits die sechste von sieben Etappen meiner “Auch ich in Italien“ – Tour entlang der Route von Goethes italienischer Reise Geschichte und bereit, hier auf dem Blog erzählt zu werden. Die Reise führte mich hierbei von Sizilien zurück nach Neapel, und von Neapel nach Siena über Rom und Viterbo.
Auf Goethes Spuren – unterwegs von Neapel nach Siena
Diese lange Reise über 8 Wochen neigte sich mit der vorletzten Etappe von Neapel nach Siena schön langsam dem Ende zu. Das galt es zu realisieren und auch zu betrauern. Hatte ich vor Sizilien noch Heimweh, so wollte ich danach gar nicht mehr aufhören durch Italien zu reisen. Der Besuch meines Mannes in Neapel milderte die Sehnsucht, wir verbrachten ein paar wunderbare gemeinsame Tage in der Stadt, die mich schon beim ersten Besuch so begeistert hat.
Auch zum wiederholten Mal stand Rom auf dem Programm. Hier gab es ebenfalls ein erfreuliches Wiedersehen und auch neue Bekanntschaften. Mit der Weiterreise nach Viterbo und Siena musste ich mich dann aber endgültig der Tatsache stellen, dass es wieder heimwärts geht. Im Gegensatz zu Goethe fuhr ich hierbei aber mit meinen Aufzeichnungen fort. Von ihm ist nach Rom leider nichts mehr über die Reise selbst zu lesen, lediglich die Route ist bekannt.
Neapel
Nach einer recht unbequemen und auch ärgerlichen Anreise mit der Fähre nach Salerno und dem Zug nach Neapel, kam ich müde und total gerädert an. Zum Glück konnte ich das Zimmer sofort beziehen, mich duschen und ein wenig rasten. Dann machte ich mich auch schon auf den Weg zum Flughafen – nicht um fortzufliegen, sondern um Harry abzuholen.
Das Wiedersehen in Neapel war emotional, freudig und wunderschön. Und obwohl wir uns seit 6 Wochen nicht gesehen hatten, war es in dem Moment, als wäre ich nie weg gewesen. Verbundenheit ist schon was Tolles!
Jedenfalls verbrachten wir den ersten Tag damit, einfach durch Neapel zu spazieren, Pizza zu essen und uns auf der Piazza Bellini um 1€ Bier zu kaufen und das lustige Treiben um uns herum zu beobachten. Dieses abendliche Sitzen dort wurde an den folgenden Tagen regelrecht zum Ritual.
Pompeji und Vico Equense
Den zweiten Tag nutzten wir für einen Ausflug in das berühmte Pompeji. 79 n. Chr. von einem heftigen Vulkanausbruch des Vesuvs zerstört und in den letzten Jahrhunderten wieder ausgegraben, bildet es eine riesengroße Open-Air Sehenswürdigkeit. Den Menschenmassen nach zu urteilen eine allzu beliebte.
Wir kämpften uns also in der Schlange langsam vorwärts und bereuten es, kein Online-Ticket gebucht zu haben. Endlich drinnen, war es teilweise echt nervig, den vielen tausenden Menschen auszuweichen. Ich realisierte, dass mich diese Reise extrem verändert hatte: zu viele Touristen an einem Ort gehen mir mittlerweile auf die Nerven, und ich präferiere die Orte, an denen sich auch die Einheimischen aufhalten.
Nichts desto trotz ist Pompeji schon imposant. Sich das damalige Leben hier auszumalen, sich vorzustellen, dass dort, wo heute Blumen wachsen damals Menschen wohnten, hat schon etwas Spannendes. Dass der Vesuv in Sichtweite stolz herunterblickt, wirkt beinahe gemein, wenn man bedenkt, dass sein Ausbruch für den Tod vieler tausender Personen verantwortlich war.
Irgendwann wurde es uns aber zu heiß und wir beschlossen, an die sorrentinische Küste zu fahren, um ans Meer zu gelangen. Nun blieb der Zug aber nicht dort stehen, wo wir einen feinen Strand vermutet hatten, und gelangten eben nach Vico Equense.
Dieser hübsche Ort liegt hoch über dem Meer an einer Klippe, die einen herrlichen Ausblick auf den Vesuv und den Golf von Neapel gewährt. Wir sahen, dass es wohl möglich ist, über Straßen zum Meer zu gelangen, hatten aber nicht mehr wirklich Lust auf einen langen Fußmarsch. So genossen wir noch ein wenig den Ausblick von oben und machten und dann auf den Weg retour nach Neapel, wo wir den Abend wieder mit sehr leckerem Essen und dem obligatorischen Bier an der Piazza Bellini verbrachten.
Versteckte Plätze und Sitzen am Meer
Den letzten gemeinsamen Tag verbrachten wir ziemlich gemütlich. Am Vormittag schauten wir uns in einer Führung unter der Kirche San Lorenzo den römischen Untergrund an. Hierbei handelt es sich um eine Galerie von ehemaligen Geschäften und öffentlichen Räumen, die erst relativ spät entdeckt wurden.
Anschließend entführte ich Harry an einen Ort, den ich bei meinem ersten Besuch hier entdeckte und der ein Idyll in den hektischen Gassen der Innenstadt ist: den Garten im Palazzo Venezia. Wir genehmigten uns ein Weinchen mit kleinen Leckereien (Cichetti) dazu und genossen die Ruhe.
Ebenfalls ruhig ließen wir den Nachmittag ausklingen. Wir fuhren mit dem Bus hinunter bis zum Lungomare, kauften uns ein Bier und setzten uns auf die Wellenbrecher. Sonne tanken, Fische und erfolglose Angler beobachten, dem Meer beim Rauschen zuhören und gemeinsam träumen – das ist doch eine sinnvolle Nachmittagsbeschäftigung, oder 😉 ?
Am Abend waren wir dann noch richtig lecker Essen in der “Pescheria Azzurro“, einem Fischhändler mit angeschlossenem Lokal, und danach auf ein – ja, richtig – Abschlussgetränk auf der Piazza Bellini. Dann war die gemeinsame Zeit auch leider schon zu Ende.
Abschied in Neapel und Wiedersehen im Rom
Meine Reise von Neapel nach Siena musste weitergehen. Am Morgen begleitete ich Harry noch zum Flughafen, um mich danach dann mit dem Zug selbst auf die Socken zu machen in Richtung Rom. Der Abschied war diesmal nur halb so schlimm wie beim ersten Mal, denn in zwei Wochen würden wir uns zuhause schon wiedersehen.
In Rom wurde ich dann sehr herzlich begrüßt: Marc, mein englischer Hostelkollege vom ersten Besuch hier, erwartete mich bereits und ich stellte eigentlich nur meinen Rucksack ab. Denn sogleich begannen wir, um die Häuser zu ziehen und uns gut ausgestattet mit Getränken zum Brunnen der Piazza della Madonna dei Monti zu setzen.
Dieses Viertel in Rom ist vor allem eines: sehr authentisch und voll von Einheimischen. So kam es auch, dass wir sogleich zwei in Rom lebende Leute kennen lernten, mit denen wir dann einen echt lustigen Abend inklusivem spontanen “Fat Boy Slim“ – Open-Air Konzert verbrachten.
Picknick und Streetart
Dementsprechend gemütlich ließen wie es auch am nächsten Tag angehen. Das Frühstückspicknick am Kapitol und ein Spaziergang durch Trastevere füllten etliche Stunden des Tages. Zu meinem Glück ist Marc ein Spezialist für Streetart, der auch Führungen durch die verschiedenen Stadtteile Roms zu diesem Thema anbietet, und so erhielt ich gleichmal einen Einblick in die Straßenkunst der ewigen Stadt. Trastevere ist nämlich voll davon, und Marc weiß extrem viel zu den betreffenden Künstlern zu erzählen.
Hier geht´s zu meinem Artikel über Street Art in Rom
Am Lago Albano
Am nächsten Tag entschied ich mich dazu, rauszufahren aus Rom, um Castel Gandolfo zu sehen. Der Ausblick über den Lago Albano ist von dort oben wirklich toll, und wäre das Wetter besser gewesen, hätte ich gerne die Füße hineingetaucht in den schönen, kleinen See.
Castel Gandolfo selbst ist ein hübscher kleiner Ort, der vor allem für eines bekannt ist: den päpstlichen Palast und den Garten dazu. Ich war wirklich gewillt, mir das anzusehen, aber 27€ Eintrittspreis war mir dann doch etwas zu happig. Naja, die Kirche hat ja nichts zu verschenken, oder 😉 ?
Also bin ich nach Albano hinüberspaziert, doch außer einem alten römischen Amphitheater gab es dort nichts Spannendes zu sehen und der Regen ging mir auch schon auf die Nerven. Also fuhr ich nach Rom zurück und arbeitete am Nachmittag am letzten Blogartikel.
Am Abend trafen wir uns nochmal mit ein paar Locals, und am nächsten Morgen war nach einem letzten gemeinsamen Frühstücken mit Marc meine Zeit in Rom auch schon wieder vorbei. Zu wissen, dass ich jetzt Freunde in Rom habe, macht eine Wiederkehr aber noch wahrscheinlicher, als sie es ohnehin schon war 😉 .
Viterbo
Dass mich Italien verändert hat, merke ich vor allem daran, dass ich neuen Städten viel gelassener und uninformierter entgegen fahre. So erreichte ich Viterbo, ohne auch nur irgendetwas von der Stadt zu wissen, und war umso überraschter, mich plötzlich in einem mittelalterlichen Ort zu befinden.
Nach und nach erfuhr ich viele interessante Details von Viterbo. Zum Beispiel, dass es neben Rom und Avignon einmal Papstsitz war (1257 – 1281), fast alle Kirchen hier romanisch sind und die Schutzheilige der Stadt, die Hl. Rosa, beinahe unverwest in der gleichnamigen Kirche in einem Sarg liegt.
Außerdem isst und trinkt es sich in Viterbo hervorragend: sehr einfache, bodenständige Küche kann man hier genießen, meist in Form von Taglieri (Aufschnitten) oder Eintöpfen und Suppen. Die Mama des Hauses in meinem B&B verwöhnte mich außerdem mit selbstgemachtem Kuchen und Keksen zum Frühstück.
In Viterbo gibt es neben der Altstadt selbst, den Kirchen und den unterirdischen Strukturen noch einige interessante Museen zur etruskischen und römischen Geschichte sowie im Umland einige Thermen und Gärten zu besichtigen. Ich schaffte es leider nur ins kostenlos zugänglichen Keramikmuseum, alles andere muss ich mir wohl für eine spätere, ausgiebige Tour durch den Lazio aufheben.
Siena
Von Neapel nach Siena – das Ziel der sechsten Etappe war erreicht. Und obwohl die Anreise von Viterbo mit Bus und Zug aus nach Siena lange und mit zweimaligem Umsteigen verbunden war und ich zunehmend unter einer Erkältung litt, so hatte ich doch große Freude an dieser wunderschönen Stadt.
Gleich vorweg mein Pro-Tipp für Siena: die Altstadt erreicht man vom Bahnhof aus am besten und bequemsten über das gegenüber liegende Einkaufszentrum. Dort gehen nämlich Rolltreppen bis ganz hinauf, denn Siena liegt erhöht auf einem Hügel. So erspart man sich einen steilen Anstieg!
Die Piazza di Campo …
Ja, das Herzstück von Siena ist natürlich die große Piazza di Campo. Hier, auf diesem muschelförmigen Platz, findet zwei Mal jährlich der Palio statt – das wohl bekannteste Pferderennen Italiens, bei welchem jeweils 10 der 17 Contraden (Stadtviertel) gegeneinander antreten.
Aber auch ohne Palio ist dieser Platz sehr sehenswert – von allen Seiten. Vor allem aber von oben. Deshalb bestieg ich auch am Morgen des zweiten Tages hier den Torre del Mangia, den großen Turm des Palazzo Pubblico und bestaunte den Ausblick auf Siena und die umgebende toskanische Landschaft.
… und vieles mehr
Siena hat aber natürlich noch einiges mehr zu bieten als diesen großen, schönen Platz. Zum Beispiel den Dom, der dem in Florenz her vom Stil ähnlich ist. Oder auch bezaubernde Gassen, durch die man gerne spaziert und sich dabei auf die Suche nach Hinweisen auf die jeweiligen Contraden begeben kann. Auch das Museum für Archäologie oder jenes von “Santa Maria della Scala“, einem einstigen Krankenhaus, sind toll anzusehen.
Es gäbe natürlich noch einige Museen mehr hier, aber durch meine Erkältung hatte ich nicht die Kraft, mich durch noch mehr zu begeben. Also hielt ich einen Nachmittagsschlaf und gönnte mir am Abend das, worauf ich mich schon am meisten freute: Pici con Cacio e pepe. Dieses Pastagericht hatte ich von meiner ersten Reise in die Toskana vor 2 Jahren noch im Gedächtnis und konnte eine Wiederholungstat gar nicht mehr erwarten.
Mit diesem genussvollen Ereignis, einer sehr unruhigen Nacht mit Husten und einem klassischen schnellen Frühstück in einer Bar war meine Zeit in Siena auch schon wieder vorbei. Und damit auch die vorletzte Etappe dieser Reise.
Immer näher kam also die Rückkehr nach Hause, und viele Gedanken kreisten bereits um die Zeit “danach“, also nach diesem Trip. Gedanken an den Alltag, an das was dann zu tun ist, worauf ich mich freue und was mir wohl fehlen wird.
Italienische Reise von Neapel nach Siena – Fazit
Diese Etappe war unglaublich vielseitig. Zum einen natürlich kulturell und landschaftlich, da ich in diesen Tagen schon eine ordentlich lange Strecke zurücklegte, zum anderen aber auch sozial. Zuerst war ich mit meinem Amore zusammen in Neapel, dann mit neuen Freunden in Rom, und schließlich wieder ganz alleine in Viterbo und Siena.
Das Thema des Heimkommens wurde auch immer präsenter, je weiter ich in den Norden fuhr. Noch als etwas vage Idee davon, aber doch unausweichlich vor mir. Umso mehr entschied ich mich dazu, die verbleibenden Momente besonders zu genießen und jeden neuen Eindruck zu schätzen. Ich wollte es einfach ein wenig anders machen als Goethe, der den Weg zurück hinauf nach Deutschland ab Rom nicht mehr kommentiert hat und recht zügig gereist sein dürfte.
Und so hatten es diese zehn Tage von Neapel nach Siena in sich: wunderschöne gemeinsame Zeit in der aufregendsten Stadt Italiens (Neapel), Kennenlernen von neuen Ecken und Menschen in Rom, überraschende Faszination durch Viterbo und majestätische Schönheit in Siena. Das alles begleitet von einmaligen Genussmomenten, wie sie einfach nur Italien bescheren kann.
Psychologische Effekte der sechsten Etappe
Dabei konnte ich mich verlieren: Ich liebe es, um die Häuser zu ziehen – aber fühle dann die nächsten 3 Tage meine Ü30! Dazu noch das miese Wetter! Hätte ich nicht genug Arbeit gehabt, wäre ich wohl keine angenehme Zeitgenossin gewesen 😉
Da hab ich mich selbst gefunden: Das Wiedersehen mit Harry war so unglaublich schön. Nicht, dass ich mich alleine nicht auf wohl fühlen würde, aber das gemeinsame „am Meer sitzen“ hat dann doch nochmal eine andere Qualität und gibt mir sehr viel Kraft.
Besonders intensiver Eindruck: Neapel an sich wieder einmal – diese Stadt ist einfach ein Bollwerk an sensorischer Information. Aber auch die Kulinarik in Viterbo und Siena hat mich wirklich vom Hocker gehauen.
Lernerfahrung für mich: Manchmal zahlt sich Nicht-Planung wunderbar aus – denn dann ist die Überraschung groß! Und es ist unglaublich entspannend, die Dinge auf einen zukommen zu lassen.
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Das ist Barbara, eine reisesüchtige Psychologin. Sie liebt Sonne, Italien, gutes Essen und Wein. Und denkt gern über sich selbst und andere nach. Meistens mag sie sich ganz gern und plant ständig irgendwelche Reisen.
Oh Mann, schon die sechste von sieben Etappen :/ mir werden diese Berichte total fehlen ich lese sie so gerne und finde sie total inspirierend! Ich möchte unbedingt auch mal die ganzen Plätze besuchen, von denen du so schwärmst! Mein Fernweh ist definitiv geweckt! ❤️
Liebe Grüße, Kay.
http://www.twistheadcats.com
Ja, die Zeit ist tatsächlich schnell vergangen! Aber ich hab ja ordentlich Stoff für weitere Berichte mitgebracht 😉 . Das freut mich, dass ich auch andere Leute inspirieren kann! LG Barbara